Das "verrückte" Unternehmen Zelos

Fischbach/St. Ingbert. "Wir sind zwei Verrückte", sagen die Brüder Turaj (25) und Tumaj Talimy (22). "Das kann ich nur bestätigen und deshalb fühle ich mich hier auch so wohl", sagt auch Taifur Diane und grinst. Der letzte des Führungs-Quartetts von Zelos St

Fischbach/St. Ingbert. "Wir sind zwei Verrückte", sagen die Brüder Turaj (25) und Tumaj Talimy (22). "Das kann ich nur bestätigen und deshalb fühle ich mich hier auch so wohl", sagt auch Taifur Diane und grinst. Der letzte des Führungs-Quartetts von Zelos St. Ingbert fehlt an diesem Abend auf dem krachneuen Kunstrasen-Platz des FV Fischbach: Peter Eich, der ehemalige Torwart des 1. FC Saarbrücken, ist dienstlich verhindert. Peter Eich hat auch den Kontakt zu Taifur Diane, dem alten Kumpel aus FCS-Zeiten hergestellt. "Weil der Tai als Trainer genau zu diesem Konzept passt, mit dem mich die verrückten Talimys total begeistert haben", sagt Eich am Telefon.

Die beiden jungen Iraner sind absolute Fußball-Narren, spielen bei Zelos natürlich auch selbst mit. Am Sonntag beginnt die Saison der Kreisliga A Obere Saar. Für Zelos mit einem Auswärtsspiel bei Zenit Saarbrücken in Eschringen. In der Kreisliga A Obere Saar kicken die St. Ingberter deshalb, weil sich dort auf die Schnelle kein Trainings- und Spielplatz organisieren ließ. Denn Zelos ist erst wenige Wochen alt. So sind Taifur Diane und seine Jungs in Fischbach gelandet. "Wir haben gerne geholfen", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Liga-Konkurrenten, Wolfram Weis. "Und wir sind dem FV sehr dankbar, dass wir hier spielen und trainieren dürfen", betonen die Brüder Turaj und Tumaj Talimy. Doch der Fußball allein ist es nicht, der die beiden erfolgreichen St. Ingberter Jungunternehmer umtreibt. "Fußball ist für uns nur das Mittel zum Zweck. Auch das Unbedingt-Gewinnen-Müssen gibt es bei uns nicht", beteuern beide. Womit auch schon der Name des Clubs erklärt wäre. "Zelos", das war in der griechischen Mythologie der Gott des Eifers. "Wenn wir auf dem Platz mit Eifer dabei sind und uns nicht hängen lassen", reicht uns das schon, ergänzt Tumaj. Hört sich irgendwie verrückt an. Wie auch der Satz "Hauptsponsor ist der Verein selbst."

Doch auch das können beide erklären. "Wir wollen unseren künftigen Mitgliedern mehr geben als nur den Fußball. Wir wollen ihnen helfen, besser durchs Leben zu kommen." So etwa durch kostenlose Nachhilfe für Kinder und Jugendliche, "die bisher darauf verzichten mussten, weil sich die allein erziehende Mutter 15 Euro pro Stunde nicht leisten kann. Bei uns kriegt das die Mutter für drei Euro Mitgliedsbeitrag, ob für eins oder drei Kinder." Oder für Jugendliche, die nicht in der Lage sind, ihre Bewerbungen so zu formulieren, dass sie damit echte Chancen auf eine Lehrstelle haben. Oder durch Ferien-Maßnahmen, die zum Großteil vom Verein gesponsert werden. Umgesetzt werden sollen diese Pläne von den Zelos-Spielern. Viele von ihnen sind Studenten, die sich voll mit den Ideen der Brüder identifizieren. Auch Spielführer Teyfuri Puyan, ebenfalls Iraner: "Wir sind zusammen aufgewachsen, die beiden haben immer schon verrückte Sachen gemacht - und durchgezogen. Ich bin sicher, dass sie auch aus Zelos eine Erfolgs-Nummer machen."

Und Turaj Talimy: "In diese sozialen Aspekte sind wir bereit, zu investieren. Wenn wir dann in ein bis zwei Jahren dadurch 100 Menschen glücklich gemacht haben, hat sich der Aufwand mehr als gelohnt."

Taifur Diane, dem Trainer, der im September seinen B-Schein macht, liegt jedoch auch der sportliche Erfolg am Herzen. Seit zwei Wochen leitet der 36-Jährige aus Guinea das Training. Sein erster Eindruck: "Für einen einstelligen Tabellenplatz in der Kreisliga A müsste es für uns auf jeden Fall reichen, wir haben einige richtige Kracher im Team."

Dass er selbst noch mal als "Knipser" aufläuft, schließt Diane (noch) aus. Fürs Toreschießen sind vorerst besonders Turaj Talimy und David Stoll eingeplant. Verrückt, aber sympathisch das Unternehmen Zelos St. Ingbert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort