Fußball-Regionalliga Der deprimierende Liga-Alltag hat den SV Röchling eingeholt

Völklingen · Niederlagen, Verletzungen, Sperren: Der Aufsteiger ist erstmals auf einen Abstiegsplatz in der Regionalliga gerutscht. Die Aussichten sind bescheiden.

 Der Völklinger Gianluca Lo Scrudato muss vom Platz, und Trainer Günter Erhardt ist wenig begeistert.

Der Völklinger Gianluca Lo Scrudato muss vom Platz, und Trainer Günter Erhardt ist wenig begeistert.

Foto: Andreas Schlichter

Der Rausch ist verflogen. Nachdem der SV Röchling Völklingen die Begeisterung über seinen überraschenden Aufstieg in die Fußball-Regionalliga mit dem 3:2-Auftaktsieg gegen TuS Koblenz zu Beginn der Saison noch mitnehmen konnte, herrscht nach zehn Spieltagen Ernüchterung pur. Der Dreier zum Start ist bislang der einzige Sieg geblieben. Danach folgten vier Unentschieden und fünf Niederlagen. Durch die 0:2-Pleite beim SSV Ulm ist der SV Röchling auf den drittletzten Tabellenplatz und damit erstmals auf einen direkten Abstiegsplatz zurückgefallen.

Der KSV Hessen Kassel steht nur aufgrund der vom Verband verhängten Strafe von neun Minuspunkten (wegen Insolvenz) hinter den Schwarz-Roten und wird mit dem Abstieg in die Oberliga voraussichtlich wenig zu tun haben. Am Ende des Klassements hält Mitaufsteiger Schott Mainz die Rote Laterne in der Hand. „Noch ist das alles nicht so dramatisch. Wir dürfen jetzt nur nicht den Anschluss verlieren. Wir sind in Schlagdistanz zu den Nicht­abstiegsplätzen. Wir müssen jetzt mal einen knappen, dreckigen Sieg einfahren“, will sich Röchling-Trainer Günter Erhardt „nicht verrückt machen lassen“. Die nächste Chance auf einen Dreier bietet sich an diesem Samstag, wenn um 14 Uhr Kassel im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion gastiert.

Sorgen macht die Situation allerdings, weil gleich mehrere wichtige Spieler fehlen. Stürmer Felix Dausend wird mit einem Bänderriss im Knie erst wieder im nächsten Jahr gegen den Ball treten können. Sportlich noch gravierender ist der Ausfall von Spielgestalter Nico Zimmermann, dessen Rückkehr nach seiner Kapsel- und Bänderverletzung am Fuß noch nicht zu terminieren ist. „Ich hoffe, dass Nico in zwei Wochen wieder spielen kann. Aber das muss man erst abwarten“, sagt Erhardt vorsichtig optimistisch. Dazu kommt, dass der SV Röchling aufgrund von Platzverweisen samt anschließender Sperre die letzten beiden Spiele jeweils zu zehnt beenden musste. Außenstürmer Milan Ivana, der in Ulm wegen einer Fußverletzung fehlte, trainiert wieder und könnte gegen Kassel dabei sein.

Wie sein Trainer stemmt sich auch Rouven Weber gegen jede Schwarzmalerei. „Natürlich sind die Verletzungen von solchen Leistungsträgern für uns enorm schwer. Unser Kader ist nicht so aufgestellt, dass wir das auf Dauer kompensieren können. Aber wir sind noch relativ früh in der Saison, und wir haben sieben Punkte. Jetzt sind die Spieler gefragt, die vorher nicht so oft gespielt haben“, nimmt der Kapitän seine Kollegen in die Pflicht. Dass durch die Ausfälle und Sperren nun die Spieler aus der zweiten Reihe öfter zum Zuge kommen, sei für die Stimmung in der Mannschaft sogar durchaus zuträglich, glaubt Weber. Auch Erhardt bezeichnet die Stimmung als „okay“. Der Trainer sagt aber auch deutlich: „Uns hilft keine gute Stimmung, sondern wir brauchen Punkte.“

Dass mancher Beobachter sich an die Regionalliga-Saison 2015/2016 erinnert, als der damalige Überraschungs-Aufsteiger SV Saar 05 am Ende abgeschlagen und in einer tiefen Depression auf dem letzten Tabellenplatz landete, hält der Trainer für „Schwachsinn“. „Uns war bewusst, dass es schwierig wird mit unserem Etat. Ich vergleiche uns nur mit Vereinen, die in unserer Liga die gleichen Möglichkeiten haben. Da gibt es nur einen – und der steht hinter uns“, sagt Erhardt und meint damit Schott Mainz. Um die Klasse zu halten, wird der SV Röchling nach dem letzten Spieltag allerdings mindestens zwei weitere Konkurrenten hinter sich lassen müssen. Und dazu braucht er fitte Topspieler, gute Stimmung und Siege.

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