Trainingsfreigabe für Profisportler Das Saarland hat einen neuen Sportminister

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans hat seine Liebe zum Sport entdeckt – und dem 1. FC Saarbrücken die Rückkehr ins Training geebnet. Damit hat er sich die Messlatte selbst ziemlich hoch gelegt, was viele andere Probleme im Saarsport betrifft.

 Kai Klankert

Kai Klankert

Foto: SZ/Roby Lorenz

Die Erleichterung beim 1. FC Saarbrücken ist riesengroß. Endlich darf der Fußball-Regionalligist wieder auf dem Platz trainieren – und sich auf das große DFB-Pokal-Halbfinale gegen den Bundesligisten Bayer Leverkusen, das Ende Mai stattfinden könnte, vorbereiten. Als Erstes verkündet hat die frohe Botschaft am Montag Ministerpräsident Tobias Hans höchstpersönlich.

In einer um 17.47 Uhr von Regierungssprecher Alexander Zeyer versendeten Stellungnahme spricht Hans mit Blick auf den längst wieder trainierenden FCS-Gegner Leverkusen von nun hergestellter „sportlicher Chancengleichheit“. Dass Hans die Partie bereits als das „Pokalfinale“ deklariert... Schwamm drüber, da spricht der Landesvater nur vielen Fans aus dem Herzen, die sich die große Sensation wünschen.

Mit seinem Vorstoß hat Hans dem wochenlangen Possenspiel um die Trainings-Erlaubnis für Profisportler im Saarland endgültig ein Ende gesetzt – und das, bevor der eigentlich zuständige Sportminister, CDU-Parteikollege Klaus Bouillon, dies per offizieller Pressemitteilung eine Dreiviertelstunde später verkündete.

Bouillon war in der Posse zuvor in die Hauptrolle geschlittert. Er hatte dem Landessportverband für das Saarland (LSVS) am 6. April quasi im Alleingang grünes Licht erteilt, die Profisportler wieder zur Arbeit zu lassen. Dass der LSVS dies nach aufkommender Kritik aus den Reihen der Sportler mit den Worten „ab sofort“ hastig veröffentlichte, sorgte in der Landesregierung für mächtig Ärger. Der Ministerrat kassierte Bouillons Ankündigung prompt wieder ein.

Dass Regierungs-Chef Hans nun, zwei Wochen später, bei der Verkündung Bouillon zuvorkommt, darf getrost als nächste Grätsche gewertet werden. Und man könnte fast den Eindruck gewinnen, eine längst überfällige Nachricht wird sogar als Wohltat für den Sport verkauft. Und womöglich als Legitimation, sich bei einem weiteren Erfolg der Saarbrücker Pokal-Helden an deren Seite sonnen zu können.

Dass Politiker sportliche Erfolge hierfür gerne nutzen, hat der Ministerpräsident beim Ironman-Sieg von Anne Haug im Oktober 2019 gezeigt. Hans kann aber durchaus beweisen, dass es ihm – quasi als „neuem Sportminister des Saarlandes“ – nicht nur darum geht, überall die Lorbeeren einzusammeln. Der Saarsport hat noch eine Reihe an Problemen, die mindestens genauso dringlich sind wie die Trainings-Freigabe für die Fußballer des FCS.

Zahlreiche Vereine quer durch alle Sportarten stehen wegen der Corona-Krise finanziell mit dem Rücken zur Wand, teilweise droht der Kollaps. Nachdem der ATSV Saarbrücken als einer der größten Sportvereine des Landes einen Hilfsfonds eingefordert hatte, reagierte der LSVS nach Rücksprache mit dem Sportminister (hier Bouillon) und verkündetete die Einrichtung eines digitalen Meldesystems. Und merkte zugleich an, dass durch die Meldung eines möglichen finanziellen Schadens kein Anspruch auf Hilfe besteht.

Das ist knapp einen Monat her, und die Sportvereine im Land tappen weiter im Dunkeln, ob und in welchem Umfang ihnen geholfen wird. Dabei ist längst absehbar, dass viele Vereine viel länger auf Einnahmen verzichten müssen als Wirtschaftsunternehmen. Das wäre doch eine reizvolle Aufgabe für den neuen Sportminister Hans, für ein Signal zu sorgen. Und es gibt weitere Probleme im Saarsport. Eine Liste können wir gerne erstellen. Nur ob sich jede Lösung zum „Sonnen im Erfolg“ eignet, lässt sich nicht versprechen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort