Das Homburger Harz-Problem

Kirkel. Ein deutsches Mittelgebirge, vier umstrittene Sozialreformen und eine klebrige Substanz, die aus Baumrinde kommt: Alle drei Sachen werden mit dem gleichen Begriff bezeichnet: Har (t)z. Das Baumrinden-Harz benutzen Handballer, um dem Ball eine bessere Griffigkeit zu verleihen

 Der Kirkeler Frederik Simon (links) zieht hier vor dem Homburger Timo Riedinger ab. Foto: Degott

Der Kirkeler Frederik Simon (links) zieht hier vor dem Homburger Timo Riedinger ab. Foto: Degott

Kirkel. Ein deutsches Mittelgebirge, vier umstrittene Sozialreformen und eine klebrige Substanz, die aus Baumrinde kommt: Alle drei Sachen werden mit dem gleichen Begriff bezeichnet: Har (t)z. Das Baumrinden-Harz benutzen Handballer, um dem Ball eine bessere Griffigkeit zu verleihen. Aber weil Harz nicht nur an Ball und Händen, sondern auch am Hallenboden klebt und es meist eine Heidenarbeit ist, es wieder wegzuwischen, ist das Zeug in der Kirkeler Burghalle verboten. Und Harz, genauer gesagt, das Verbot von Harz, war am vergangenen Samstag nach dem Saarlandliga-Spiel des TV Kirkel gegen den TV Homburg Streitpunkt Nummer eins.Was war passiert? Der TV Kirkel hatte das Derby mit 31:25 gewonnen, und während die Kirkeler Spieler noch mit den knapp 150 Zuschauern die Laola-Welle machten, saß Homburgs Trainer Dirk Alles noch immer auf seiner Bank und war sauer. "Das grenzt an Wettbewerbsverzerrung", schimpfte er. "Es kann nicht sein, dass hier nicht geharzt werden darf. Wir verwerfen sechs, sieben ganz einfache Bälle. Das würde uns anders nicht passieren."

Der Homburger Trainer redete sich beinahe in Rage: "Der Handball, den wir da hatten, war riesig. Das war beinahe ein Fußball." Sein Gegenüber Alexander Gros konterte: "Das war ein ganz normaler Handball, Größe drei."

Mit genau dem wurde um 18 Uhr angeworfen. Kirkel kam besser ins Spiel, stand vor allem in der Abwehr fest wie ein deutsches Mittelgebirge und führte nach zehn Minuten mit 7:3. Zur Halbzeit stand es 15:12 für Kirkel. Die Homburger Unsicherheit mit dem ungewohnten Ball war zu spüren. In vielen Situationen warfen sie die Kugel schlicht neben das Tor oder vergaben aus guter Position. Als in Halbzeit zwei Kirkel mit 24:19 vorne lag, schien der Drops gelutscht. Doch Kai Baab und Lukas Glück brachten den TVH mit je zwei Toren wieder zurück. Dann die Auszeit von Kirkels Alexander Gros - und die Kirkeler zogen auf 31:25 davon.

"Kirkel war vor allem kämpferisch besser. Ich will ihre Leistung auf keinen Fall schmälern. Ihr Sieg geht in Ordnung", lobte Alles seinen Gegner, der bereits das sechste Heimspiel in Folge gewann, auswärts aber chronisch erfolglos bleibt. "Das entwickelt sich immer mehr zu einer Kopfsache", mutmaßte Alexander Gros nach dem Spiel. "Wir fahren schon hier weg und denken, dass wir auswärts eh nichts holen."

Oder könnte es doch am Harz liegen? Homburgs Kai Baab bringt die Diskussion auf den Punkt: "Ganz ehrlich: Wir machen uns schon die ganze Woche in die Hose, weil wir hier nicht mit Harz spielen dürfen. Das ist ein Nachteil - und der Ball war auch schlecht, keine Frage. Aber wir haben gesehen, dass wir auch so mithalten konnten. Als Ausrede für die Niederlage lass' ich das auf keinen Fall gelten." msc

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