Der einzig wahre Torhüter von Welt

München. Jetzt muss Lutz Pfannenstiel nur noch den Südpol erobern. Seit der Torhüter mit dem aktuellen Engagement beim brasilianischen Club CA Hermann Aichinger auch in Südamerika Station macht, hat er auf allen sechs Fußball-Kontinenten des Weltverbandes Fifa gekickt. "Damit bin ich Rekordhalter

 Der Niederbayer Lutz Pfannenstiel hat auf sechs Kontinenten im Tor gestanden. Was ihm jetzt noch fehlt, ist ein Kick in der Antarktis. 1996 wäre er fast bei der SV Elversberg gelandet. Foto: dpa

Der Niederbayer Lutz Pfannenstiel hat auf sechs Kontinenten im Tor gestanden. Was ihm jetzt noch fehlt, ist ein Kick in der Antarktis. 1996 wäre er fast bei der SV Elversberg gelandet. Foto: dpa

München. Jetzt muss Lutz Pfannenstiel nur noch den Südpol erobern. Seit der Torhüter mit dem aktuellen Engagement beim brasilianischen Club CA Hermann Aichinger auch in Südamerika Station macht, hat er auf allen sechs Fußball-Kontinenten des Weltverbandes Fifa gekickt. "Damit bin ich Rekordhalter. Das hat bisher noch kein Fußballer geschafft", erklärt der "Welttorhüter" aus dem niederbayerischen Zwiesel. Als nächstes träumt er von einem Benefiz-Spiel auf antarktischem Boden. Für diese Partie, die noch in diesem Jahr steigen soll, bemühe er sich derzeit unter anderem um David Beckham, Luis Figo und Zin&;dine Zidane als Mitspieler, berichtet der 34-Jährige.

"Ich brauche immer Träume, denen ich hinterherhecheln kann", sagt einer, der auszog aus dem Bayerischen Wald in die weite Welt. Bei rund 25 Vereinen in der ganzen Welt - unter anderem in Malaysia, England, Singapur, Südafrika, Finnland, Neuseeland, Norwegen, Armenien, Albanien und Kanada - hat er gespielt. Mal blieb er nur einige Monate, mal ein oder zwei Jahre.

Dabei hätte es auch ganz anders kommen können, hätte der damals 19 Jahre alte Torhüter des Bayernligisten 1. FC Bad Kötzting nicht das Angebot der Amateure von Bayern München ausgeschlagen. "Ich war ungeduldig und wollte unbedingt sofort als Profi spielen", erklärt Pfannenstiel, weshalb er lieber bei den Penang Panthers in Malaysia seine Karriere als Weltenbummler begann. "Ich hätte wohl auch nicht das Zeug zum Bundesliga-Toptorwart gehabt", sagt er ehrlich. Nur noch einmal, für die Saison 1998/99, zog es ihn zu Wacker Burghausen zurück nach Deutschland.

Starkult genoss Pfannenstiel in Asien. Mit Geylang United aus Singapur spielte er vor 110000 Zuschauern im Iran in der asiatischen Champions League. In Singapur erlebte er aber auch schwere Stunden: Verurteilt wegen Wettbetrugs, saß er dort im Jahr 2000 für 101 Tage im Gefängnis. "So stelle ich mir die Hölle vor", blickt Pfannenstiel zurück. Mithäftlinge seien auf dem Gefängnisgelände mit einem Strick hingerichtet worden. In der 14-Quadratmeter-Massenzelle habe er 16 Kilogramm Gewicht verloren und danach lange an den psychischen Folgen der Haft gelitten. "Seit der Haft hat sich vieles in meinem Leben relativiert", erinnert er sich. Bis heute beteuert Pfannenstiel seine Unschuld. Man hatte ihm kurioserweise vorgeworfen, "zu gut" gehalten zu haben.

Der zweite Weihnachtstag 2002 war ein weiterer Wendepunkt in Pfannenstiels Leben: Bei einer Partie seines englischen Drittliga-Clubs Bradford Park Avenue brach er nach einem Zusammenstoß zusammen und war klinisch tot. Drei Mal musste er wiederbelebt werden. Noch heute verehren ihn die Fans dort, wenn er im Stadion vorbeischaut. Weil er als Märtyrer fast für den Club gestorben wäre, erläutert Pfannenstiel. Seine Geschichte hat er bereits als Filmstoff nach Hollywood verkauft.

Ende Mai endet Pfannenstiels Vertrag in Brasilien. Was danach kommt, weiß er noch nicht. Neue Angebote - etwa wieder aus Brasilien - hat er schon vorliegen. Früher oder später dürfte es ihn mit seiner zweiten Frau, einer Usbekin, aber nach Norwegen ziehen. "Norwegen ist für mich das beste Land der Welt. Ich glaube, ich war in einem ersten Leben Wikinger", sagt der Abenteurer.

Spielerberater oder Trainer möchte der studierte Sport- und Tourismusmanager nach seiner Karriere werden. Einen großen sportlichen Traum, den hat er aber noch: "Einmal in der Bundesliga zwischen den Pfosten stehen - und wenn es nur fünf Minuten wären." dpa

"Ich brauche immer Träume, denen ich hinterherhecheln kann."

Weltenbummler Lutz Pfannenstiel

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