Das Zünglein an der Waage

Dillingen · Auf dem Weg ins Titel-Finale tritt Turn-Bundesligist TG Saar am morgigen Samstag in Dillingen gegen den MTV Stuttgart an und muss die bislang höchste Hürde meistern. Die Sprünge von TG-Ass Luca Ehrmantraut könnten im Duell der ungeschlagenen Top-Teams die entscheidenden Punkte bringen.

 Luca Ehrmantraut hat sich bei Turn-Bundesligist TG Saar etabliert und ist mittlerweile „zu einer festen Größe geworden“, wie Vereins-Chef Thorsten Michels erklärt. Foto: Ruppenthal

Luca Ehrmantraut hat sich bei Turn-Bundesligist TG Saar etabliert und ist mittlerweile „zu einer festen Größe geworden“, wie Vereins-Chef Thorsten Michels erklärt. Foto: Ruppenthal

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Beim Mutter-Kind-Turnen des TV Limbach erntete Luca Ehrmantraut für seinen allerersten Purzelbaum einst tosenden Applaus. 17 Jahre später dürfte das am kommenden Samstag ab 18 Uhr im Bundesliga-Heimkampf der TG Saar gegen den MTV Stuttgart nicht mehr reichen, um die Kampfrichter zu beeindrucken. Zum Glück hat der 20 Jahre alte TG-Athlet das Repertoire erweitert. Statt einer Rolle vorwärts wird er den Fans in der Kreissporthalle Dillingen den Doppel-Twist zeigen. Steht er am Boden den schwierigen Sprung, kann das im Duell der Top-Teams die ersten Punkte bringen.

"Rad-Wende, Absprung, halbe Drehung Doppel-Salto vorwärts", erklärt Ehrmantraut das akrobatische Kunststück, das keine Sekunde dauert. Drei seiner vier Boden-Duelle hat der B-Kader-Nationalturner für den deutschen Vizemeister gewonnen, der nach vier Siegen Dritter ist. Der MTV ist ebenfalls ungeschlagen und belegt wegen der besseren Gerät-Bilanz Rang zwei. "Also müssen wir gewinnen, wenn wir am 3. Dezember in Ludwigsburg um die deutsche Meisterschaft kämpfen wollen", sagt Ehrmantraut und erinnert sich an sein Bundesliga-Debüt. In Stuttgart gewann er vor drei Jahren mit einem "Tsukahara" das Sprung-Duell gegen Felix Pohl. An der Niederlage änderte es nichts, aber sein Start in der Deutschen Turnliga (DTL) war geglückt.

Mit acht Jahren nahm der Mehrkämpfer erstmals am Auswahltraining teil. An der Landessportschule in Saarbrücken, wo er heute mit TG-Co-Trainer Vladimir Sokolov täglich mehrere Stunden trainiert. Der Lohn: 17 Punkte und Platz 26 in der sogenannten DTL-Topscorer-Tabelle, die Teamkollege Oleg Wernjajew mit 85 Punkten anführt. Der Stuttgarter Alexey Rostov folgt hinter dem Olympia-Helden mit 47 Zählern.

Ein direkter Vergleich könnte spannend werden. Luca würde sich über die Neuauflage des ersten Sprung-Duells freuen. "Mit Felix habe ich 2014 auch an den Jugend-Europameisterschaften in Sofia teilgenommen. Wir kennen uns lange", erzählt der Student der Wirtschaftsinformatik und nennt den deutschen Vizemeister-Titel am Sprung von 2015 als größten Einzelerfolg. Seine Form-Explosion kam übrigens genau richtig. Pechvogel Ivan Bykov fällt nach einem erneuten Kreuzbandriss lange aus. Waldemar Eichorn turnt wegen eines Bandscheibenvorfalls nur wenige Geräte.

"Luca übernimmt Verantwortung. Er ist zu einer festen Größe geworden", lobt TG-Boss Thorsten Michels. 2017 will Ehrmantraut zudem Weltcups turnen. Fernziel ist der Start bei der WM 2019 in Stuttgart, Nahziel der Einzug ins DTL-Titel-Finale, wo er mit der TG Saar im Vorjahr nach der Schlappe gegen Straubenhardt Silber gewann. "Ein Sieg gegen Stuttgart wäre ein großer Schritt dahin", sagt der Hoffnungsträger. Den einstigen "Beifall-Magneten" will er am Samstag lieber nicht zeigen. "Ein Purzelbaum käme bei Fans und Trainern nicht so gut an. Gegen Stuttgart müssen es schon Höchstschwierigkeiten sein", sagt das blonde Muskelpaket und lacht. So ändern sich die Zeiten.

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