Der alte Mann und die neue Chance

Saarbrücken. Michael Schumacher strahlt übers ganze Gesicht. Im grellen Scheinwerferlicht springt er aufs Auto und reißt die Arme hoch. Dann geht ein goldener Glitter-Regen über ihn nieder. Düsseldorf, 27. November 2010, Siegerehrung beim Race of Champions. Er ist wieder da. Zurück im Schweinwerferlicht. Zurück auf dem Siegerpodest. Zurück unter den Gewinnern: Michael Schumacher

 Das berühmteste Kinn der Formel 1 will in der neuen Saison Gas geben - und weit vorne landen: Michael Schumacher. Foto: dpa

Das berühmteste Kinn der Formel 1 will in der neuen Saison Gas geben - und weit vorne landen: Michael Schumacher. Foto: dpa

Saarbrücken. Michael Schumacher strahlt übers ganze Gesicht. Im grellen Scheinwerferlicht springt er aufs Auto und reißt die Arme hoch. Dann geht ein goldener Glitter-Regen über ihn nieder.Düsseldorf, 27. November 2010, Siegerehrung beim Race of Champions. Er ist wieder da. Zurück im Schweinwerferlicht. Zurück auf dem Siegerpodest. Zurück unter den Gewinnern: Michael Schumacher. Hier, wo sich am Saisonende die Besten der Besten im Motorsport mit gleichen Waffen duellieren, ist Schumacher der Star. "Das war mein persönlicher Höhepunkt des Jahres", sagt Schumacher. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel, mit dem Schumacher das Team Deutschland bildet, steht daneben im Schatten. Er verlor drei der sechs Rennen. "Michael hat mich mit durchgezogen. Zum Glück war er mein Teamkollege", sagt Vettel, während Schumacher die Ovationen der Fans aufsaugt wie ein ausgetrockneter Schwamm.

Seine letzte Siegerehrung ist lange her, am 1. Oktober 2006 in China war's. Im vergangenen Jahr war er dagegen nur Zaungast, wenn andere jubelten. Drei Mal Platz vier als bestes Ergebnis - das war viel weniger, als Schumacher selbst von sich erwartet hatte.

Schlimmer noch: Der Rekordweltmeister hatte den Nimbus der Unbesiegbarkeit eingebüßt. In all den Jahren hatte er seine Teamkollegen stets im Griff. Doch 2010 sah er von Nico Rosberg meist nur den Heckspoiler. Nach Punkten siegte Rosberg 142:72, das Qualifikations-Duell endete 14:5.

Da kam der Triumph von Düsseldorf gerade recht. Das strahlende Grinsen sagte: Schaut her, ich kann's noch. Das glauben auch einige seiner Konkurrenten. Fernando Alonso hält nicht etwa Sebastian Vettel, Lewis Hamilton oder Rosberg für den stärksten Rivalen auf der Rennbahn: "Ich fürchte Schumacher mehr als alle anderen", sagt der Ferrari-Pilot vor dem Auftakt am Sonntag beim Großen Preis von Australien in Melbourne (8 Uhr/RTL). Ein Lob, das Schumacher runtergeht wie Öl. "Fernando kennt mich, er kennt Mercedes. Und er weiß, dass die Dinge einfach ein bisschen Zeit brauchen", sagte Schumacher im "Kicker".

Das Selbstbewusstsein ist also noch da. Aber ist jemand mit 42 Jahren noch schnell genug, um mit den Jungspunden mitzuhalten? Ein Blick in die Historie zeigt: Jack Brabham hat 1970 mit 44 noch ein Rennen gewonnen, aber in den vergangenen 40 Jahren ist das keinem mehr gelungen. "Klar bin ich keine 25 mehr. Aber wenn die Frage heißt: Bin ich noch gut genug? Dann lautet die Antwort: Ja!", beteuert Schumacher.

Das größere Fragezeichen steht da her hinter dem Auto. Bei den Testfahrten hielt sich Mercedes lange zurück. Dann aber gab der Rennstall zum Abschluss der Tests richtig Gas. Jeden Tag gab es neue Teile: ein neuer Auspuff und Unterboden, neue Luftleitbleche, ein neuer Vorderflügel, frische Bremsbelüftungen und Seitenkästen - und plötzlich brannte Schumacher zum Abschluss eine Bestzeit in den Asphalt von Barcelona, dass sich die Konkurrenz die Augen rieb. Hat sich der Haudegen das entscheidende Ass bis zum Schluss aufgespart? "Ich sehe uns noch nicht als Siegaspirant, aber wir haben einen Schritt nach vorne gemacht", lobt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Es sieht gut aus, dass Schumacher nicht noch einmal bis zum Saisonende warten, um auf ein Siegerpodest springen zu können. "Ich fürchte Schumacher mehr als alle anderen."

Ferrari-Pilot

Fernando Alonso

Auf einen Blick

Weltmeister Sebastian Vettel hat am ersten Trainingstag in Melbourne drei Titelrivalen den Vortritt lassen müssen: McLaren-Pilot Jenson Button gelang am Freitag die Tagesbestzeit. Ihm folgten Teamkollege Lewis Hamilton und Ferrari-Star Fernando Alonso. Vettel belegte Rang vier vor Stallrivale Mark Webber, der die erste Übungseinheit vor dem Deutschen gewonnen hatte. Mercedes-Pilot Michael Schumacher führte das zweite Training lange an und belegte am Ende Rang sechs. Der Große Preis von Australien am Sonntag (8 Uhr/RTL) ist das erste Rennen der neuen Saison. dpa

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