De Zordo hat sogar seine Faulheit besiegt

Es war mehr als überraschend. Sensationell. "Das war überirdisch", rang vor knapp einem Jahr Speerwurf-Trainer Boris Henry nach Worten. Am 31

 Speerwerfer Matthias de Zordo vom SV schlau.com Saar 05 will bei der Weltmeisterschaft an seine Bestleistung herankommen. Heute tritt er in der Qualifikation an. Foto: Rainer Jensen/dpa

Speerwerfer Matthias de Zordo vom SV schlau.com Saar 05 will bei der Weltmeisterschaft an seine Bestleistung herankommen. Heute tritt er in der Qualifikation an. Foto: Rainer Jensen/dpa

Es war mehr als überraschend. Sensationell. "Das war überirdisch", rang vor knapp einem Jahr Speerwurf-Trainer Boris Henry nach Worten. Am 31. Juli 2010 brach Matthias de Zordo bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in die Speerwurf-Spitze ein: Mit 87,81 Metern verbesserte er in Barcelona seine Bestleistung um mehr als drei Meter, stellte den inoffiziellen Linkshänder-Rekord auf, wurde hinter dem Norweger Andreas Thorkildsen (88,37 Meter) Vize-Europameister. Nun, ein Jahr später, greift der 23-Jährige aus Saarbrücken nicht nur in Europa, sondern in der Welt an."Einen Treppchenplatz habe ich mir schon vorgenommen", erklärt de Zordo, dessen Formkurve in diesem Sommer einen leichten Slalom lief: persönliche Jahresbestleistung im Mai beim World Challenge Meeting mit 85,78 Metern - verpatzter Wettkampf beim Rehlinger Pfingstsportfest im Juni mit 76,65 Metern. Im Juli der Aufwärtstrend in der Diamond League in Birmingham (83,42) - kurz darauf die mäßige Weite bei den deutschen Meisterschaft (81,06). Zuletzt zeigte die Formkurve wieder nach oben: Beim finalen WM-Test in der Diamond League in Stockholm landete "Zorros" Speer am 29. Juli bei 84,37 Metern. "Damit bin ich schon sehr zufrieden, zumal mein letzter Versuch bei dem Wettkampf noch nicht mal der Bestmögliche war", sagt Matthias de Zordo vollkommen entspannt: "Das lässt mich doch positiv auf die WM blicken."

Damit sich die Weite nicht wieder verringert, hat der Speerwerfer sogar seine Trainings-Faulheit besiegt. "Ich bin nicht der, der sich immer zu 100 Prozent im Training anstrengt", hatte er mal zugegeben, "auf die 120 Prozent komme ich immer erst im Wettkampf". Doch die WM ist bisher der sportliche Höhepunkt des Langenlonsheimers - "die Motivation war also da, auch im Training die Leistung zu zeigen", erzählt er, "vor allem im Kraftbereich habe ich mich bemüht". Den Feinschliff holte sich Matthias de Zordo vergangene Woche auf der südkoreanischen Vorinsel Jeju, am Sonntag startete sein knapp zweistündiger Flug nach Daegu. De Zordos Wettkämpfe finden heute in der Qualifikation ab 12 Uhr und - wenn alles planmäßig läuft - am Samstag ab 12.10 Uhr mit dem großen Finale der besten Zwölf statt.

"Die Nummer eins ist im Moment ganz klar Andreas Thorkildsen", findet de Zordo, der die Stärke des norwegischen Weltmeisters und Olympiasiegers kennt. Das Feld dahinter schätzt er als relativ dicht ein. "Ich denke, es sind etwa 15 Leute, die um die 84 bis 85 Meter drauf haben. Von daher kann jeder einen raushauen. Wenn ich jetzt 86 Meter weit werfe und damit nur Vierter oder Fünfter werde, wäre ich auch zufrieden", wägt der Linkshänder ab: "Vielleicht läuft es ja auch wie bei der EM bei mir letztes Jahr. Dass ein Nobody kommt und sich vorne durchsetzt." Lieber wäre ihm aber, wenn er derjenige sein wird, der triumphiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort