Denkwürdiger Abend in Wiesbach

Wiesbach · Der Oberligist FC Hertha Wiesbach spielte taktisch brillant und effektiv, der Regionalligist 1. FC Saarbrücken blamierte sich dagegen bis auf die Knochen – auf und vor allem auch nach dem Pokalspiel neben dem Platz.

 Ausgelassen feiern die Spieler des Oberligisten FC Hertha Wiesbach in ihrer Kabine die Pokal-Sensation gegen den Regionalligisten und haushohen Favoriten 1. FC Saarbrücken. Foto: Schlichter

Ausgelassen feiern die Spieler des Oberligisten FC Hertha Wiesbach in ihrer Kabine die Pokal-Sensation gegen den Regionalligisten und haushohen Favoriten 1. FC Saarbrücken. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Die Führungskrise beim 1. FC Saarbrücken ist nach dem Rücktritt von Vizepräsident Sebastian Pini noch nicht wirklich beendet, da schlittert der Fußball-Regionalligist bereits in die nächste Krise - diesmal eine sportliche. Am späten Dienstagabend kassierte die Mannschaft im Viertelfinale des Saarlandpokals eine 1:2-Niederlage nach Verlängerung beim Oberligisten FC Hertha Wiesbach . Und damit verpasst der FCS die Gelegenheit, in der kommenden Saison am lukrativen DFB-Pokal teilnehmen zu können.

Kilic kritisiert Schiedsrichter

"Was da auf dem Platz abgelaufen ist, da fehlen mir die Worte. Zwei Elfmeter gegen uns. Verband und Schiedsrichterbeobachter sollten einmal klar hinterfragen, was hier abgelaufen ist", schimpfte FCS-Trainer Fuat Kilic vor allem auf den Unparteiischen Jens Anton, erst dann auf seine Mannschaft: "Wenn man 95 Prozent Ballbesitz hat, muss man auch in der Lage sein, mehr Tore zu erzielen." Das Tor zur FCS-Führung erzielte Rufat Dadashov - aus zumindest abseitsverdächtiger Position - in der 13. Minute.

Kilic hatte mit Sven Sökler, Matthew Taylor und Felix Luz drei Offensivkräfte auf die Bank gesetzt, Alexandre Mendy war gar nicht im Kader. Eine Aufstellung, die nicht wenige unter den fast 1200 Zuschauern für "arrogant" hielten - was Wiesbach in die Karten spielte. Für "falsch" halten muss man die Strafstoßentscheidung von Anton sechs Minuten nach der Gäste-Führung. Jan-Marlon Stutz hatte sich im FCS-Strafraum fallen lassen. Anton gab Elfmeter . Und Hertha-Kapitän Carsten Ackermann verwandelte diesen zum Ausgleich.

"Ich habe am Montag nach dem Training einfach noch ein paar Elfer geübt. Ich wusste, wohin ich schieße, egal wie der Torwart springt", sagte Ackermann: "Wir haben sicher nicht unverdient gewonnen, da ist es mir auch egal, ob die Elfmeter berechtigt waren." Denn auch die zweite Elfmeter-Entscheidung war grenzwertig. Den Zweikampf zwischen Daniel Döringer und dem eingewechselten Hertha-Stürmer Valentin Solovej ahndet nicht jeder Schiedsrichter. "Er macht den Arm raus, und ich hänge mich ein", gestand der Wiesbacher später. Dies darf aber keine Entschuldigung für die Szenen nach dem Schlusspfiff sein. Aufgebrachte FCS-Anhänger wollten den Schiedsrichtern ans Leder. Ordnungsdienst und Polizeikräfte mit Hunden verhinderten Schlimmeres. Dennoch wurde nach Angaben der Polizei Schiedsrichterassistent Fabian Knoll durch einen Schlag mit einem Gegenstand am Kopf getroffen. Er musste ins Krankenhaus. Diagnose: Schädelhirntrauma. Auch drei Polizisten wurden verletzt.

Verband schaltet sich ein

 Saarbrücker Anhänger stürmen nach dem Pokal-Aus in Wiesbach den Platz. Die Polizei muss eingreifen. Foto: Schlichter

Saarbrücker Anhänger stürmen nach dem Pokal-Aus in Wiesbach den Platz. Die Polizei muss eingreifen. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter
 FCS-Trainer Fuat Kilic diskutiert mit Schiedsrichterassistent Fabian Knoll, der später angegriffen und verletzt wurde. Foto: Schlichter

FCS-Trainer Fuat Kilic diskutiert mit Schiedsrichterassistent Fabian Knoll, der später angegriffen und verletzt wurde. Foto: Schlichter

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"Wir müssen den Bericht des Schiedsrichters abwarten", sagte Adalbert Strauß, Spielleiter des Saarländischen Fußball-Verbands, gestern auf die Frage nach möglichen Konsequenzen: "Wenn alle Fakten vorliegen, werden sich Spruchkammer und Verbandsvorstand damit beschäftigen." Ein mögliches Strafmaß wollte Strauß nicht nennen. Der FCS spielt in der Regionalliga wegen des Fehlverhaltens seiner Anhänger bereits "auf Bewährung".

Weiter im Saarlandpokal spielen wird Hertha Wiesbach . Der Traum vom DFB-Pokal lebt. "Wir haben den Kampf angenommen", sagte Trainer Heiko Wilhelm und hob das Alkoholverbot in dieser Woche auf: "Wir haben uns auch vom Rückstand nicht verunsichern lassen und eine tolle Reaktion gezeigt." Die Sieger feierten bis spät in die Nacht ihren Triumph - sogar mit dem Vereinslied des FCS, bei dem derzeit keine Ruhe einkehren will.

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