Der Fußball-Romantiker

Donezk. Er gilt als "Herz" und "Hirn" des spanischen Fußballs. In der Nationalmannschaft und beim FC Barcelona ist Xavi der unbestrittene, allseits anerkannte Denker und Lenker. Er bestimmt Taktik, Tempo und Rhythmus. "Der Beste seiner Zunft", adelte ihn das "Fifa Magazine" schon vor Jahren

 Ein Fußball und ein grüner Rasen - mehr braucht Xavi Hernandez nicht, um glücklich zu sein. Der Mittelfeld-Regisseur des FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft gilt als einer der Besten seiner Zunft. Foto: Marcus Brandt/dpa

Ein Fußball und ein grüner Rasen - mehr braucht Xavi Hernandez nicht, um glücklich zu sein. Der Mittelfeld-Regisseur des FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft gilt als einer der Besten seiner Zunft. Foto: Marcus Brandt/dpa

Donezk. Er gilt als "Herz" und "Hirn" des spanischen Fußballs. In der Nationalmannschaft und beim FC Barcelona ist Xavi der unbestrittene, allseits anerkannte Denker und Lenker. Er bestimmt Taktik, Tempo und Rhythmus. "Der Beste seiner Zunft", adelte ihn das "Fifa Magazine" schon vor Jahren. Sich selbst bezeichnete der geniale Spielmacher einmal als "Fußball-Romantiker wie Johan Cruyff. Uns gefällt offensiver, attraktiver, schöner Fußball."Xavi verfügt über eine Vielzahl außergewöhnlicher Fähigkeiten wie kaum ein anderer. Der nur 1,70 Meter große, 68 Kilogramm leichte Ästhet hat einen unglaublichen Instinkt. Er kann ein Spiel regelrecht lesen und denkt immer mehrere Spielzüge voraus. Wie ein Magnet zieht er die Pässe seiner Teamkollegen an und verteilt die Bälle dann blitzartig weiter. Xavi verleiht dem schwindelerregenden, kunstvollen Kombinationswirbel "Tiki taka" des Welt- und Europameisters den entscheidenden Glanz und Kick.

"Ich spiele immer nach vorn, das ist meine Philosophie - und zwar aus Überzeugung", beschreibt Xavi sein Spielverständnis. "Ich bin beim FC Barcelona mit dieser Spielweise groß geworden und bin davon begeistert. Ich denke, die beste Art, ein Spiel zu gewinnen, besteht darin, von der ersten Minute an auf Angriff zu spielen."

Joan Vilá, sein erster Trainer beim katalanischen Club, beschrieb das Jahrhunderttalent so: "Keiner repräsentiert unsere Philosophie besser als Xavi. Er ist der genetische Abdruck des Fußballs à la FC Barcelona." Technische Perfektion, bestechende Präzision, strategisches Handeln, Schnelligkeit und unglaubliche Laufbereitschaft machen ihn zu einem fast vollkommenen Spieler. Nur beim Kopfball und im Abschluss weist Xavi Schwächen auf. Selbstkritisch räumte er ein: "Ich müsste mehr Tore erzielen. Aber wenn ich an den Strafraum komme, entscheide ich mich fast immer für ein Zuspiel." Davon profitieren seine Kollegen im Club und der "selección".

Obwohl Xavi zu den Größten im Weltfußball gehört, sind ihm Star-Kult und Selbstdarstellung völlig fremd. Und obwohl er auf dem Platz uneingeschränkt das Sagen hat, tritt der meist leicht melancholisch wirkende 32-Jährige abseits stets ruhig und bescheiden auf. Über sein Privatleben ist praktisch nichts bekannt. Aber immerhin soviel, dass er als Javier Hernández i Creus, wie er richtig heißt, am 25. Januar 1980 in Terrassa geboren wurde und aus einer richtigen Fußballer-Familie stammt. Selbst der Hund heißt "Gol" (Tor). Xavis Vater spielte bis 37, schaffte allerdings nie den Durchbruch wie er oder auch sein Opa. Der brachte es bei Espanyol bis zum Kapitän, weshalb Xavi als Kind natürlich Fan des Lokalrivalen war. Dort war für seinen jüngeren Bruder Quique im B-Team Endstation.

Xavi lernte das Fußball-Einmaleins in der Fußballschule seines Vaters. Bereits mit elf Jahren holte ihn der FC Barcelona, wo das Riesentalent über die diversen Jugendteams den Aufstieg zu den Profis schaffte. Dort übernahm er nach Pep Guardiolas Karriereende die Position des Spielmachers.

Mit bislang über 600 Einsätzen für Barça stellte er einen wohl uneinholbaren Vereinsrekord auf. Und ein Ende ist nicht abzusehen, da Xavi seinen Vertrag bis 2016 verlängerte. "Wenn er so weitermacht, knackt er noch die 700", versicherte Guardiola. An einen Wechsel zu einem anderen Top-Club hat der überzeugte Katalane trotz verlockender Angebote nie gedacht. "Ich fühle mich hier wohl", sagte er. Barcelona honoriert diese Treue mit angeblich 7,5 Millionen Euro Gehalt pro Saison.

Sechs Meistertitel, drei Triumphe in der Champions League, zwei Club-Weltmeisterschaften und sechs Siege im spanischen Superpokal gehören zu Xavis wichtigsten Erfolgen mit Barça. In der Nationalmannschaft ragen natürlich die beiden Titel bei der WM 2010 und EM 2008 heraus. dpa

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