Das traumhafte "Dream Team"

Als die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona eröffnet wurden, war ich gerade 15 Jahre alt - also in einem Alter, in dem man sportliche Leistungen langsam realistisch einzuschätzen vermag. Aber mit Realismus hatte das, was sich im olympischen Basketball-Turnier abspielte, nicht viel zu tun

Als die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona eröffnet wurden, war ich gerade 15 Jahre alt - also in einem Alter, in dem man sportliche Leistungen langsam realistisch einzuschätzen vermag. Aber mit Realismus hatte das, was sich im olympischen Basketball-Turnier abspielte, nicht viel zu tun. Rechtzeitig zu den Spielen fiel die Amateur-Regel des Internationalen Olympischen Komitees weg, so dass auch Profis der nordamerikanischen Profiliga NBA antreten durften.

Die USA boten auf, was die Liga zu bieten hatte, und stellten das "Dream Team" zusammen: Die größte Ansammlung von Superstars, die die Basketball-Welt bis dato erlebt hatte. Lebende Legenden wie Michael Jordan, Larry Bird, Earvin "Magic" Johnson und Charles Barkley zauberten auf dem Feld - und verzauberten die Fans. Sie kamen mit breiter Brust: Als Jordan von einem Reporter gefragt wurde, wer denn der härteste Gegner sei, schaute er nur ungläubig zurück. Es müsse aber doch einen ernst zu nehmenden Gegner für die USA geben? Antwort: "Gegner? Nein."

Jordan sollte Recht behalten. Der Rest der Welt war nur ein Spielball des "Dream Teams", das die Partien mit im Schnitt 44 Punkten Differenz gewann und auch außerhalb des Parketts eine große Show bot. So antwortete Charles Barkley auf die Frage, was er über Vorrunden-Gegner Angola wisse: "Nichts. Ich weiß über Angola nur, dass Angola in Schwierigkeiten ist." Angesichts des 116:48-Erfolgs keine allzu herablassende Einstellung. Teilweise baten die Gegner schon vor den Spielen um Autogramme, und US-Trainer Chuck Daly verglich die Auftritte seiner Mannschaft mit der von Popstars: "Das ist, wie wenn man Elvis und die Beatles auf einer Bühne auftreten lässt."

Wie Millionen weltweit hing ich wie gebannt vor dem Fernseher und schaute mir jedes Spiel an. Das "Dream Team" weckte meine Begeisterung für Basketball, die bis heute anhält. Schon damals war klar, dass es nie mehr ein solches Team geben würde - und das sorgte für das besondere Gefühl, etwas Historisches erlebt zu haben.

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