Rudern Der Deutschland-Achter rettet die Bilanz der Ruderer

Glasgow · Parade-Boot behält die Nerven und stürmt zum sechsten EM-Sieg in Folge. In allen anderen 13 olympischen Wettkampfklassen gehen die Deutschen leer aus.

 Die Ruderer des Deutschland-Achters freuen sich mit ihrem Steuermann Martin Sauer (oben links) über EM-Gold.

Die Ruderer des Deutschland-Achters freuen sich mit ihrem Steuermann Martin Sauer (oben links) über EM-Gold.

Foto: AP/Darko Bandic

Auf das Paradeboot ist Verlass. Nach einer bis dahin enttäuschenden Vorstellung der deutschen Ruderer bei der Europameisterschaft in Glasgow sorgte der Deutschland-Achter für einen umjubelten Abschluss. Das Team um Schlagmann Hannes Ocik setzte sich gestern Nachmittag im Finale der kontinentalen Titelkämpfe letztendlich deutlich vor den Niederlanden und Rumänien durch.

„Wir waren echt am Limit, aber das Resultat am Ende war gut“, kommentierte der Schweriner Ocik den bereits sechsten EM-Triumph in Serie. Bundestrainer Uwe Bender, früher Landestrainer im Saarland, war sichtlich erleichtert: „Kompliment an die Mannschaft. Sie hat das souverän herausgefahren.“ Sein seit 2016 bei allen Finalrennen ungeschlagenes Team geht damit als Favorit in die Weltmeisterschaft vom 9. bis 16. September im bulgarischen Plowdiw.

Auf dem Rudersee im Strathclyde Country Park erwischte der Achter keinen guten Start, steigerte sich dann aber. Nach der 1000-Meter-Marke zog das Boot an den zuvor führenden Niederländern vorbei. 500 Meter weiter betrug der Vorsprung bereits eine halbe Bootslänge, die Führung gab Deutschland nicht mehr her. „Heute hat man gemerkt, dass wir die Gejagten sind“, sagte Torben Johannesen, „vor allem die Holländer haben richtig Druck gemacht.“

Es spricht für die mentale Stärke der Crew, dass sie selbst unter Druck die Ruhe bewahrt. „Sie können sich auf den Punkt konzentrieren, das ist nicht selbstverständlich“, lobte Verbands-Cheftrainer Ralf Holtmeyer.

Anders als im Achter-Rennen ging die deutsche Flotte in den weiteren 13 olympischen Wettkampfklassen leer aus. Überraschend kam das jedoch nicht. Schließlich war der Deutsche Ruderverband (DRV) mit einer B-Mannschaft nach Schottland gereist und hatte nur sieben Boote gemeldet, um die Vorbereitung der Top-Athleten auf die nahe WM nicht zu stören. Neben dem Achter gelang nur dem Vierer ohne Steuerfrau der Finaleinzug. Doch das Team um Schlagfrau Alexandra Höffgen (Neuss) musste sich am Samstag mit Rang sechs begnügen.

Die Chance, das neue EM-Format mit sieben Sportarten für mehr Medienresonanz zu nutzen, wurde damit verspielt. „Wir haben die Europameisterschaft nicht konsequent genug ins Programm genommen“, sagte Holtmeyer. Das habe allerdings auch daran gelegen, dass die Finanzsituation im Winter durch die späte Regierungsbildung ungeklärt gewesen sei. „Mit dem zweiten Anzug ist man hier chancenlos“, sagte Holtmeyer: „Wir hatten uns nach den ersten Weltcups, die sehr gut waren, ein bisschen überschätzt. Das reicht nicht.“ Daraus müsse man in Zukunft lernen. Am besten schon bis zur WM.

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