Das Herz des Panthers schlägt nicht mehr

Lissabon · Fußball-Legende Eusébio ist gestern im Alter von 71 Jahren an einem Herzstillstand gestorben. Der Portugiese inspirierte Generationen von Fußballern. Ein ganzes Land trägt Trauer und weint um den einstigen Stürmerstar.

Eusébios wundersamer Aufstieg zum Idol begann im Elend. Aus den Slums von Maputo kämpfte sich der "Schwarze Panther" bis nach oben, mit seinem unwiderstehlichen Stil wurde er zu einem der besten Fußballer in der Geschichte. Gestern starb Eusébio im Alter von 71 Jahren an einem Herzstillstand - ganz Portugal weint um seinen Volkshelden. Die Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus.

"Sein Leben ist ein Vermächtnis für alle, die den Fußball lieben. Diese Nachricht ist brutal. Einige Menschen sollten uns nie verlassen", schrieb der nationale Verband FPF in seiner Würdigung eines ganz Großen: "Wir erinnern an das Talent und den Charakter eines Mannes, der unseren Fußball zu einem Aushängeschild in der Welt machte."

Eusébios Biograph John Malheiro hatte den Tod des WM-Torschützenkönigs von 1966 zuvor bestätigt. "Sein Herz hat um 3.30 Uhr Lissaboner Zeit aufgehört zu schlagen", sagte er: "Seine Gesundheit war zerbrechlich, aber er wird unsterblich bleiben."

"O Rei", der König, wie sie ihn ehrfürchtig nannten, war vor allem für die dunkelhäutige Bevölkerung seines Landes eine Ikone. Mit seiner kraftvollen und zugleich künstlerisch-leichtfüßigen Spielweise hat er Generationen von Fußballern inspiriert - auch Portugals heutigen Star Cristiano Ronaldo. "Für immer und in Ewigkeit, ruhe in Frieden, Eusébio!", twitterte der Torjäger von Real Madrid gestern.

Eusébio da Silva Ferreira war einer der ersten Mittelstürmer moderner Prägung. In 15 Jahren bei Benfica Lissabon begründete er einen Mythos. Zehn Mal führte er den berühmtesten Club des Landes zur Meisterschaft, 1962 zum Triumph im Europapokal der Landesmeister, er war Europas Fußballer des Jahres 1965, zwei Mal europäischer Torschützenkönig, traf in 301 Liga-Spielen 317 Mal. Vor Benficas Estádio da Luz zeugt eine Bronzestatue des Idols von diesem Glanz.

"Er hat so schöne Tore geschossen", sagte Pelé, einer der wenigen Fußballer seiner Zeit, die ihm ebenbürtig waren: "Alle beim FC Santos, auch ich, hielten ihn für einen großartigen Spieler." Selbst Englands Raubein Nobby Stiles, Gegenspieler Eusébios bei Portugals 1:2-Niederlage im WM-Halbfinale 1966, meinte: "Er war gleichzeitig ein Gentleman, ein sehr respektvoller Mensch und ein außerordentlicher Spieler."

In ärmlichsten Verhältnissen war Eusébio als viertes von neun Kindern eines Weißen und einer Dunkelhäutigen in Portugals rücksichtslos ausgebeuteter Kolonie Mosambik geboren worden. Mit 15 debütierte er beim Sporting Clube de Lourenço Marques. Dort zeigte er derart viel Talent, dass ihn Juventus Turin verpflichten wollte. "Meine Mutter wollte aber davon nichts hören", erinnerte sich Eusébio einst.

Mit 36 Toren schoss er den Club zur Landesmeisterschaft und wechselte als 18-Jähriger nach Portugal. Auf seinem Höhepunkt wurde Eusébio bei der WM 1966 mit neun Treffern Torschützenkönig, die Portugiesen feierten als Dritter ihren größten Erfolg. Im Viertelfinale gegen Nordkorea (5:3) drehte Eusébio einen 0:3-Rückstand fast im Alleingang mit vier Toren.

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