Das perfekte Rennen der Laura Dahlmeier

Oslo · Laura Dahlmeier hat dem Erwartungsdruck standgehalten. Mit Gold in der Verfolgung holte sie sich gestern ihren ersten großen Einzeltitel. Bei den Männern ging Mitfavorit Simon Schempp hingegen leer aus.

Laura Dahlmeier schnappte sich auf den letzten Metern freudestrahlend die deutsche Fahne und genoss ihren Triumphzug in vollen Zügen. Völlig ungefährdet feierte die 22-Jährige bei der Biathlon-WM in Oslo einen Tag nach Bronze im Sprint ihren Sieg in der Verfolgung und trat damit in die Fußstapfen von Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner .

"Ein Einzeltitel war immer mein Traum - jetzt habe ich es geschafft. Das macht mich sprachlos", sagte Dahlmeier, die sich einen Besuch in der Loge von Norwegens König Harald verdiente: "Das war das perfekte Rennen ." Für den Deutschen Skiverband (DSV) war es bereits die dritte Medaille. Zum Auftakt hatte es Silber für die Mixedstaffel gegeben.

Während die Männer um Simon Schempp ohne Edelmetall enttäuschten, krönte sich die fehlerfreie Partenkirchnerin Dahlmeier in Norwegen zur ersten deutschen Einzel-Weltmeisterin seit vier Jahren. Damals hatte Neuner in Ruhpolding den WM-Sprint gewonnen. Am Holmenkollen verpasste Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld) derweil als Vierte der Verfolgung nur knapp um 4,5 Sekunden die Bronzemedaille hinter Dorothea Wierer (Italien). Auf der letzten Schleife musste Hildebrand noch Marie Dorin-Habert (Frankreich) ziehen lassen.

Die viermalige Saisonsiegerin Dahlmeier startete bei schwierigen Windverhältnissen perfekt und lief nach den ersten beiden fehlerfreien Schießeinlagen hinter Titelverteidigerin Dorin-Habert auf den zweiten Platz nach vorne. Nach dem ersten Stehendschießen ging die passionierte Bergsteigerin schließlich in Führung und gewann schließlich komfortabel mit 48,3 Sekunden vor Wierer.

Dahlmeier war bereits am Samstag eine große Last von ihren Schultern gefallen, als sie sich Bronze im Sprint sicherte und somit die Grundlage für den Erfolg legte. Nach Gold mit der Staffel und Silber in der Verfolgung im Vorjahr war es bereits die dritte wichtige Medaille des Ausnahmetalents, das zum Saisonstart wegen eines grippalen Infekts lange gefehlt hatte. Überhaupt scheint die große Schwachstelle der Biathletin, die mit einer Trefferquote von 91 Prozent zur absoluten Weltspitze gehört und auch läuferische Extraklasse besitzt, die Gesundheit zu sein. Mehrfach fiel sie wegen Erkältungen aus und reiste ohne genaue Kenntnis ihres Leistungsstands wegen Magenproblemen erst mit Verspätung nach Oslo .

Doch Dahlmeier scheint gerade deshalb so erfolgreich zu sein, weil sie dem Erfolg nicht zwanghaft hinterherjagt. Genau diese Einstellung, alles richtig einzuordnen und nichts erzwingen zu wollen, scheint die passende für die 22-Jährige auf ihrem prophezeiten Weg zu einem der prägenden Gesichter des Biathlon-Sports zu sein. "Ich glaube, dass Laura in der Zukunft einer der absoluten Stars im Biathlon sein wird", sagte jedenfalls auch Rekord-Weltmeisterin Neuner.

Während Dahlmeier jubelte, droht Mitfavorit Simon Schempp die Rolle als großer Verlierer. Weder im Sprint am Samstag noch in der Verfolgung gestern schaffte es der vor den Titelkämpfen so hochgehandelte Schwabe aufs Podest. Martin Fourcade feierte am Sonntag mit der französischen Fahne in der Hand schon vor dem Zieleinlauf seinen dritten Sieg im dritten WM-Rennen und sicherte sich nebenbei den Gesamtweltcup. Der bereits 42 Jahre alte Ole Einar Bjørndalen wurde nach seiner zweiten Silbermedaille von seinen Landsleuten am legendären Holmenkollen mit Ovationen bedacht. Schempp blieben nur Frust und Kampfansagen. "Ich habe mir mehr vorgenommen. Es ging eher nach hinten los", sagte der 27-Jährige. "Aber es kommen noch Chancen." Als Siebter war Erik Lesser bester deutscher Skijäger im Jagdrennen. Der letztjährige Verfolgungsweltmeister vergab die durchaus mögliche Medaille mit zwei Fehlern beim letzten Schießen. "Ich musste noch etwas versuchen", sagte der Thüringer. "Ich bin trotzdem mit meinem Rennen zufrieden", fand Lesser, der von Platz 19 losgelaufen war.

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