Degenkolb ist der deutsche Plan A

Richmond · Der letzte deutsche Weltmeister-Titel bei einem Straßenrad-Rennen liegt fast ein halbes Jahrhundert zurück. In Richmond soll sich das ändern. John Degenkolb und André Greipel gehören zum Favoritenkreis.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten soll es endlich klappen mit einem Triumph der deutschen Männer bei der Rad-Weltmeisterschaft. Beim Straßenrennen wollen die deutschen Starter an diesem Sonntag, 49 Jahre nach Rudi Altigs Triumph, wieder Gold holen. In Richmond ins Regenbogen-Trikot - so heißt das Motto. "Wir sind hier, um als Mannschaft aufzutreten und Weltmeister zu werden", betonte John Degenkolb.

Der 26-Jährige hat mit seinen Siegen bei Paris-Roubaix und Mailand-San Remo eindrucksvoll gezeigt, dass er ein Klassiker-Spezialist ist. Und vor zwei Wochen beim Tageserfolg auf der Schluss-Etappe der Vuelta stellte er seine Top-Form noch einmal unter Beweis. "Ich gehe mit großen Ambitionen rein, habe mich super vorbereitet, bin selbstbewusst. Dass ich Potenzial habe, um ganz vorne mitzufahren, habe ich gezeigt", sagte der Frankfurter.

Er ist Deutschlands Plan A. Sollte es auf dem 16 Mal zu fahrenden Rundkurs in der Bundeshauptstadt von Virginia nach 260 Kilometern jedoch zum Massensprint kommen, baut Team-Betreuer Jan Schaffrath auf seinen "Gorilla", André Greipel . Auch er sei in Topform, ließ der Rostocker wissen, der mit 16 Siegen - davon vier bei der Tour de France - die erfolgreichste Saison seiner Karriere fährt.

Deutschlands Doppelspitze stellte im Vorfeld klar, dass es keine Hierarchie-Kämpfe geben werde. "Ich sehe es als großes Privileg an, dass wir mit André jemanden haben, der bei einem Massensprint dabei sein kann", sagte Degenkolb. "Bei den Qualitäten, die John in diesem Jahr bewiesen hat, denkt man nicht unbedingt an die Medaillen, sondern an den Sieg", erwiderte Greipel.

Und dann gibt's ja auch noch Tony Martin . Nach seinem Debakel mit Platz sieben im Zeitfahren sieht der dreimalige Weltmeister das Straßenrennen als "willkommene Ablenkung". Eigene Podiums-Ambitionen ließ Martin völlig außen vor: "Die Kapitäne sind John und André - ich werde versuchen, bei ihnen zu bleiben und sie zu unterstützen."

Obwohl die Konkurrenz mit Peter Sagan (Slowakei), Greg van Avermaet (Belgien), dessen Landsmann und 2012-Weltmeister Philippe Gilbert sowie Alexander Kristoff (Norwegen) stark ist, sei deutsches Edelmetall "sehr wahrscheinlich", sagte Martin. "Wir gehen nicht an den Start, um zu sagen, dass wir Sechster werden wollen. Wir haben eine Top-Mannschaft und wollen eine Medaille."

Im Frauen-Rennen an diesem Samstag ruhen die deutschen Hoffnungen vor allem auf Lisa Brennauer. Die Allgäuerin hat durch Team- und Einzelzeitfahren zwar bereits zwei Rennen in den Beinen, allerdings auch eine Gold- und eine Bronzemedaille im Gepäck. "Die beiden Rennen sind kein Problem. Ich denke, dass ich mittlerweile auf einem Niveau bin, um mit solchen Sachen umgehen zu können", erklärte Brennauer. Die 27-Jährige sieht "keine klare Favoritin, aber einen Favoritenkreis", zu dem sie allemal zählt.

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