Frauenfußball Der erste Gradmesser für den Bundesliga-Aufstieg

Saarbrücken · Die Frauen des FCS spielen gegen Hoffenheim II. Topspielerin de Backer ist gut drauf.

 Jacqueline de Backer (unten) freut sich mit Tessa McKibben. De Backer ist eine der wenigen beim FCS, die schon in der 1. Liga gespielt haben.

Jacqueline de Backer (unten) freut sich mit Tessa McKibben. De Backer ist eine der wenigen beim FCS, die schon in der 1. Liga gespielt haben.

Foto: Andreas Schlichter

Jacqueline de Backer erinnert sich gut an jenen Moment: „Es war Winter, gefühlte zehn Grad minus. Für mich war das damals eine coole Sache“, blickt die Offensivspielerin des Frauen-Zweitligisten 1. FC Saarbrücken zurück auf ihr Debüt in der Fußball-Bundesliga. Das ist fast acht Jahre her, de Backer war 15 Jahre alt. Im Dezember 2009 verlor der FCS bei Turbine Potsdam mit 1:5. Weltfußballerin Nadine Keßler, gerade von Saarbrücken nach Brandenburg gewechselt, traf zum 1:0. Anja Mittag erhöhte auf 2:0, Lira Bajramaj erzielte einen Doppelpack für das Potsdamer Starensemble, das später die Champions League gewann.

Diese Glanzzeiten, in denen sich die FCS-Frauen mit den Besten messen durften, sind lange vorbei – seit 2011. Doch sie könnten wieder aufleben: Nach vier Spielen steht das Team von Trainer Taifour Diane mit zwölf Zählern und 21:3 Toren an der Spitze der 2. Bundesliga Süd. Und weil mit den zweiten Mannschaften des 1. FFC Frankfurt, des FC Bayern München und der TSG 1899 Hoffenheim drei nicht aufstiegsberechtigte Mannschaften folgen, wird der Erstliga-Absteiger Bayer Leverkusen der einzige Rivale um den Aufstieg in die Bundesliga sein.

Im Team spiele das keine Rolle, sagt de Backer, mit 23 inzwischen so alt wie die Zahl ihrer Erstliga-Einsätze: „Die Bundesliga wird in der Mannschaft nicht thematisiert. Wir sind froh, gut gestartet zu sein. Aber ohne den bisherigen Gegnern zu nahezutreten, die starken kommen jetzt erst“, sagt de Backer. So ganz stimmt das aber nicht: Zwar lautet das offizielle Vereinsziel, die neue eingleisige 2. Liga zu erreichen, also unter die ersten Sechs zu kommen. Doch Abteilungsleiter Winfried Klein hat bereits öffentlich verkündet – zuletzt vor 14 Tagen nach dem Sieg in Andernach – dass der FCS für einen Aufstieg gerüstet sei und diesen wahrnehmen werde.

Am Sonntag um 14 Uhr erwartet der FCS den Vorjahresmeister Hoffenheim II auf dem Kieselhumes – der erste Gradmesser der Saison. Und ein Fingerzeig, ob die Mannschaft Richtung 1. Liga denken kann. „Der Sprung dahin ist immens, alleine von der Schnelligkeit ist das ein ganz anderes Level“, sagt de Backer: „Wir sind selbstbewusst, wollen zeigen, dass wir auch gegen starke Gegner bestehen können.“ Die warten jetzt nacheinander: Erst Hoffenheim, dann auswärts Leverkusen und Bayern II, gefolgt vom Heimspiel gegen Frankfurt II. „Danach sind wir schlauer, wo die Reise hingehen kann“, findet de Backer.

Für den FCS habe diese Reise hart begonnen. „Der Sommer war echt anstrengend. Wir haben viel gearbeitet, sind viel fitter als letzte Saison“, sagt de Backer. Sie selbst habe fast acht Kilo abgenommen. „Dadurch fühle auch ich mich besser“, erklärt die Püttlingerin, die schon sechs Mal traf und hinter FCS-Kollegin Chiara Klein (sieben Tore) zweitbeste Schützin der Liga ist. Kein Vergleich zu den fünf Toren in der Vorsaison, wobei sie da defensiver agierte. „Ich bin froh, wieder vorne zu spielen, aber ich hätte sogar ein, zwei Dinger mehr machen können“, merkt sie selbstkritisch an. Dennoch sei der Aufschwung ihrer Ansicht nach unverkennbar. „Wir haben uns spielerisch und taktisch weiterentwickelt. Mit Tesa McKibben und Chiara Klein sind wir auf beiden Flügeln extrem stark besetzt. Und Anja Selensky steht vorne sowieso da, wo sie stehen muss.“

Doch würde das für die Bundesliga reichen, wo sich Aufsteiger traditionell schwer tun und fast immer direkt wieder absteigen? „Es ist auch so, dass wir alle einen Job oder eine Ausbildung haben. Danach geht es direkt ins Training. In der Bundesliga wäre der Aufwand viel größer, wir müssten noch mehr trainieren“, sagt de Backer und spricht ein zentrales Problem an. Denn bei vielen Bundesligisten gibt es ein Vollprofitum, beim FCS sind es nur eine Handvoll Profis – etwa die US-Amerikanerin McKibben oder die neu verpflichtete Russin Elizaveta Danilova.

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