Debakel in Kiel
Saarbrücken · Das war eine deftige Klatsche: Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken stellte seine Defensivschwäche eindrucksvoll unter Beweis und verlor bei Aufsteiger Holstein Kiel mit 1:5 – und das, obwohl er 1:0 geführt hatte.
Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken hat am Samstag vor 5325 Zuschauern den Kasten so richtig vollbekommen. Mit einer 1:5 (0:0)-Packung schickte der Aufsteiger Holstein Kiel die Saarländer auf die Heimreise. In der Schießbude stand Torhüter Timo Ochs, der nach dem Schlusspfiff fassungslos war: "So darf man hier nicht verlieren. Über die Art und Weise müssen wir reden. Ich werde nicht öffentlich einzelne runterputzen, aber man hat ja unsere Schwachstellen gesehen."
Vor dem 1:1 verhinderte Pascal Pellowski die Flanke nicht, Marcel Gebers konnte fast unbedrängt einköpfen (51). Vor dem 1:2 hätte Kevin Maek mit einem taktischen Foul gegen Marcel Schied Schlimmeres verhindern können, Pellowski und Marc Lerandy waren nicht konsequent genug und Casper Johansen traf (54.). Nur vier Minuten später, wieder Flanke von links, Ochs klärte zunächst mit einer Hand, doch Tim Danneberg reagierte schneller als alle Saarbrücker und staubte zum 1:3 ab. Auch das altbekannte FCS-Thema Standardschwäche wurde wieder bedient. Nach einem Freistoß von Tim Siedschlag nahm Gebers am zweiten Pfosten völlig allein die Einladung zum 1:4 (78.) an. Vier Minuten vor Abpfiff ließ der eingewechselte Jaroslaw Lindner Lerandy und Kim Falkenberg beim 1:5-Schlusspunkt wie Statisten aussehen. Neben den individuellen Fehlern ist vor allem das Versagen des Kollektivs besorgniserregend. "Wir müssen uns als Mannschaft Gedanken machen, in welcher Liga wir spielen. Ich weiß nicht, ob da einige noch im Urlaub sind", schimpfte Maek, trotz des einen Fehlers noch einer der besseren Saarbrücker, "nach dem 1:1 haben wir alle Vorsätze über Bord geworfen. Da hilft es nichts, auf einzelnen rumzuhacken, wir haben ja vorher als Mannschaft auch 40 Minuten ordentlich gespielt". Nach dem 1:0 von Korte (48.) - Tim Stegerer hatte glänzend vorbereitet - sah es tatsächlich nach einem Auswärtssieg aus - zumindest drei Minuten lang.
Dass der schwache Schiedsrichter Robert Kampka (Mainz) eine klare Tätlichkeit von Schied an Thomas Rathgeber (45.) nur mit Gelb ahndete, wollte FCS-Trainer Jürgen Luginger nicht als Ausrede gelten lassen: "Natürlich war das eine Schlüsselszene, vielleicht war es vor dem 1:1 ein Handspiel. Aber so dürfen wir uns nicht präsentieren. Dieser unerklärliche Bruch darf einfach nicht passieren, dafür haben wir eigentlich viel zu viel Erfahrung in der Mannschaft." Zu der Klatsche gab es einen weiteren Verletzten. Nils Fischer hat eine Schulterverletzung davongetragen. Eine Diagnose soll heute erstellt werden.