Das Halbfinale ist greifbar

Breslau · Die deutschen Handballer liegen bei der EM in Polen weiter auf Halbfinalkurs. Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson besiegte Russland in ihrem zweiten Hauptrundenspiel in Breslau mit 30:29.

Siegesserie ausgebaut, das Halbfinale vor Augen: Die furios aufspielenden deutschen Handballer sind bei der EM in Polen nicht zu stoppen. Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson besiegte Russland im zweiten Hauptrundenspiel nach einem Krimi mit 30:29 (17:16) und darf sich auf ein "Endspiel ums Halbfinale" am Mittwoch (18.15 Uhr/ARD) gegen den zweimaligen Europameister Dänemark freuen. "Kompliment an die Jungs. Wir haben es über die Bühne gebracht. Unglaublich", sagte Sigurdsson und kritisierte die schwachen Schiedsrichter: "Da waren einige komische Entscheidungen dabei."

Bester Werfer in der mit 14 EM-Debütanten angetretenen Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) gegen die Russen war der starke Kieler Christian Dissinger mit sieben Toren. Vier Erfolge in Serie - einen solchen Siegeszug hätte dem jüngsten aller 16 Teams vor Turnierbeginn kaum jemand zugetraut. Nun winkt der erste Halbfinaleinzug bei einem Großereignis seit 2008.

"Für mich ist das ein Endspiel", hatte Sigurdsson vor dem Duell mit dem viermaligen Olympiasieger erklärt. Im Gegensatz zur Gala zum Hauptrundenauftakt gegen den Olympia-Vierten Ungarn (29:19) erwischte der WM-Siebte aber einen schlechten Start. Nach einigen überhasteten Aktionen lag die DHB-Auswahl schnell mit 0:3 (3. Minute) zurück. Doch die Siegesserie hat dem Europameister von 2004 viel Selbstvertrauen verliehen. Das deutsche Team kämpfte sich vor 6200 Zuschauern zurück und ließ sich auch von einer der zahlreichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter nicht beirren. Beim Stand von 5:7 hatte ein Wurf von Rune Dahmke die Linie knapp überschritten, doch die Unparteiischen aus Portugal ließen weiterspielen.

Das deutsche Angriffsspiel wurde aber variabler, die Anspiele auf Kreisläufer Erik Schmidt (6 Tore) funktionierten immer besser. Im Rückraum war auf die wurfgewaltigen Dissinger und Steffen Fäth Verlass. Schmidt sorgte beim 10:10 für den Ausgleich. Als Fäth eine Minute später die erste Führung erzielte, sprang die gesamte deutsche Bank jubelnd auf.

"Die Russen spielen sehr effektiv im Angriff. Wir haben nicht optimal gespielt und führen trotzdem. Jetzt holen wir uns die zwei Punkte", kündigte Wolff vor Beginn der zweiten Halbzeit an, während Teammanager Oliver Roggisch "viel Luft nach oben" sah.

Angesichts der 16 Gegentreffer stellte Sigurdsson seine Abwehr von einer 6:0- auf eine 5:1-Deckung um. Dahinter vertraute der Isländer Lichtlein, der in den vergangenen Spielen im Schatten von Wolff stand. Die Maßnahmen des Bundestrainers zahlten sich zunächst aus. Die Abwehr bekam nun einen besseren Zugriff, Lichtlein zeigte einige starke Paraden. Im Angriff machte Dissinger sein bestes EM-Spiel. Nach zwei Toren des Rechtshänders und einem Gegenstoßtor von Dahmke zog das DHB-Team erstmals auf vier Tore davon 23:19 (40.). Doch auch eine 25:20-Führung (45.) bedeutete noch nicht die Entscheidung. Russland glich nach umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen zum 26:26 (52.) aus. Doch die deutsche Mannschaft behielt in der Schlussphase die Nerven und träumt jetzt sogar vom ganz großen Wurf.

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