Das Ziel ist der Rathausbalkon in München

München. Jetzt sitzt er hier in München, Säbener Straße 51, im zweiten Stock des Bayern-Internats, in Zimmer 13. Hans-Jürgen Leick, 60, aus Ensdorf hat die letzte Tasche ausgepackt. Die Sachen bleiben hier. Sein Sohn auch. Das war im Juli 2008. Seit einem Jahr ist Kevin Feiersinger, 17, Spieler des FC Bayern München. Die ganze Bundesliga wollte ihn, hier ist er gut aufgehoben

 Die ganze Bundesliga wollte den 17-Jährigen, doch Kevin Feiersinger hat sich für den FC Bayern München entschieden. Foto: Keck

Die ganze Bundesliga wollte den 17-Jährigen, doch Kevin Feiersinger hat sich für den FC Bayern München entschieden. Foto: Keck

München. Jetzt sitzt er hier in München, Säbener Straße 51, im zweiten Stock des Bayern-Internats, in Zimmer 13. Hans-Jürgen Leick, 60, aus Ensdorf hat die letzte Tasche ausgepackt. Die Sachen bleiben hier. Sein Sohn auch. Das war im Juli 2008. Seit einem Jahr ist Kevin Feiersinger, 17, Spieler des FC Bayern München. Die ganze Bundesliga wollte ihn, hier ist er gut aufgehoben. Die Entscheidung, vom 1. FC Saarbrücken nach München und nicht nach Bremen, Schalke, Dortmund, Berlin, Köln oder Nürnberg zu wechseln, hat Kevin mit seinem Vater alleine getroffen. Kevins Mutter Maria ist im August 2008 gestorben. Ein Tattoo mit ihrem Namen ziert Kevins linken Unterarm. Ein Foto von ihr steht im Internatszimmer.Früher hatte Kevin Flausen im Kopf. Er wechselte die Frisuren wie Bastian Schweinsteiger, kleidete sich trendig wie Luca Toni und trug die Kappe gern mal verkehrt herum wie Lukas Podolski. Heute ist Kevin 17 und erwachsener geworden und am Anfang eines neuen Lebensabschnitts. Kevin allein in München. Allianz Arena statt Ludwigspark, Bundesliga statt Oberliga. Isar statt Saar und statt des St. Johanner Markts der Marienplatz. Hier hat sich auch ein anderer Saarländer seine ersten Sporen im Profifußball verdient. Yannick Kakoko, der 2003 vom 1. FC Saarbrücken zum FC Metz und von dort 2004 nach München wechselte und 2007 die U17 zur deutschen Meisterschaft schoss, gab sein Profidebüt Anfang des Jahres in der Zweiten des FC Bayern. Allerdings plante der Rekordmeister nicht mehr mit dem Sohn des Ex-Saarbrücker Publikumslieblings Etepe Kakoko. Jetzt spielt er bei Greuther Fürth - in der Zweiten. In der Regionalliga Süd. Ausgeträumt ist der Traum vom Fußballprofi aber noch lange nicht. Er will weiter den Spuren seines Vaters folgen, dem ehemaligen Nationalspieler von Zaire.

Zurück nach München. Marienplatz. "Wow", staunt Kevin Feiersinger, "die Einkaufsstraße ist ja größer als in Saarbrücken die ganze Stadt." Aus dem Fernsehen weiß er: Dort oben auf dem Rathausbalkon, am Anfang der Kaufingerstraße, wird der deutsche Meister empfangen. Dort oben möchte er auch einmal stehen, das ist sein Ziel. Zeit hat er, das Vertrauen des Klubs auch. "Ich habe einen Vertrag bis 2011", sagt Kevin, "bis ich 18 bin, wohne ich im Internat. Danach muss ich ausziehen und mir eine eigene Wohnung suchen." Die Internatsleiterin Gertrud Wanke könne ihn inzwischen auch gut leiden, bei seinem U17-Trainer, dem Ex-Saarbrücker und "Kaiser"-Sohn Stefan Beckenbauer, hatte er ein Stein im Brett. Bei Hermann Gerland, dem jetzigen Co-Trainer von Luis van Gaal, auch.

Der 17-Jährige setzt ganz auf die Karte Fußball, hat in seinem ersten München-Jahr den Hauptschulabschluss gemacht und danach die Schule Schule sein lassen. Fußball ist die Welt. Nach Startschwierigkeiten - der 1. FC Saarbrücken hatte ihn gesperrt, dann war er verletzt und sah auch noch die Rote Karte - war er in der Rückrunde aus der U17 nicht mehr wegzudenken. Der FC Bayern hatte ihm einen Ernährungsplan zur Hand gegeben. Er speckte sechs Kilo ab, absolvierte ein spezielles Sprinttraining. Jetzt wiegt er 75 Kilo bei 1,82 Metern. In der U19 setzt Trainer Kurt Niedermeyer auf robuste Stürmer. Feiersinger sagt: "Ich will Gas geben, Vollgas." Rückendeckung hat er: Vater Hans-Jürgen fährt quer durch die Republik zu den Spielen. Er sagt: "Kevin macht das schon."

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