Fußball-Bundesliga Das Sorgenkind blüht wieder auf

Dortmund · Nach einem halben Jahr krankheitsbedingter Pause kommt Mario Götze in Form. Beim Supercup trifft er mit dem BVB auf die Bayern.

Mario Götze streifte die Kapitänsbinde vom Arm und trabte durchnässt, aber zufrieden zur Seitenlinie. Im verregneten letzten Testspiel des Trainingslagers in Altach hatte der WM-Siegtorschütze den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund als Kapitän auf den Platz geführt und erstmals seit seiner Rückkehr mehr als eine Halbzeit gespielt. Der 25-Jährige blüht nach dem Ende seiner Leidenszeit unter dem neuen BVB-Trainer Peter Bosz auf und zählt beim DFB-Pokalsieger zu den Gewinnern einer Vorbereitung, die ansonsten bislang nicht reibungslos verläuft.

62 Minuten sprintete, dribbelte und dirigierte der von einer Stoffwechselstörung rund ein halbes Jahr außer Gefecht gesetzte Götze bis zu seiner Auswechslung bei der 0:1-Niederlage gegen den italienischen Europa-League-Starter Atalanta Bergamo in der Offensive. „Ich fühle mich sehr gut, weil ich in den drei Wochen so gut wie alle Einheiten mitmachen konnte. Es wird immer besser“, sagte Götze. Vollkommen geheilt ist er allerdings noch nicht. „Ich kann problemlos wieder Leistungssport betreiben – muss aber weiter therapieren. Durch Medikamente, die ich weiter nehmen muss“, sagte Götze und machte keinen Hehl daraus, dass er auf dem Weg zurück zu seiner Topform Zeit benötigt. „Natürlich brauche ich noch Training und Spiele, um in den Rhythmus zu kommen. Das ist mir klar. Und ich hoffe, allen anderen Menschen auch.“

Bei allen Fortschritten – die dritte Pleite im sechsten Testspiel konnte Götze nicht verhindern. Auch wenn Bosz gegen die Italiener einer B-Elf das Vertrauen schenkte – die Anlaufschwierigkeiten unter der Leitung des Niederländers sind weiterhin zu erkennen. Die Automatismen fehlen, die System-Umstellungen nach zwei Jahren unter Trainer Thomas Tuchel verlaufen schleppend. „Es war wichtig, dass einige Spieler mal 90 Minuten durchgespielt haben, und auch, dass Mario 60 Minuten und damit mehr als bisher gespielt hat“, sagte Bosz, der die Fehler im Spiel seiner Mannschaft dennoch nicht beschönigte: „Das war nicht immer gut, das muss man ehrlich sagen.“

Bosz bevorzugt das typisch niederländische 4-3-3-System, seine Vorstellung von offensivem Pressing, mit dem er mit Ajax Amsterdam in der Vorsaison das Finale der Europa League erreichte, ähnelt der Spielweise von Ex-Trainer Jürgen Klopp. „Ich bin nach dem ersten Monat positiv überrascht vom Trainer und seinem Team“, sagte Götze und fügte hinzu: „Mit Bosz kann einiges passieren. In positiver Hinsicht.“

Für die Umsetzung seiner Philosophie setzt Bosz auf viele Gespräche, er lädt das Team zu regelmäßigen Videositzungen und baut auch auf den Faktor Zeit. „Wir haben im Trainingslager gut gearbeitet, viel geredet. Und ich habe die Möglichkeit gehabt, die Spieler besser kennenzulernen“, sagte Bosz.

Inwieweit seine Mannschaft die taktischen Feinheiten schon verinnerlicht hat, kann der Trainer bereits am morgigen Samstag beobachten. Im ersten Pflichtspiel der neuen Saison empfängt der BVB den Meister FC Bayern München zum Supercup im Dortmunder Stadion (20.30 Uhr/ZDF). „Das ist ein wichtiges Spiel, denn wir können einen Titel gewinnen. Ich versuche, die Mannschaft aufzustellen, die in diesem Moment die beste ist“, sagte Bosz. Götze dürfte wohl dazugehören.

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