David, der Goliath

St. Wendel. Ein bübisches Grinsen, ein freches Gesicht. Jung, frisch, bei einer Körpergröße von 1,98 Metern hat David Storl ein Wettkampf-Gewicht von "nur" 120 Kilo - das ist wenig im Vergleich zu den Massen, die seine Konkurrenz beim Kugelstoßen auf die Waage bringt

St. Wendel. Ein bübisches Grinsen, ein freches Gesicht. Jung, frisch, bei einer Körpergröße von 1,98 Metern hat David Storl ein Wettkampf-Gewicht von "nur" 120 Kilo - das ist wenig im Vergleich zu den Massen, die seine Konkurrenz beim Kugelstoßen auf die Waage bringt. Der 21-Jährige wirkt fast schon knabenhaft neben dem polnischen Olympiasieger Tomasz Majewski, dem vollbärtigen Koloss, dem 132-Kilo-Hünen. Doch sobald sich der Athlet aus Rochlitz die Metallkugel zurecht legt, angleitet und stößt, dann ist er der Goliath im Ring."Dadurch, dass ich nicht so schwer bin, ist bei mir viel Schnelligkeit vorhanden", erklärt Storl. Ein Vorteil, den er am 2. September 2011 im südkoreanischen Daegu nutzte - und die etablierte Welt der Kugelstoßer ins Staunen versetzte. 21,78 Meter, die Goldmedaille. David Storl ist der erste deutsche und zugleich jüngste Weltmeister seiner Disziplin. "Vor meinem Sieg wurde ich von den anderen gar nicht richtig wahrgenommen, jetzt sind sie schon mehr auf mich fokussiert", erzählt er.

Vor allem an diesem Sonntag werden die Augen auf Storl und seinem Duell gegen den massigen Majewski ruhen, wenn beide beim "World Class Meeting" in St. Wendel gegeneinander antreten. Bereits am Donnerstag trafen sie beim Diamond-League-Meeting in Oslo aufeinander - Majewski setzte sich mit 21,36 Metern an die Spitze, Storl wurde mit 20,69 Metern Dritter. "Es steht 1:0 für Majewski, aber das schreckt mich nicht zurück", meint David Storl selbstsicher vor seiner ersten Reise ins Saarland. An diesem Wochenende will der Deutsche das Ergebnis drehen, wobei er klarstellt: "Das ist ein Abklopfen vor Olympia. Abgerechnet wird in London."

Und auf dem Weg auf die Insel sieht sich der Kugelstoß-Weltmeister voll im Plan. "Wichtig ist, dass ich gesundheitlich bisher ganz gut durchgekommen bin. Momentan bin ich, was meine Leistung betrifft, bei 70 bis 75 Prozent. Da ist noch viel Luft nach oben", meint Storl, der dabei auf Bundestrainer Sven Lang setzt: "Wir arbeiten gut zusammen. Er kann das Training richtig kalkulieren und dosieren. Unser Ziel ist es, nur langsam Gewicht aufzubauen, um wenig an meiner Schnelligkeit zu verlieren. Und es muss noch an der Technik gefeilt werden."

Um eine andere wichtige Stütze bangt der junge Athlet noch: Der 34-jährige Ralf Bartels, die ehemalige deutsche Nummer eins, wurde gerade wegen einer Knorpelabsplitterung am Knie operiert - die deutschen Meisterschaft am 16. und 17. Juni in Wattenscheid wird er verpassen. Das Olympia-Ticket hat Bartels noch nicht gelöst. "Ralf und ich haben auch privat viel Kontakt. Bei der WM in Daegu hat es mir geholfen, dass er nach seinem Ausscheiden im Stadion geblieben ist", erzählt David Storl: "Ich hoffe, dass Ralf Ende Juni mit zur EM kann und sich dann dort für London qualifiziert."

Unabhängig davon ist Storls Ziel bei seinen ersten Sommerspielen festgelegt. "Ich will ins Finale kommen. Und bei der Medaillenvergabe mitreden", sagt er forsch - in der eigenen Erwartung, der etablierten Welt der Kugelstoßer erneut zeigen zu können, dass er, mit seinem frechen, bübischen Grinsen, der Goliath ist. "Abgerechnet wird in London."

David Storl

zum Duell mit

Tomasz Majewski

Auf einen Blick

Neben David Storl und Tomasz Majewski gehen weitere Athleten der Weltklasse beim "World Class Meeting" in St. Wendel an den Start - wie Robert Harting (Diskuswurf-Weltmeister 2009, 2011), Speerwerferin Christina Obergföll (Vize-Weltmeisterin 2005, 2007) und Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo. Der Saarbrücker hat am Donnerstag beim Diamond-League-Meeting in Oslo mit 81,44 Metern die Olympia-Norm knapp verpasst und will die geforderten 82 Meter am Sonntag in St. Wendel knacken.

Das Meeting im Sportzentrum beginnt mit den Hammerwurf-Wettkämpfen der Junioren (10 Uhr) und der Juniorinnen (11 Uhr). Um 12 Uhr folgt der Hammerwurf der Frauen, eine Stunde später das Kugelstoßen der Männer. Ab 14 Uhr starten die Speerwerferinnen, ab 15 Uhr die Diskuswerfer. Das Meeting endet mit dem Speerwurf-Wettkampf der Männer, der um 16 Uhr beginnt. red

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