Das nächste teure Experiment des HSV

Hamburg · Der 21-jährige Brasilianer Walace dürfte im deutschen Winter keine Soforthilfe im Abstiegskampf sein.

 Der Brasilianer Walace nahm gestern erstmals und dick eingepackt am HSV-Training teil. Foto: Heimken/dpa

Der Brasilianer Walace nahm gestern erstmals und dick eingepackt am HSV-Training teil. Foto: Heimken/dpa

Foto: Heimken/dpa

(sid) Walace hatte sich Mütze und Handschuhe übergestülpt und marschierte durch den Schnee zu seinem ersten Training. Zwar blieb dem 21-Jährigen eine Einheit in "Weiß" erspart, doch für die Bedingungen auf dem geräumten Platz im frostigen Hamburg hatte der Brasilianer lieber noch ein Paar Extra-Schuhe mitgebracht. Sicher ist sicher.

"Es ist schon sehr kalt hier, und ich sehe zum ersten Mal Schnee", sagte Walace nach dem 30-Grad-Temperatursturz im Vergleich zu seiner Heimat. Doch der neun Millionen Euro Ablöse teure Spieler von Gremio Porto Alegre versicherte: "Es gefällt mir." Und natürlich will der Olympiasieger von Rio sofort angreifen. "Wichtig ist, dass ich mich schnell an die neue Situation gewöhne, damit ich auf dem Platz eine gute Leistung zeigen kann", sagte Walace, der am Montagabend einen bis 2021 geltenden Vertrag unterschrieben hatte: "Ich hoffe, dass ich dem Club in der momentan schweren Situation helfen kann."

Doch derzeit ist Walace für den HSV nur ein teures Experiment. Dem Verein droht wieder der Abstieg. Und der junge Brasilianer ist im deutschen Winter keine Soforthilfe. Selbst Trainer Markus Gisdol und Sportchef Jens Todt glauben nicht daran, dass der robuste 1,88-Meter-Schlaks das Loch im defensiven Mittelfeld unmittelbar stopfen kann. "Wir wollen ihm die Eingewöhnung so leicht wie möglich machen, dürfen aber gerade zu Beginn seiner Zeit in Deutschland nicht zu viel von ihm erwarten", sagte Todt: "Wir werden ihm eine Anpassungszeit zugestehen." Gisdol schloss einen Einsatz von Walace am Freitag im Spiel gegen Bayer Leverkusen (20.30 Uhr) aus.

Und so wirft der Transfer besonders eine drängende Frage auf: Warum zahlt der klamme HSV knapp zehn Millionen Euro für einen Spieler, der im Abstiegskampf auf Anhieb keine Verstärkung ist? Walace ist nach den Innenverteidigern Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos der dritte Winterzugang, insgesamt holten die Hamburger für die laufende Saison ein Dutzend Spieler - für etwa 44 Millionen Euro. Ergebnis: vorletzter Tabellenplatz.

Insgesamt hat der HSV zuletzt nicht glücklich auf dem Transfermarkt agiert. In den vergangenen fünf Spielzeiten gab der Erstliga-Dino 130 Millionen Euro für neue Spieler aus - aus Verkäufen nahm er 60 Millionen ein. Allein seit der Ausgliederung der Fußball-Abteilung aus dem Verein 2014 zahlten die Norddeutschen 100 Millionen für den Umbruch im Kader. Die Bilanz ist ernüchternd.

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