"Das Papier ist inakzeptabel"
Saarbrücken. Heute entscheiden Vertreter der Vereine der 1. und 2. Bundesliga über das Konzeptpapier "Sicheres Stadionerlebnis". Die Clubs 3. Liga sind von der Beschlussfassung zwar nur mittelbar betroffen, beim 1. FC Saarbrücken hat man sich aber bereits zur aktuellen Sicherheitsdiskussion im deutschen Fußball positioniert. "In der jetzigen Form ist das Papier inakzeptabel
Saarbrücken. Heute entscheiden Vertreter der Vereine der 1. und 2. Bundesliga über das Konzeptpapier "Sicheres Stadionerlebnis". Die Clubs 3. Liga sind von der Beschlussfassung zwar nur mittelbar betroffen, beim 1. FC Saarbrücken hat man sich aber bereits zur aktuellen Sicherheitsdiskussion im deutschen Fußball positioniert. "In der jetzigen Form ist das Papier inakzeptabel. Das gilt vor allem für die Möglichkeit überzogener Sicherheitskontrollen, aber auch für die Infragestellung von Stehplätzen in den Stadien", teilten der FCS-Aufsichtratsvorsitzende Reinhard Klimt und Präsident Paul Borgard in einer gemeinsamen Erklärung mit, "das Papier hat weitere schwerwiegende Defizite: Die Definition von Regelverstößen und die daraus abgeleiteten Sanktionen sind ungenau und laden geradezu zur Unverhältnismäßigkeit oder zu permanenten Auslegungsstreitigkeiten ein."
Was die Saarbrücker Fans zum Thema "sicheres Stadionerlebnis" denken, haben sie mit ihrem stummen Protest in den Spielen gegen den VfB Stuttgart II und den VfL Osnabrück zum Ausdruck gebracht. Jeweils zwölf Minuten und zwölf Sekunden verzichteten sie auf Anfeuerungsrufe und zeigten damit, wie Fußball ohne Fans aussehen würde. "Die Vereine müssen sich im Klaren sein, dass sie heute über die Zukunft der Fankultur in Deutschland entscheiden", sagt Marco Hampel vom FCS-Fanclub "boys": "Auch das überarbeitete Konzept weist tiefe Einschnitte in die Belange der Fans auf. Gerade, was die eingeschränkte Ticketvergabe an Auswärtsfans oder die sogenannten Vollkontrollen angeht." Die Kommunikation zwischen Fans und Verein in Saarbrücken bezeichnet Hampel als bundesweit vorbildlich. Das sieht auch Präsident Borgard so. "Es war schon vor Jahren ein Richtungs-weisender Schritt hier in Saarbrücken, in den Dialog mit den Fans einzutreten. Dafür möchte ich besonders dem Polizeichef Peter Becker danken. Wir sind in den letzten Jahren gut damit gefahren, mit den Anhängern zu reden - und nicht über sie."
Seit seinem Amtsantritt hat Becker mit den Fans "auf Augenhöhe" gesprochen, ihnen Freiräume gegeben, Eigenverantwortung aufgebaut. Das Ergebnis: Die Straftatbestände rund um Spiele des 1. FC Saarbrücken sind laut Polizeiangaben in den letzten Jahren ebenso rückläufig wie deren Personaleinsatz-Zahlen. Borgard und Klimmt halten es für dringend notwendig, dass auch der DFB eine weitere Vertiefung der Debatte vorantreibt. Die Verbesserung der Sicherheit in den Stadien und die Verhinderung von Auswüchsen können nur durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit erzielt werden, wobei die Fanbelange berücksichtigt werden müssen. cor
saarbruecker-zeitung.de/fcs