Der Fußball ist intellektueller geworden

Fußball ist einfach. 22 Spieler, zwei Tore und ein Ball. Drei Punkte gibt es für einen Sieg, einen für ein Unentschieden. Bei Punktgleichheit entscheidet das Torverhältnis. Wer das bessere hat, ist besser. Jeder Fußball-Freund kann daher Tabellen nahezu reflexartig ausrechnen - sobald er die zweite Grundschulklasse abgeschlossen hat

Fußball ist einfach. 22 Spieler, zwei Tore und ein Ball. Drei Punkte gibt es für einen Sieg, einen für ein Unentschieden. Bei Punktgleichheit entscheidet das Torverhältnis. Wer das bessere hat, ist besser. Jeder Fußball-Freund kann daher Tabellen nahezu reflexartig ausrechnen - sobald er die zweite Grundschulklasse abgeschlossen hat. Doch mit dieser geistigen Anfängerübung ist seit dieser EM dank der Uefa Schluss.Sie hat einfach klammheimlich das Tabellenrechnen revolutioniert. Bei Punktgleichheit zweier Mannschaften zählt nun nicht mehr das Torverhältnis, sondern der direkte Vergleich. Sind drei von vier Mannschaften punktgleich, muss der Fan gar eine gänzlich neue Tabelle rechnen und alle Tore, die die drei Mannschaften gegen die vierte Nichtpunktgleiche geschossen haben, ignorieren - oder so ähnlich. Und so sitzen Millionen Fußball-Fans verzweifelt vor den neuen EM-Tabellenregeln und verstehen derzeit vor allem nur so viel: Es ist nicht mehr so wichtig, viele Tore zu schießen. Und: Tabellenrechnen ist nun mindestens genauso schwer wie eine Mathe-Textaufgabe in Klasse vier. Und vor allem: Traue keinem TV-Kommentator, wenn er einen Tabellenstand verkündet. Damit ist das Hauptziel der Uefa erreicht: dem Fußball die Intellektualität zu geben, die ihm zusteht. Dafür danken wir der Uefa recht herzlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort