Gauchos fahren nach Russland Der Floh wird zum Riesen

Quito · Messis Argentinier buchen nach 3:1 in Ecuador das WM-Ticket. Peru muss in die Relegation, Chiles „goldene Generation“ ist am Ende.

Lionel Messi hüpfte umringt vom Team wie ein Flummi über den Platz. Dann verschwand La Pulga, der Floh, in einem Pulk aus Kameras, ehe das weiß-blau gestreifte Trikot mit der magischen Rückennummer „10“ in den Block der ausgelassen feiernden argentinischen Fans flog. Der fünfmalige Weltfußballer ist bei der WM in Russland dabei, in seinem Sog auch der zweimalige Champion Argentinien.

„A la altura de Dios“, auf der Höhe Gottes, brachte es das heimische Sportblatt Olé auf den Punkt. Gemeint waren damit nach Messis Drei-Tore-Gala beim 3:1 (2:1) in Ecuador vordergründig die 2850 Meter über dem Meeresspiegel im Spielort Quito, aber auch die Erleichterung über die (fast) endlich erreichte Gleichstellung mit Diego Maradona, dessen Hand Gottes die Gauchos 1986 in Mexiko zum zweiten WM-Titel geführt hatte.

„Die letzte Ansprache war, dass wir alle Messi zur WM führen müssen. Eine WM ohne ihn wäre undenkbar gewesen“, betonte der in seinem vierten Pflichtspiel für Argentinien erstmals siegreiche Nationaltrainer Jorge Sampaoli. Am Ende war es umgekehrt. Weil der Barcelona-Star sich als Erster vom Schock-Gegentor nach nur 38 Sekunden durch Romario Ibarra erholte und dann gegen die ohne WM-Chance angetretenen Hausherren Katz und Maus spielte.

Sein Dreierpack (12., 20., 62.) verhinderte ein historisches Debakel des Vize-Weltmeisters, dem als Tabellensechster vor dem „Finalissimo“ der südamerikanischen WM-Qualifikation erstmals seit 47 Jahren das Verpassen einer Endrunde drohte. „Die Seleccion wird sich steigern, wird eine andere sein“, versprach der 30-Jährige, der monatelang gegenüber der heimischen Presse geschwiegen hatte. Sein ehemaliger Barca-Teamkollege, der brasilianischer Superstar Neymar („Ich freue mich für meinen Freund“), gratulierte dem einmal mehr überragenden Fußball-Magier der Gauchos aus der Ferne.

Dagegen blieb am letzten Eliminatorias-Spieltag der amtierende Südamerika-Meister Chile nach einem 0:3 (0:0) beim zuvor bereits qualifizierten Rekord-WM-Champion Brasilien auf der Strecke. Uruguay mit einem 4:2 (2:1) gegen Bolivien und Kolumbien dank eines Treffers des Münchners James beim 1:1 (0:0) in Peru sicherten sich ebenfalls ein Direktticket für das Turnier im kommenden Jahr.

Für Peru steht als Abschlussfünfter die WM-Tür nach dem Ausgleich durch den Ex-Bundesliga-Star Paolo Guerrero (München, Hamburg) gegen den Ozeaniensieger Neuseeland in den Play-offs noch offen. Paraguay verspielte seine letzte Chance mit einem 0:1 (0:0) gegen das zuvor erst einmal siegreiche Schlusslicht Venezuela.

Nach den Copa-America-Triumphen 2015 und 2016 sowie der Confed-Cup-Niederlage vor wenigen Wochen gegen Deutschland bei der WM-Generalprobe in Russland endete für Chiles „goldene Generation“ mit den Gegentoren der Seleçao-Stars Paulinho (55.) und Gabriel Jesus (57., 90.) die erfolgreichste Epoche der Verbandsgeschichte. Trainer Juan Antonio Pizzi verkündete noch in der Kabine seinen Abschied.

„Vielen Dank, Jungs, für alles“, twitterte aus der Ferne der Münchner Arturo Vidal, der in Sao Paulo „La Roja“ wegen einer Gelbsperre fehlte. Das hörter sich nach dem Ende seiner Länderspiel-Karriere an, was er später dann aber doch dementierte. Leverkusens Charles Aranguiz lief immerhin elf Tage nach seinem Muskelfaserriss im Ligaspiel gegen Schalke 04 eine Halbzeit lang auf.

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