„Das wichtigste Ereignis überhaupt“

Neu-Isenburg · Berlin oder Hamburg – in einer dieser Städte sollen 2024 oder 2028 Olympische Sommerspiele stattfinden. DOSB-Präsident Alfons Hörmann glaubt, dass das Projekt Olympia „gut für unser Land“ sei.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will die Sommerspiele 2024 oder 2028 nach Deutschland holen - geht auf dem Weg dahin aber ein enormes Risiko ein. Wie das DOSB-Präsidium gestern in Neu-Isenburg beschloss, wird das wohl entscheidende Bürger-Referendum für oder gegen eine deutsche Bewerbung erst nach der Kür der Bewerberstadt durchgeführt. Damit droht ein ähnliches Szenario wie bei der klaren Ablehnung von "München 2022" im vergangenen Jahr. Diesmal sind Hamburg und Berlin im Bewerber-Rennen.

Zwar präsentierten DOSB-Präsident Alfons Hörmann und sein Generaldirektor Michael Vesper gestern Umfrage-Zahlen, die durchaus für eine Olympia-Begeisterung sprechen. "Die generelle Zustimmung zum Projekt Olympia liegt in beiden Städten bei rund 80 Prozent - ein aus unserer Sicht unglaublich positiver Wert", sagte Hörmann. Bei der Frage aber, ob die Spiele in der eigenen Stadt stattfinden sollen, deutet selbst die vom DOSB initiierte Forsa-Umfrage auf ein 50:50-Ergebnis hin.

"Wir sind davon überzeugt, dass es eine große Chance für die dann eine Stadt und für den gesamten deutschen Sport ist", begründete Hörmann den einstimmigen Beschluss des DOSB-Präsidiums für eine Bewerbung. Die Entscheidung über die Stadt fällt auf einer außerordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung am 21. März 2015 kurz nach der Hamburger Bürgerschaftswahl am 15. Februar. Die Spiele 2024 werden am 15. September 2017 durch das IOC vergeben.

"Für den deutschen Sport sind die Olympischen und Paralympischen Spiele das wichtigste Ereignis überhaupt", sagt Hörmann: "Olympische und Paralympische Spiele, nachhaltig angelegt, sind eine Chance für das ganze Land und besonders für die Ausrichterstadt und -region. Von München 1972 bis London 2012 wird deutlich, was sie, richtig konzipiert und durchgeführt, in Wirtschaft und Gesellschaft und vor allem im Sport eines Landes auslösen können."

Die zurzeit noch unsicheren politischen Verhältnisse in den Bewerberstädten lassen anscheinend keine frühere Entscheidung des DOSB für Berlin oder Hamburg zu. In Berlin räumt Bürgermeister und Olympia-Befürworter Klaus Wowereit am 11. Dezember sein Amt, in Hamburg gibt es am 15. Februar Neuwahlen. Die Bestätigung von Bürgermeister Olaf Scholz gilt als sicher, doch könnte der SPD-Mann auf einen neuen Koalitionspartner angewiesen sein. Sollten das die Grünen sein, dürfte es die Hamburger Bewerbung deutlich schwerer haben.

Deutschland ist bisher sechs Mal mit Anläufen gescheitert. Zuletzt platzte der Traum von Winter-Olympia 2022 in München bereits vor der Bewerbung an einem Bürgerbegehren, als sich in München , Garmisch-Partenkirchen, den Landkreisen Berchtesgaden und Traunstein jeweils über 50 Prozent der Abstimmenden gegen die Spiele aussprachen.

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HintergrundIn der olympischen Geschichte hat es bisher fünf erfolgreiche deutsche Bewerbungen und fünf Ablehnungen gegeben. Berlin (1936) und München (1972) wurden Ausrichter von Sommerspielen, Garmisch-Partenkirchen war 1936 Veranstalter von Winterspielen. Die Zuschläge für Berlin 1916 und Garmisch-Partenkirchen 1940 fielen den beiden Weltkriegen zum Opfer. Nicht erfolgreich waren beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Bewerbungen für die Sommerspiele 2000 (Berlin ) und 2012 (Leipzig) sowie für die Winterspiele 1960 (Garmisch-Partenkirchen), 1992 (Berchtesgaden ) und München (2018). dpa

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