Das vorläufige Ende des spektakulären Falls Semenya

Kapstadt. Die Starterlaubnis für 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya hat in ihrer südafrikanischen Heimat Begeisterung ausgelöst, aber in der Welt der Leichtathletik viele Fragezeichen hinterlassen. "Der Fall ist auf dem Rücken eines Menschen ausgetragen worden", sagte Helmut Digel, Mitglied des Councils des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF

 Caster Semenya zeigt stolz ihre bei der WM 2009 in Berlin gewonnene Goldmedaille. Foto: dpa

Caster Semenya zeigt stolz ihre bei der WM 2009 in Berlin gewonnene Goldmedaille. Foto: dpa

Kapstadt. Die Starterlaubnis für 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya hat in ihrer südafrikanischen Heimat Begeisterung ausgelöst, aber in der Welt der Leichtathletik viele Fragezeichen hinterlassen. "Der Fall ist auf dem Rücken eines Menschen ausgetragen worden", sagte Helmut Digel, Mitglied des Councils des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF. Er kritisierte das zehnmonatige Tauziehen um die Konsequenzen des Geschlechtstests der männlich wirkenden 19-jährigen Läuferin.

Da die IAAF nur mitteilte, dass Semenya wieder teilnehmen darf, das Ergebnis des angeordneten Geschlechtstests aber wie ein Staatsgeheimnis hütet, wird weiter spekuliert werden, ob sie Frau, Mann oder ein Zwitter ist. Ihr Rechtsanwalt Greg Nott verteidigte das vereinbarte Stillschweigen: "Würden Sie wollen, dass man einen Bericht über Ihr Geschlecht öffentlich macht?"

Für Digel habe es von Anfang an keinen Zweifel gegeben, dass Semenya weiter starten dürfe, egal ob sie Frau oder Zwitter (Hermaphrodit) sei. "Es gibt dafür keine Regel, und ich bin gespannt, ob zukünftig für solche Fälle Regeln geschaffen werden", sagte er. Im Übrigen habe die IAAF nie ein Startverbot für Semenya nach ihrem umstrittenen WM-Sieg im September 2009 in Berlin verhängt. "Falls der südafrikanische Verband sie von Teilnahmen an Wettbewerben abgehalten hat, wäre er für mögliche Schadensersatzansprüche zuständig", sagte Digel, der ihrem Verband (ASA) erhebliche Schuld an dem zum hitzigen Politikum gewordenen Fall zuspricht.

In Afrika löste die Meldung vom Startrecht der Mittelstreckenläuferin große Freude aus. "Das sind großartige Nachrichten für Caster und uns", hieß es in einer Mitteilung des Sportministers Makhenkesi Stofile. In den Jubel stimmte die Zeitung "Citizen" ein: "Sie ist ein Mädchen!" Südafrikas Frauenministerin Noluthando Mayende-Sibiya beklagte jedoch die "Missachtung ihrer persönlichen Würde".

Offen ist, ob Semenya an ihre WM-Form anknüpfen kann. Die Rückkehr auf die Laufbahn ist nicht nur ein psychisches, sondern auch ein physisches Problem. Wie ihr Trainer Michael Seme berichtete, habe Semenya einen Fitnesstest nicht bestanden. Sie erhalte aber eine weitere Chance, um sich für die am 28. Juli in Nairobi beginnenden Afrika-Meisterschaften zu qualifizieren. Bei dem Test über 600 Meter hätte Semenya unter 1:32 Minuten bleiben müssen, blieb aber bei zwei Versuchen über der Zeit. "Caster hat zuletzt mehr gejoggt als trainiert", sagte Seme, "man kann nicht erwarten, dass sie nach zehnmonatiger Pause sofort bereit für ein Rennen ist." dpa

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