Regionalligisten diskutieren Ein Urteil als Pyrrhussieg?

Frankfurt · Saar-Regionalligisten diskutieren über die Entscheidung im „Fall Mannheim“. FCS-Präsident Ostermann gratuliert Waldhof schon.

  Viel Pyrotechnik, später ein Platzsturm: Trotz der Ausschreitungen im Relegationsspiel gegen Uerdingen könnte Waldhof Mannheim unbestraft bleiben.

Viel Pyrotechnik, später ein Platzsturm: Trotz der Ausschreitungen im Relegationsspiel gegen Uerdingen könnte Waldhof Mannheim unbestraft bleiben.

Foto: dpa/Samla.De

Das Landgericht Frankfurt/Main hat an diesem Mittwoch der Unterlassungsklage des SV Waldhof Mannheim gegen den Deutschen Fußballbund (DFB) entsprochen. Mit dieser formaljuristischen Formulierung ist der Punktabzug, den der größte Sportverband der Welt gegen den Fußball-Regionalligisten wegen des Fehlverhaltens seiner Anhänger im Aufstiegsspiel gegen den KFC Uerdingen verhängt hat, vorerst unwirksam. Vorerst, denn der DFB prüft, in Revision zu gehen (wir berichteten).

Der Waldhof liegt damit aber jetzt 13 Zähler vor dem derzeitigen Tabellenzweiten FC Homburg. „Dieses Urteil ist ein Pyrrhussieg. Ich frage mich, wem es am Ende nutzt“, sagt der FCH-Vorsitzende Herbert Eder und sieht verschiedene Dimensionen in der Entscheidung: „Es gibt den Chaoten einen Freibrief. Die sagen jetzt: Uns bekommt man eh nie, und dem Verein schadet es auch nicht mehr. Also Feuer frei.“

Doch könnten nun höhere Sicherheitsauflagen auf die Vereine zukommen, damit höhere Kosten. Und auch die Höhe der Geldstrafen beispielsweise für den Einsatz von Pyrotechnik könnte empfindlich ansteigen. Doch Eder hat ein weiteres Problem ausgemacht: „Mit diesem Urteil steht doch die gesamte Verbandsgerichtsbarkeit auf dem Prüfstand“, erklärt der Steuerberater und fragt: „Wo fängt die Klagewelle an? Wo hört sie auf? Bei ungerechtfertigten Platzverweisen? Irgendwann können wir erst nach zwei oder drei Jahren die Tabelle erstellen. Wer will das?“

In der Tabelle 14 Punkte hinter Mannheim und einen Zähler hinter den Homburgern liegt der 1. FC Saarbrücken. Der vor der Saison große Titelfavorit hat aber ein Spiel weniger ausgetragen. „Waldhof hat sich sportlich klar durchgesetzt und wird nun nach menschlichem Ermessen auch in die 3. Liga aufsteigen. Das gilt es zu respektieren, und dazu gratulieren wir auch sportlich-fair, denn nur die Leistungen auf dem Platz sollten im Rennen um den Aufstieg zählen“, sagt FCS-Präsident Hartmut Ostermann.

Der Unternehmer sieht auch positive Aspekte: „Dadurch, dass Waldhof sich zusätzlich nun auch juristisch gegen ein Urteil der DFB-Gerichtsbarkeit erfolgreich durchgesetzt hat, wird endlich eine vermeidbare Hängepartie beendet, die im Endeffekt unseren Sport zumindest temporär in den Hintergrund treten ließ“, sagt Ostermann. Er findet: „Weitreichende Entscheidungen über Auf- oder Abstiege sollten nicht am Grünen Tisch oder vor Gericht getroffen werden, sondern im fairen Konsens und vor allem im Sinne des Fußballs.“

Auch beim Tabellensiebten SV Elversberg ist die Entscheidung ein Thema. „Durch das Urteil stellt sich auch die Frage, ob ein Punktabzug in anderen Fällen, beispielsweise bei Insolvenzen, noch haltbar ist, da er ebenfalls einen starken sportlichen Wettbewerbsnachteil mit sich bringt“, sagt SVE-Vorstand Marc Strauß, „außerdem sollte das ursprüngliche Urteil sicher über den konkreten Fall von Waldhof Mannheim hinaus dazu dienen, die Problematik der Gewalt und Gewaltbereitschaft in den Stadien einzudämmen. Zunächst gilt es allerdings abzuwarten, ob das Urteil in dieser Form rechtskräftig wird, oder ob sich noch weitere Instanzen der ordentlichen Gerichtsbarkeit damit zu befassen haben.“

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