Das „Herz des Vereins“ sitzt bald wieder im Chefsessel

München · Uli Hoeneß kehrt im kommenden November in offizieller Funktion zum FC Bayern München zurück. Er will wieder Vereins-Präsident werden. Seine Rückkehr wird beim deutschen Fußball-Rekordmeister einiges verändern.

Sieben schmucklose Zeilen - dann war perfekt, was seit Wochen erwartet wird: Uli Hoeneß kehrt im November nach 32 Monaten zu seinem FC Bayern München zurück. Der 64-Jährige werde "für das Amt des Präsidenten kandidieren", teilte der deutsche Fußball-Rekordmeisters gestern um 13.50 Uhr in einer Pressemitteilung mit. Dazu verkündeten die Münchner, dass Karl Hopfner bei der Mitgliederversammlung im November nicht gegen den 64-Jährigen antreten werde. Darauf hätten sich beide "bei sehr angenehmen Gesprächen einvernehmlich" verständigt.

Der Weg für Hoeneß, der am 14. März 2014 alle Ämter bei den Bayern niedergelegt hatte, ist also frei. Schon im Mai 2014 hatte der frühere Manager und Präsident vor seinem Haftantritt wegen Steuerhinterziehung emotional angekündigt: "Das war's noch nicht!" In einem mehrwöchigen Familienurlaub hatte er sich nun zu einer Rückkehr entschieden.

Hoeneß wird nach seiner Wahl, an der keine Zweifel bestehen, auch wieder Chef des Aufsichtsrates werden. Dies sieht die Satzung so vor. Selbst die prominenten Mitglieder des Gremiums haben dafür ihre Zustimmung signalisiert. Der 63 Jahre alte Hopfner, derzeit noch Präsident und Aufsichtsratschef, hatte schon vor Monaten erklärt, dass er einer Kandidatur von Hoeneß nicht im Weg stehen werde. Hopfner weiß, dass er bei einer Abstimmung gegen den Patron keine Chance hätte.

Eins ist schon jetzt klar: Hoeneß will und wird sich bei seiner neuerlichen Amtszeit mit halben Sachen nicht zufrieden geben. Er wird wie gewohnt anpacken und unbequeme Dinge offen ansprechen. Bei den Basketballern hatte er zuletzt schon angedeutet, dass er einiges anders machen würde. Den Nachwuchs-Bereich der Fußball-Abteilung hat er als Freigänger und als "Assistent der Abteilungsleitung Junior Team" in seinem Sinne umgekrempelt. Und auch bei den Profis wird er wieder Einfluss nehmen. Ob das im Vorstand um Chef Karl-Heinz Rummenigge alle gut finden und auch wollen, bleibt abzuwarten.

Ohne Hoeneß hat sich der Rekordmeister in den vergangenen Jahren von seinen Wurzeln immer mehr entfernt. Erst am Samstag hatten sich die Bayern bei ihrer Mannschaftspräsentation, die auf Englisch und mit viel Klamauk abgehalten wurde, Kritik der einheimischen Fans gefallen lassen müssen. Auch bei der jüngsten US-Tour stand der Kommerz im Vordergrund. Ob Hoeneß die Entwicklungen aufhalten kann, wird sich zeigen. Von der Mannschaft wird er mit offenen Armen empfangen. "Bayern München hat so viel Energie, aber Uli kann dem Verein trotzdem noch einmal mehr Kraft geben. Er hat so viel Kraft, so viel Euphorie. Uli ist das Herz des Vereins", sagte Franck Ribéry . Auch Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hat sich für eine Rückkehr ausgesprochen: "Der FC Bayern braucht Uli Hoeneß - und Uli Hoeneß den FC Bayern".

Hoeneß war 2014 zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 43 Millionen (inklusive Strafen und Zinsen) verurteilt worden. Am 29. Februar dieses Jahres kam Hoeneß nach 637 Tagen im Gefängnis auf Bewährung frei, nachdem das Gericht dem Antrag auf "Halbstrafe" stattgegeben hatte.

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