Der Abwehrchef meldet sich zurück

Saarlouis · Philipp Kessler steht Handball-Zweitligist HG Saarlouis nach der WM-Pause wieder zur Verfügung. Das erste Spiel ist am Sonntag in Essen.

Philipp Kessler kämpft. Der 31-jährige Handball-Spieler des Zweitligisten HG Saarlouis will unbedingt wieder angreifen. Eine komplizierte Schulterverletzung setzte den Abwehrchef monatelang außer Gefecht. Mittlerweile stehen die Chancen gut, dass er zum Restrundenstart am Sonntag um 17 Uhr bei Tusem Essen wieder mitspielen kann.

"Ich konnte seit dem Vorbereitungsbeginn am 9. Januar alle Trainingseinheiten absolvieren. Die Schulter ist relativ stabil, sodass ich meine Aufgaben in der Abwehr ausführen kann", erklärt Kessler: "Es ist aber nicht so, dass ich keine Schmerzen mehr hätte." Die Diagnose "Labrum-Riss", also Riss der Umrahmung der Gelenkpfanne des Schulterblatts, traf ihn Mitte September ins Mark. "Ob es wirklich ein Riss ist, kann man nur feststellen, wenn man in die Schulter reinschaut. Ob ich das nach der Saison machen lasse, weiß ich aber noch nicht", sagt er.

Um seine Mannschaft trotz der schweren Verletzung zu unterstützen, übernahm Kessler die Rolle des Assistenten von Trainer Jörg Bohrmann. Neben seinem Lehrer-Beruf (Sport und BWL) forderte ihn in dieser Zeit die intensive Arbeit an seiner Rückkehr, die durch die unterschiedlichen Reha- und Aufbaumaßnahmen zeitfressender ist als das "normale" Training. "Es war und ist schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen", sagt der Sportlehrer. Doch sein Blick richtet sich entschlossen auf das erste Spiel: "Wir haben gut trainiert und werden fit in die Rückrunde starten. Wir wollen uns gute Spiele nicht mehr durch eine zehnminütige Schwächephase selbst kaputt machen."

Genau das war in der Hinrunde die größte Schwäche der HG: extreme Leistungsschwankungen während eines Spiels. Die Fortschritte, die die Mannschaft laut Kessler in der Winterpause gemacht hat, müssen sofort greifen, denn gleich die ersten drei Spiele sind wegweisend: Sowohl Essen als auch der ASV Hamm (beide auswärts) und der TV Neuhausen stehen in der Tabelle hinter der HG, die auf Rang 14 überwinterte. In der Hinrunde sah Saarlouis gegen solche Gegner oft nicht gut aus und verschenkte Punkte. Damit soll nun Schluss sein.

Apropos Schluss. Kessler wird im April 32 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er hin und wieder. Aber: "Ich kann mir vorstellen weiterzumachen. Ich bin aber noch nicht zu einer finalen Entscheidung gekommen", sagt er nachdenklich. Wie er sich die Zeit ohne Leistungs-Handball vertreiben würde, weiß er schon: "So ein Sabbat-Jahr, das man als Beamter machen kann, reizt mich. Eine Weltreise wäre etwas Hochspannendes. Vielleicht reicht mir auch erst einmal, die Ferien für Urlaub zu nutzen. Das war wegen des Handballs bisher auch nicht so richtig möglich." Auch eine Lehrertätigkeit im Ausland schließt Kessler für die Zukunft nicht aus.

So ganz ohne "seine" HG Saarlouis war er seit seinem Wechsel 1994 aus der Jugendabteilung des SV Fraulautern nur zwischen 2010 und 2012: Während eines Ausland-Aufenthalts in Schweden und der anderthalb Jahre danach, als er für Red Boys Differdange in der 1. Liga Luxemburgs spielte. Mit 17 Jahren debütierte Kessler in der 1. Mannschaft der HG in der Regionalliga. Und das, obwohl seine Leidenschaft für den Handball-Sport zuvor ein Jahr "pausierte". "Ich war damals ehrlich gesagt auch nicht der Fleißigste", gesteht er. Mittlerweile besticht der Linksaußen und Abwehr-Spezialist durch seine große Spielintelligenz und Erfahrung und ist mit Torwart Darius Jonczyk nicht nur dienstältester Saarlouiser, sondern eine echte Identifikationsfigur. Eine, die kämpft, um auf das Spielfeld zurückzukehren.

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