Das Hintertürchen ist offen

Zürich · Überraschende Wende im Rennen um die Nachfolge von Fifa-Präsident Joseph Blatter: Trotz seiner Sperre darf Uefa-Chef Michel Platini noch auf eine Kandidatur hoffen. Der Wahltermin bleibt.

Auch in der größten Krise ihrer Geschichte hält die Fifa am Termin für die Kür eines Nachfolgers des suspendierten Joseph Blatter fest - und öffnet eine Hintertür für Michel Platini . Der Kongress mit der Präsidentschaftswahl soll wie geplant am 26. Februar 2016 stattfinden, beschloss das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbands bei seiner Dringlichkeitssitzung in Zürich .

Trotz seiner aktuellen Sperre darf Uefa-Chef Platini immer noch auf einen Sprung ins höchste Amt des Fußballs hoffen. Nach Ende der Bewerbungsfrist am 26. Oktober werde zwar ein Integritäts-Check der Anwärter folgen, teilte die Fifa mit. Dieser werde allerdings nicht durchgeführt, solange ein Kandidat gesperrt sei. Platinis Suspendierung läuft Anfang Januar aus und kann noch um 45 Tage verlängert werden. Um antreten zu können, müsste nun der Einspruch des Franzosen gegen seine Suspendierung erfolgreich sein oder er von den Korruptionsvorwürfen freigesprochen werden. Am Montag hatte er beklagt, dass sein Name "durch den Dreck gezogen" werde. Ihm wird der Erhalt einer Zahlung in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken durch Blatter im Jahr 2011 für Dienste, die damals neun Jahre zurücklagen, zur Last gelegt. Für diese Vereinbarung gibt es nach Angaben Platinis keinen schriftlichen Vertrag.

Transparenz-Offensive

Bei dem Treffen ohne die gesperrten Blatter und Platini beschloss die Fifa-Regierung unter Führung des Interimspräsidenten Issa Hayatou Reformen und eine Transparenz-Offensive. Dabei blieb das Gremium aber vage. Die Ethikhüter dürfen nun "mehr Informationen" über ihre Untersuchungen veröffentlichen, bislang galt eine Verschwiegenheitsklausel. Erst bei rechtskräftigen Urteilen konnte eine Begründung veröffentlicht werden.

Sowohl Chef-Untersucher Cornel Borbely als auch Hans-Joachim Eckert als Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer hatten sich vehement für das Recht zur Information eingesetzt. Nun könnte theoretisch auch über mögliche Untersuchungen gegen den Deutschen Fußball-Bund im Zuge des Vorwurfs schwarzer Kassen bei der WM-Bewerbung 2006 berichtet werden. Der DFB weist diese Vorwürfe zurück.

Sechs Tage vor Ende der Bewerbungsfrist beginnt nun die spannende Phase im Kandidatenrennen. Bislang haben nur drei Kandidaten offiziell die nötigen Unterstützerstimmen von fünf Fifa-Mitgliedsverbänden präsentiert: Platini, der zuletzt bei der Fifa-Wahl gegen Blatter unterlegene Jordanier Prinz Ali bin al-Hussein und Ex-Profi David Nakhid aus Trinidad und Tobago. Dieser Schritt wird auch vom Präsidenten der asiatischen Konföderation (AFC), Scheich Salman bin Ebrahim al-Khalifa, erwartet. Er sei "von einer wachsenden Zahl von führenden Funktionären, Fifa-Mitgliedern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens" zur Bewerbung aufgefordert worden, schrieb der 49-Jährige aus Bahrain an die Mitglieder des AFC-Exekutivkomitees. Er hatte zunächst die Bewerbung von Platini unterstützt, könnte nun aber auch die Unterstützung aus Europa erhalten, wenn der Uefa-Präsident nicht antreten darf.

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