Das Spiel mit dem KartenhausLC Rehlingen will Sponsorenverlust wegstecken

Merzig. Leistungssport ist wie ein Kartenhaus. Ein wackliges Konstrukt, das von vielen Faktoren abhängt - Talent, Gesundheit, Disziplin, dem richtigen Umfeld, ein wenig Glück. Dementsprechend leicht kann es zusammenbrechen

Merzig. Leistungssport ist wie ein Kartenhaus. Ein wackliges Konstrukt, das von vielen Faktoren abhängt - Talent, Gesundheit, Disziplin, dem richtigen Umfeld, ein wenig Glück. Dementsprechend leicht kann es zusammenbrechen. Wie man das Kartenhaus zusammenhält, erklärten am vergangenen Freitag beim Sportforum Saar in Merzig Hochspringerin Ariane Friedrich, die bei der Leichtathletik-WM in Berlin Bronze holte, und ihr Trainer Günter Eisinger.

Für Eisinger ist die Voraussetzung jeder erfolgreichen Karriere, sich schon in der aktiven Zeit eine berufliche Zukunft abseits vom Sport zu sichern. "Ohne ein zweites Standbein, ein Studium oder eine Ausbildung, wird Leistungssport in Deutschland zukünftig nicht mehr möglich sein", sagte Eisinger im Hinblick auf die Wirtschaftskrise und Kürzungen der Fördergelder. Zudem nehme eine berufliche Perspektive viel Druck weg. Ideal findet Eisinger das Modell der Sportförderung der Polizei, das es seit 2008 auch im Saarland gibt. Im Gegensatz etwa zur Sportfördergruppe der Bundeswehr biete es sowohl während der Ausbildung als auch danach Sicherheit. Ariane Friedrich steht in Hessen kurz vor dem Abschluss und der Übernahme in den Polizeidienst.

Wie wichtig die Hingabe an den Sport für den Erfolg ist, dafür ist Friedrich ein Paradebeispiel. Noch bis vor drei Jahren führte sie eher ein unstetes Leben, schaffte nie den Sprung in die Weltspitze. "Da hab ich während eines Wettkampfs schon auch mal Nudelsalat gegessen", blickt die 25-Jährige lachend zurück. Nach einer nächtlichen Eskapade mit einem Jagdausflug in den Wald nahm ihr Trainer sie ins Gebet. "Es war ein sehr tränenreiches Gespräch. Günter hat mir ein Ultimatum gestellt. Seither hat sich bei mir in Sachen Disziplin viel getan", erzählt Friedrich. "Ich habe meine Ernährung umgestellt, gehe spätestens um 23 Uhr ins Bett und lebe wie eine Einsiedlerin. Ich lebe für den Sport." Der Erfolg gibt ihr Recht.

Aber auch der Umgang mit Rückschlägen sei entscheidender Bestandteil einer Leistungs-Sportkarriere. "Jeder Sportler muss einmal eine richtige Niederlage erlebt haben, um Siege schätzen zu lernen", sagt Friedrich. "Man darf traurig sein und hadern, aber dann muss man in einer stillen Stunde nachdenken, woran es gelegen hat und daraus lernen."Rehlingen. Aus dem LC asics Rehlingen wird wieder der LC Rehlingen. Der Sportartikelhersteller asics wird sein Engagement in der deutschen Leichtathletik ab 2010 weitgehend einstellen, da er neben dem dominanten Konkurrenten Nike, der Ausrüster der Nationalmannschaft ist, keine ausreichenden Präsentationsmöglichkeiten sieht. Für den LC werde sich dadurch aber nicht viel ändern, versichert die Vereinsführung. "So groß war der Betrag, den wir von asics bekommen haben, gar nicht. Etwa 15 bis 20 Prozent des Leistungssport-Etats", sagt Vorsitzender Ludwin Klein (Foto: SZ). Sportwart Lutwin Jungmann ergänzt: "Schon im vergangenen Jahr wurde der Betrag halbiert und war nicht einmal mehr fünfstellig."

Überraschend kam der Ausstieg von asics also nicht. Er deutete sich an. "Wir waren für diesen Fall gerüstet und führen schon seit längerem Gespräche mit neuen Partnern, sodass wir die Lücke im Etat decken können", erklärt Klein. Wer diese Partner sein werden, wollte er noch nicht verraten. Aber eines ist klar: Zukünftig will sich der LC Rehlingen in Sachen Sponsoring breiter aufstellen.

Auch die erfolgreichste Athletin des Vereins, Weitspringerin Bianca Kappler, ist nun auf der Suche nach einem neuen Sponsor für das Jahr 2010. Sie war seit dem Beginn ihrer Leistungs-Sportkarriere bei asics unter Vertrag. "Am liebsten wäre es mir natürlich, schon morgen einen neuen Sponsor zu haben, um meine Karriere weiterhin finanziell abzusichern", sagt die 32-Jährige. Allerdings führten derzeit viele Athleten Verhandlungen, sodass der Zeitpunkt einer Einigung schwer vorherzusagen sei. mast

"Ich lebe

wie eine Einsiedlerin."

Ariane Friedrich

über ihr Leben als Leistungssportlerin

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