Den größten Sieg feierte er neben dem Platz

Rentrisch. Wenanty Fuhl ist enttäuscht. Angesprochen auf seine Zeit beim 1. FC Saarbrücken, stehen die schönen Erlebnisse bei den Malstattern im Schatten der "größten Enttäuschung meines Lebens". Zwischen 1986 und 1994 spielte er 248 Mal im blau-schwarzen Dress - davon 22 Mal in der Bundesliga. Der ehemalige Abwehrspieler kassierte 46 Gelbe und zwei Rote Karten. Beinhart war er

 Drei Kicker aus einer Familie: Papa Wenanty Fuhl war Fußball-Profi, sein ältester Sohn David (links) spielt beim Oberligisten Borussia Neunkirchen, dessen Bruder Lukas (rechts) bei der Jugendfördergemeinschaft St. Ingbert. Foto: Oliver Dietze

Drei Kicker aus einer Familie: Papa Wenanty Fuhl war Fußball-Profi, sein ältester Sohn David (links) spielt beim Oberligisten Borussia Neunkirchen, dessen Bruder Lukas (rechts) bei der Jugendfördergemeinschaft St. Ingbert. Foto: Oliver Dietze

Rentrisch. Wenanty Fuhl ist enttäuscht. Angesprochen auf seine Zeit beim 1. FC Saarbrücken, stehen die schönen Erlebnisse bei den Malstattern im Schatten der "größten Enttäuschung meines Lebens". Zwischen 1986 und 1994 spielte er 248 Mal im blau-schwarzen Dress - davon 22 Mal in der Bundesliga. Der ehemalige Abwehrspieler kassierte 46 Gelbe und zwei Rote Karten. Beinhart war er. Sogar mit starken Schmerzen lief er auf: "Es gab eine Zeit, da bekam ich vor dem Spiel und in der Halbzeit Schmerzmittel in beide Fersen gespritzt. Jeder sagte 'Komm', halt durch'. Und als ich dann ins Krankenhaus musste, kam mich keiner besuchen. Das ist unmöglich", regt sich Fuhl auch knapp 16 Jahre nach seinem letzten Spiel für den FCS noch auf. "Nach acht Jahren war von Vereinsseite niemand in der Lage, auch nur 'Danke' zu sagen", erzählt der gebürtige Pole. Ausgerechnet der FC Homburg, Erzrivale der Malstatter und letzte Profi-Station Fuhls, lieferte diesbezüglich ein besseres Bild ab: "In Homburg habe ich nur ein Jahr lang gespielt. Danach hat sich aber jeder vom Platzwart bis zum Vorsitzenden per Handschlag von mir verabschiedet." In dem einen Jahr beim FCH wollte der damals 35-Jährige auch für die Zeit nach der aktiven Karriere vorsorgen. Er machte an der Saarbrücker Sportschule den A-Lizenzschein mit dem Ziel, künftig als Trainer sein Geld zu verdienen. Daraus wurde allerdings nichts. Wieder wurde er enttäuscht. "Ich hatte vom FC auch die Zusage, dass ich nach der Profi-Karriere im Verein bleiben kann, aber als es dann soweit war, wusste keiner mehr was davon", erinnert sich der 49-Jährige, der den größten Sieg neben dem Fußball-Platz feierte. Im Mai 2000 diagnostizierte ihm ein Arzt Hodenkrebs. "Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt: ,Warum ich?'", erzählt Fuhl: "Mir wurde damals geraten, mich gleich operieren zu lassen, um die Überlebenschancen zu erhöhen." Nach dem erfolgreichen Eingriff folgte eine Chemotherapie und damit die größte Leidenszeit: "Ich war danach immer total erschöpft, hatte zu nichts Lust und meine Haare fielen aus. In dieser Zeit hat mir die Familie sehr geholfen." Nach fünf Jahren regelmäßiger Nachuntersuchungen ohne Befund gilt Fuhl als geheilt, aber "man denkt natürlich immer mal wieder an die Krankheit". 2002 startete der Ex-Profi dann ein zweijähriges Trainer-Engagement bei Kreisligist SV Scheidt. Dann war er eine halbe Saison bei Bezirksligist Sportvereinigung Quierschied. Danach entschied sich Fuhl gegen eine Trainer-Tätigkeit in den Niederungen des Amateur-Fußballs. Stattdessen zog es "Winny" 1999 mit seiner Frau Kerstin, Tochter Julia und den Söhnen David und Lukas nach Rentrisch. Zeitgleich fing er in St. Ingbert als Produktions-Arbeiter an zu arbeiten, was er auch heute noch ist. Die Umstellung von Profi-Fußball auf Schichtdienst war für ihn keine leichte: "Das war schon ein seltsames Gefühl. Auf einmal sitzt du samstags daheim, anstatt zum Spiel zu fahren."Spaß beim Zuschauen Zu Fußball-Spielen fährt der dreimalige Vater heutzutage nur noch, wenn einer seiner Sprösslinge mitmischt. Entweder zum Oberligisten Borussia Neunkirchen - dort spielt sein ältester Sohn David, 22, - oder zu Spielen der B-Jugend der Jugendfördergemeinschaft St. Ingbert, in der Lukas, 15, kickt. Die Spiele der St. Ingberter C-Jugend besuchte Fuhl eine Zeit lang in doppelter Funktion. Von 2008 bis zum vergangenen Juli war er Trainer der 13 und 14-Jährigen der Vereine TuS Rentrisch, SV Oberwürzbach sowie SV, DJK und Viktoria St. Ingbert. "Durch die Wechselschicht war es zwar ein wahnsinniger Stress und kostete viel Freizeit. Aber für die Buben habe ich das gerne gemacht. Die wollen alle was erreichen und haben die richtige Einstellung", erklärt der 49-Jährige, dass er dort nicht enttäuscht wurde. Trotz der noch immer knapp bemessenen Freizeit ist Ex-Profi Fuhl glücklich mit seiner Situation: "Alles in allem bin sehr zufrieden. Ich habe einen guten Arbeitsplatz, die Familie ist gesund und ich bin es auch." Eine Sache gibt es allerdings, die ihn schon seit Jahren beschäftigt: "Irgendwann werde ich zurück in meinen Heimatort Ruda Slaska ziehen, das ist sicher. Meine Eltern wohnen noch dort und viele alte Bekannte aus der Schulzeit", verrät der Pole und gesteht: "Wenn es soweit ist, werde Deutschland genauso vermissen, wie ich Polen jetzt vermisse. Schließlich wohne hier schon länger, als ich in Polen gelebt habe." Der Ex-Fußballer hofft, dass er dort nicht enttäuscht wird.

 Wenanty Fuhl trug von 1986 bis 1994 das Trikot des 1. FC Saarbrücken. Foto: Hartung

Wenanty Fuhl trug von 1986 bis 1994 das Trikot des 1. FC Saarbrücken. Foto: Hartung

Zur PersonDie Fußball-Karriere von Wenanty Fuhl begann in seinem polnischen Geburtsort Ruda Slaska, in dem er bis 1980 bei Urania spielte. Seinen ersten Profi-Vertrag erhielt Fuhl 1980 beim damaligen polnischen Meister Szombierki Bytom. Danach spielte er für den FC Schalke 04 (1982/1983), den Wiener SC (1983/1984), den 1. FC Nürnberg (1984/1985), den TSV Havelse (1985/1986), den 1. FC Saarbrücken (1986 bis 1994), den SC Hauenstein (1994/1995) und den FC Homburg (1995/1996). Als Trainer war Fuhl beim SV Scheidt (2002 bis 2004, Kreisliga) und bei der Sportvereinigung Quierschied (2004, Bezirksliga) tätig. Von 2008 bis 2010 trainierte er die C-Jugend der Jugendfördergemeinschaft St. Ingbert. zen

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