Das Kettensägen-Finale Djokovic und Murray liefern sich eine Schlacht über fast fünf Stunden

Melbourne. Eines ist sicher: Es wird laut zugehen im Damen-Finale bei den Australian Open. Denn wenn Victoria Asarenka und Maria Scharapowa an diesem Samstag (9.30 Uhr/Eurosport) in Melbourne aufeinandertreffen, geht es für die derzeit besten Tennisspielerinnen nicht nur um den ersten Grand-Slam-Titel der Saison und die Führung in der Weltrangliste

Melbourne. Eines ist sicher: Es wird laut zugehen im Damen-Finale bei den Australian Open. Denn wenn Victoria Asarenka und Maria Scharapowa an diesem Samstag (9.30 Uhr/Eurosport) in Melbourne aufeinandertreffen, geht es für die derzeit besten Tennisspielerinnen nicht nur um den ersten Grand-Slam-Titel der Saison und die Führung in der Weltrangliste. Spötter behaupten, es gehe auch darum, welche Spielerin am lautesten kreischt, wenn sie den Ball über das Netz spielt.Das Geschreie und Gequieke der beiden Osteuropäerinnen hat in Melbourne eine neue Diskussion über das Gestöhne im Damen-Tennis ausgelöst. Die Debatte darüber ist zwar fast so alt wie der Filzball selbst, doch Asarenka und Scharapowa setzen neue Maßstäbe. Der australische TV-Sender "Channel Seven" hat in seinem eigens eingerichteten "Stöhn-Oooo-Meter" bei Scharapowa bereits 96,9 Dezibel gemessen - eine Kettensäge ist nur unwesentlich lauter.

Immer mehr Gegnerinnen und Zuschauer beklagen sich über den Geräuschpegel während der Spiele von Asarenka und Scharapowa. "Das nervt schon gewaltig", meinte die Berlinerin Sabine Lisicki nach ihrer knappen Achtelfinal-Niederlage gegen Scharapowa. Je länger das Spiel dauerte und je entscheidender die Punkte wurden, desto lauter wurde auch das Gestöhne der Russin.

Martina Navratilova hält das Verhalten der beiden Finalistinnen sogar für Betrug. "Es ist wie Schummeln. Es übertönt das Geräusch, das entsteht, wenn der Ball den Schläger trifft", sagte die ehemalige Nummer eins. Die WTA, die Internationale Vereinigung der Tennisspielerinnen, überlegt daher nun erstmals ernsthaft, Maßnahmen gegen das Gestöhne zu ergreifen. Sie wolle besonders bei jungen Spielerinnen darauf hinwirken, dass diese sich die Unsitte gar nicht erst angewöhnen.

Und was sagen die beiden Kritisierten? Die Weißrussin Asarenka reagiert genervt darauf, dass vor dem ersten Grand-Slam-Endspiel ihrer Karriere alle nur über das Gestöhne und vom "Finale der Sirenen" sprechen. "Oh mein Gott. Könntet ihr mich nicht mal mit einer anderen Frage überraschen?", meinte Asarenka am Freitag.

An Scharapowa prallen die Fragen dagegen ab. Die 24-Jährige hat sich in ihrer Laufbahn eine kühle Arroganz angeeignet, die nichts und niemanden an sie rankommen lässt. "Keiner, der wichtig genug wäre, hat mir gesagt, dass ich etwas ändern soll", sagte die Russin, die in Melbourne zum dritten Mal im Endspiel steht und nach ihrem zweiten Titel bei den Australian Open greift. Sie spricht lieber darüber, wie stolz sie ist, vier Jahre nach ihrem Triumph in Melbourne 2008 wieder im Endspiel zu stehen. "Wir haben nur vier Grand Slams im Jahr, und das sind die Turniere, wo es für uns gilt", sagte Scharapowa, die übrigens immer sehr leise spricht. Doch spätestens, wenn sie am Samstag gegen Asarenka auf dem Platz steht, werden alle wieder die laute Scharapowa zu hören bekommen. dpa

Melbourne. Als er eines der schwierigsten Spiele seiner Karriere doch noch gewonnen hatte, ließ sich Novak Djokovic völlig ausgepumpt auf den Boden der Rod Laver Arena fallen. Fast fünf Stunden lang hatte sich der Weltranglisten-Erste mit seinem Kumpel Andy Murray im Halbfinale der Australian Open eine der packendsten Partien der Turniergeschichte geliefert. Dann verwandelte er seinen ersten Matchball zum 6:3, 3:6, 6:7 (4:7), 6:1, 7:5 und machte das Traum-Endspiel gegen den Weltranglisten-Zweiten Rafael Nadal am Sonntag perfekt. Allein der dritte Satz des Tennis-Duells dauerte 88 Minuten - nur 120 Sekunden weniger als ein Fußball-Spiel.

Der Serbe greift nun nach seinem dritten Titel nach 2008 und 2011. Mit Blick auf das Duell gegen Nadal, den er in den vergangenen sechs Vergleichen besiegt hatte, sagte der 24-Jährige: "Ich befürchte, das wird wieder ein verdammt physisches Spiel."

Murray halfen auch alle Tipps seines neuen Trainers Ivan Lendl nichts, der acht Grand-Slam-Turniere gewann und in Melbourne zwei Mal triumphierte. Lendl verfolgte die Partie mit stoischer Ruhe auf der Tribüne, während rund um ihn herum eine Atmosphäre wie im Fußball-Stadion herrschte. "Ich bin natürlich sehr enttäuscht", meinte Murray. "Aber ich bin verdammt stolz, wie ich gekämpft habe. Im vergangenen Jahr habe ich Melbourne mit einem weitaus schlechteren Gefühl verlassen", meinte der Brite, der weiter auf seinen ersten großen Titel warten muss. 2011 hatte der 24-Jährige gegen Djokovic im Endspiel glatt in drei Sätzen verloren. dpa

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