Das Wort Krise ist noch tabu

Dortmund. Auf dem Trainingsgelände ging's gestern beschaulich zu. Die Sonne warf Strahlen auf die Anlage. Die passten nicht zur Gemütslage beim deutschen Fußball-Meister Borussia Dortmund. Dauerregen und grauer Himmel, dazu hektische Betriebsamkeit, wären passender gewesen am Tag nach dem 1:2 bei Hannover 96. Doch beim BVB ging's ruhig zu

 Jürgen Klopps Blick geht ins Leere: Dem Meister-Trainer droht mit Borussia Dortmund das Mittelmaß. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Jürgen Klopps Blick geht ins Leere: Dem Meister-Trainer droht mit Borussia Dortmund das Mittelmaß. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Dortmund. Auf dem Trainingsgelände ging's gestern beschaulich zu. Die Sonne warf Strahlen auf die Anlage. Die passten nicht zur Gemütslage beim deutschen Fußball-Meister Borussia Dortmund. Dauerregen und grauer Himmel, dazu hektische Betriebsamkeit, wären passender gewesen am Tag nach dem 1:2 bei Hannover 96. Doch beim BVB ging's ruhig zu. Gegen den Begriff Krise stemmen sie sich - obwohl sieben Punkte von 18 möglichen dürftig sind für den Titelverteidiger. Allein die Videoanalyse von Trainer Jürgen Klopp fiel diesmal länger aus. Danach ließ er die Jungstars wie immer 35 Minuten auslaufen und gab ihnen sogar mit Freizeit bis Mittwoch die Chance zur Besinnung."Ich habe in normalem Ton gesprochen und nicht rumgebrüllt", sagte Klopp, und ergänzte: "Das Allerwichtigste ist, dass man nicht dem Trugschluss aufsitzt, dass das zufällig passiert ist." Zufällig war die Niederlage in Hannover wahrlich nicht, es war schließlich die dritte im sechsten Saisonspiel. Die Bilanz bedeutet Mittelmaß, der Meister liegt auf Platz elf. Nichts erinnert mehr an den Superfußball der vergangenen Saison. Neu und erschreckend war in Hannover der Kollaps in den Schlussminuten, als sich der BVB trotz Führung durch Shinji Kagawa (63. Minute) den sicher geglaubten Sieg durch Treffer von Karim Haggui (87.) und Didier Ya Konan (89.) entreißen ließ. Als Mats Hummels verletzt den Platz verließ, leitete Neven Subotic mit zwei Fehlern die Pleite ein.

Klopp sprach wie gewohnt Klartext, was bei ihm vulgäre Züge annehmen kann. "Das fühlt sich scheiße an", sagte er und wies darauf hin, dass seine Mannschaft bei seinem ebenfalls angezählten Ex-Club FSV Mainz am Samstag unter Druck steht. Von einer Krise wollte er genauso wenig wissen wie Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "Wir müssen wieder zu der totalen Hingabe und Leidenschaft zurückfinden, die wir gegen Arsenal gezeigt haben. Das gilt für jedes Bundesliga-Spiel. Bundesliga ist unser tägliches Brot. Die Gegner spielen gegen den Meister und geben alles. Das ist keine neue Erkenntnis, aber darauf müssen wir uns einstellen", sagte Watzke: "Wir haben keine Krise, aber eine Situation, die uns nicht glücklich stimmt." Der Spagat zwischen Liga und Königsklasse wird nicht als Grund gesehen, dass die Leistungen weniger stabil sind als in der Vorsaison. Beim 1:1 gegen Arsenal hat der BVB das gezeigt, was beim Sturm zur Meisterschaft regelmäßig die Fans begeisterte. Aber der Champions-League-Auftritt ist nun eingerahmt in Pleiten gegen Hertha BSC (1:2) und Hannover. Beim Auftritt gegen Berlin habe die Mannschaft einen "schlechten Tag" (Watzke) gehabt, in Hannover fehlte "die Konsequenz, die man 93 Minuten auf den Platz bringen muss" (Klopp).

Mit vielen kleinen Baustellen ist Klopp konfrontiert, die er im Meister-Jahr nicht hatte. Die Ausfälle von Lucas Barrios und Mario Götze wiegen schwer. Götze hat seine Rotsperre abgesessen, ist in Mainz dabei. Aber nach sechs Spieltagen ist zu erkennen: Ilkay Gündogan ist nicht so überragend wie der zu Real Madrid abgewanderte Nuri Sahin. Doch Klopp bleibt dabei, dass seine Mannschaft gut genug besetzt sei, um personelle Schwächungen kompensieren zu können.

Klopp ist derzeit als Lehrer mehr denn je gefordert. Er wollte seine Schüler auf die nächste Stufe führen, muss nun aber schauen, die bisherige zu halten. Klopp: "Ich hasse es, zu verlieren. Ich hasse es aber noch mehr, zu verlieren und nichts daraus zu lernen." dapd

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