Der Ahnenforscher gibt Gas

Saarbrücken · Die Footballer der Saarland Hurricanes setzen in der neue Bundesliga-Saison, die für sie am Wochenende beginnt, auch auf einen ganz besonderen Neuzugang, der nur knapp den Sprung in die NFL verpasst hat.

 Wesley Miller ist einer der neuen Topspieler des Football-Bundesligisten Saarland Hurricanes. Den 24-jährigen US-Amerikaner zog es ins Land seiner Vorfahren.

Wesley Miller ist einer der neuen Topspieler des Football-Bundesligisten Saarland Hurricanes. Den 24-jährigen US-Amerikaner zog es ins Land seiner Vorfahren.

Foto: Dietze

American Football , Ahnenforschung und Wirtschaft - drei Dinge, die so gar nicht zusammenzupassen scheinen. Trotzdem sind das die großen Interessen von Wesley Miller. Der Neuzugang der Saarland Hurricanes ist Profi-Footballer, macht den Master in Wirtschaft und verfolgt ganz nebenbei die Wurzeln seiner Vorfahren . Und genau das ist es, was den US-Amerikaner ins Saarland geführt hat.

Familie kommt aus Schmelz

"Es hat bei mir mit neun Jahren angefangen. Für ein Schulprojekt musste ich bei meinen Eltern und Großeltern nachfragen, wo unsere Familie herstammt", erzählt Miller: "Ich wusste schon lange, dass ich Wurzeln in Deutschland habe. Jetzt weiß ich auch, dass sie aus der Schmelzer Gegend stammen." Also fasste er den Entschluss, über den großen Teich ins kleine Saarland zu kommen, von wo seine Vorfahren im 19. Jahrhundert in die USA ausgewandert waren. Da er weiter Football spielen wollte, kamen für ihn nur die Saarland Hurricanes in Frage, die an diesem Sonntag um 16 Uhr bei den Marburg Mercenaries in die neue Saison der German Football League (GFL) starten.

"Hier in der Gegend sind die Hurricanes die mit Abstand stärkste Mannschaft. Das Team hat mich auch super aufgenommen. Ich fühle mich, als wäre ich schon seit einem Jahr einer von ihnen", erzählt der 24-Jährige, der mit weiteren ausländischen Hurricanes-Spielern in einer Wohngemeinschaft in Gersweiler lebt. Bisher ist er von Saarbrücken und dem Saarland begeistert: "Ich habe den Monat, den ich jetzt hier bin, sehr genossen. Die Leute sind sehr nett. Bisher kann ich nichts Schlechtes erzählen - außer dass es öfter regnet, als ich es gewohnt bin."

Um ein Haar wäre Miller, der bei den Wirbelstürmen in der Abwehr Safety und im Angriff Wide Receiver spielen wird, in der NFL , also der nordamerikanischen Profi-Liga, gelandet. Die Buffalo Bills hatten ihn vor der vergangenen Saison unter Vertrag genommen, entschieden sich nach drei von ihm absolvierten Testspielen aber gegen eine Weiterbeschäftigung. "Es war natürlich sehr enttäuschend. Ich war so kurz davor, das zu erreichen, wovon man als kleines Kind träumt. Aber auch wenn ich deswegen traurig bin, bin ich froh, die Erfahrungen gemacht zu haben", erzählt Miller, der sich für seinen siebenmonatigen Deutschland-Aufenthalt drei Ziele gesetzt hat: "Ich will mit den Hurricanes die Meisterschaft gewinnen, lernen, flüssig Deutsch zu sprechen und meine Verwandten hier kennenzulernen."

Heiß auf den Saisonstart

Kurzfristig steht aber das erste Saisonspiel in Marburg im Fokus. Miller kann es kaum erwarten, endlich loszulegen. "Ich habe jetzt seit neun Monaten kein Pflichtspiel bestritten. Es wird Zeit", sagt er, und ihm ist die Vorfreude in den Augen anzusehen. Kein Wunder, schließlich ist er total sportbegeistert. Auf der Highschool spielte er neben Football auch noch Baseball und Basketball. "Ich musste mich entscheiden und habe den Sport gewählt, wo ich die größten Möglichkeiten sah, erfolgreich zu sein."

Für die Zeit nach der Saison hat der gebürtige Kalifornier genaue Pläne. "Ich bin das erste Mal in Europa und möchte noch ein bisschen reisen. Danach geht es zurück in die Staaten, um mein Studium abzuschließen", erklärt er. Schließlich will er alle seine drei Interessen weiter verfolgen - American Football , Ahnenforschung und Wirtschaft, nicht nur eine oder zwei.

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