"Das Problem ist nicht, dass es zu wenige Talente gibt"

Herr Waske, wie kam es eigentlich zu der Idee, eine Akademie dieser Art zu gründen?Alexander Waske: Rainer und ich wollten eine Akademie gründen, wie wir sie als Spieler gerne gehabt hätten. Am Ende war Benjamin Ebrahimzadeh die treibende Kraft, die gesagt hat: Lass uns das machen. Wer kann bei Ihnen trainieren?Waske: Es kann nicht jeder zu uns kommen

Herr Waske, wie kam es eigentlich zu der Idee, eine Akademie dieser Art zu gründen?Alexander Waske: Rainer und ich wollten eine Akademie gründen, wie wir sie als Spieler gerne gehabt hätten. Am Ende war Benjamin Ebrahimzadeh die treibende Kraft, die gesagt hat: Lass uns das machen.

Wer kann bei Ihnen trainieren?

Waske: Es kann nicht jeder zu uns kommen. Wir haben genügend Spieler abgelehnt, weil wir denken, dass wir sie nicht weiterentwickeln können. Wir wollen die Leute, denen man ansieht, dass sie sich verbessern wollen.

Was meinen Sie damit?

Waske: Das müssen nicht unbedingt die größten Talente sein, sondern diejenigen, die hier morgens um halb sieben stehen und heiß drauf sind, zu trainieren. Wir bringen die Leute von 90 auf 100 Prozent, aber wir bringen niemanden, der nicht motiviert ist, von 60 auf 70. Und die Spieler kommen nicht, weil es in der Zeitung steht. So etwas spricht sich auf der Tour herum.

Können Sie Ihre Philosophie in ein paar Sätze packen?

Waske: Wir zeigen, was es heißt, Tennisprofi zu sein. Bei uns ist es verboten, T-Shirts von Roger Federer zu tragen oder ein Nadal-Logo. Dann fragen wir: Bist du Profi oder Fan? Und unsere Frage heißt nicht: Was machst du im Wimbledon-Finale? Wir fragen den Spieler: Kannst du morgens um sieben diesen Hügel da 20 Mal rauf- und runterrennen? Denn nur das bringt dich nach Wimbledon. Isst der Spieler zuhause seine Torte oder ist er bereit, an seinem Geburtstag in einem Hotel in Mexiko zu sitzen und ein Turnier zu spielen? Es geht darum, was jemand bereit ist, für den Erfolg auf sich zu nehmen. Diese Leute unterstützen wir in allen Bereichen.

Was unterscheidet die Akademie vom bisherigen Verbandssystem?

Waske: Verbände sind starr. Wenn wir heute entscheiden, dass Krafttraining doof ist und wir nur noch mit Hoola-Hoop-Reifen trainieren, dann wird das ab morgen so gemacht.

Ist das Akademie-System das System der Zukunft?

Waske: Das Problem in Deutschland ist nicht, dass es zu wenige Talente gibt. Es ist der Übergang in den Aktivenbereich. Ein guter 16-Jähriger muss aus der Verbandsstruktur raus, damit er nicht mehr am Jugendtraining teilnimmt. Dem wird erst viel zu spät aufgezeigt, was ihm fehlt. Der muss in eine Struktur, in der er wieder ganz unten anfangen muss. In der er zum Beispiel als deutscher Jugendmeister den Jungs hier die Schuhe putzen muss, weil er keine Chance gegen die hat. Denn wer sich ausruht, kommt nicht weiter.

Widerspricht das nicht dem Verbandssystem?

Waske: Das Verbandssystem ist im Grunde in Ordnung. Aber es muss klar sein, dass Verbände der Spitze zuarbeiten. Es kann nicht die Aufgabe eines Verbandes sein, einen neuen Boris Becker herauszubringen und den bis an sein Karriere-Ende zu betreuen. Das kann er gar nicht leisten. Aber weil die Egos zu groß sind und sie Fördergelder für gute Jugendspieler erhalten, versuchen sie partout, diese bei sich zu halten. Aber dort können sie nicht so gut trainieren, wie sie das müssten.

Was würden Sie denn noch ändern, wenn Sie könnten?

Waske (schmunzelt): Wenn ich Verbands-Präsident wäre - was ich nicht sein will -, würde ich zuerst ARD und ZDF verklagen, weil sie kein Tennis übertragen. Ganz einfach mit dem Argument: Wir haben 1,6 Millionen Mitglieder, und ihr kommt eurem öffentlichen Auftrag nicht nach. Dann wäre Tennis mal wieder richtig in den Schlagzeilen.Foto: imago

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