Debakel zum Auftakt

Melbourne · Angelique Kerber hat bei den Australian Open eine ihrer bittersten Niederlagen erlebt und verpasste erstmals seit dreieinhalb Jahren die zweite Runde eines Grand-Slam-Turniers. Sieben weitere Deutsche schieden gestern direkt zum Auftakt aus.

Als am anderen Ende der Welt schon alles zu spät war, flüchtete sich Angelique Kerber in beißenden Sarkasmus. Mit einem höhnischen Lächeln quittierte die deutsche Nummer eins in der Endphase des Erstrunden-Matches bei den Australian Open gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu (4:6, 6:0, 1:6) einen eigenen Fehler. Nur wenig später war der früheste K.o. der Weltranglisten-Neunten Kerber bei einem Grand-Slam-Turnier seit dreieinhalb Jahren besiegelt.

"Das war einer meiner schlechtesten Tage meiner Karriere. Aber so etwas gibt es", meinte die Linkshänderin: "Ich weiß nicht, was los war. Ich habe mich schlecht bewegt und keinen Ball gespürt." Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner fand nach der ernüchternden Vorstellung ihrer Hoffnungsträgerin deutliche Worte. "Angie war total verkrampft und viel zu passiv", haderte Rittner: "Sie hat sich zu sehr unter Druck gesetzt, war teilweise wie gelähmt."

Kurz zuvor hatte die Bundestrainerin schon den ersten Tiefschlag in Down Under verkraften müssen. Die einstige Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki scheiterte nach schwacher Leistung mit 6:4, 4:6, 2:6 an der Weltranglisten-71. Kristina Mladenovic (Frankreich) und war nach ihrer Pleite restlos bedient. "Das ist natürlich sehr enttäuschend. Ich konnte nicht umsetzen, was wir in der Vorbereitung trainiert haben", sagte die Weltranglisten-28.

Für die Lichtblicke an einem schwarzen Montag mit nur drei Siegen in elf Matches mit deutscher Beteiligung sorgten ausgerechnet Spielerinnen aus der zweiten Reihe: Die 19-jährige Carina Witthöft entzauberte die an Position 17 gesetzte Spanierin Carla Suarez Navarro mit 6:3, 6:1, nachdem Julia Görges ihre aufsteigende Form beim 6:2, 6:1 gegen die Schweizerin Belinda Bencic (dokumentiert hatte. Auch Philipp Kohlschreiber präsentierte sich beim 6:2, 6:2, 6:1 gegen den Franzosen Paul-Henri Mathieu in guter Form. Heute bestreiten die restlichen sechs deutschen Starter, darunter der Orscholzer Benjamin Becker , ihre Erstrunden-Begegnungen.

Kerber indes stand bei der ersten großen Bewährungsprobe der Saison völlig neben sich. Symptomatisch für Kerbers Hilflosigkeit in der Margaret-Court-Arena, dass ihr gegen die Nummer 42 der Welt nur acht direkte Gewinnschläge gelangen. Zuletzt war die Kielerin im Sommer 2011 in Wimbledon in der ersten Runde eines Grand-Slam-Turniers gescheitert - damals war sie aber noch die Nummer 77 der Welt.

Die Schlappe kommt überraschend, denn bei den ersten beiden Turnieren der Saison hatte Kerber das Viertelfinale von Brisbane und das Halbfinale von Sydney erreicht. In den Tagen von Melbourne trainierte die US-Open-Halbfinalistin von 2011 stark, wie Rittner sagte: "Aber sie will es im Match zu sehr. Sie hat einfach nie zu ihrer Lockerheit gefunden." In der vergangenen Saison hatte Kerber ihre Top-Zehn-Position zwar verteidigen können, hatte aber fünf Finals verloren - inklusive des Fed-Cup-Endspiels in Prag gegen Tschechien (1:3).

Eine böse Überraschung erlebte auch die an Position fünf gesetzte Ana Ivanovic. Die Serbin musste sich der Qualifikantin Lucie Hradecka (Tschechien) sensationell mit 6:1, 3:6, 2:6 geschlagen geben. Dagegen erreichten Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer (Schweiz) und Rafael Nadal (Spanien) locker Runde zwei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort