Das Ende einer Ära

London · Die Tage von Bernie Ecclestone als Geschäftsführer der Formel 1 sind seit gestern gezählt. Mehr als 40 Jahre hatte er die Geschicke der Königsklasse gelenkt und aus der Schrauber-Serie einen Premiumsport gemacht.

Der "ewige" Bernie Ecclestone wird in den Ruhestand gezwungen, die Formel 1 setzt nach rund 40 Jahren ihren Baumeister ab: 62 Tage vor dem Start der neuen Saison muss der 86-Jährige mit sofortiger Wirkung seinen Posten als Geschäftsführer der Königsklasse räumen. Das bestätigte Ecclestone dem Fachmagazin auto motor und sport: "Ich wurde heute abgesetzt. Bin einfach weg. Das ist offiziell." Eine Mitteilung des künftigen Formel-1-Eigentümers Liberty Media stand gestern noch aus.

Ecclestone soll der Königsklasse in einer eher repräsentativen Rolle erhalten bleiben. "Meine neue Position ist jetzt so ein amerikanischer Ausdruck. Eine Art Ehrenpräsident", wird Ecclestone zitiert. Laut Ecclestone übernimmt nun der Amerikaner Chase Carey die Geschäfte. Der 62-Jährige würde damit in einer Doppelfunktion Präsident und Geschäftsführer der neuen Formel-1-Gesellschaft, die Liberty Media gegründet hat. Schon in den vergangenen Wochen hatte sich abgezeichnet, dass der US-Medienriese diesen Personalwechsel plant, um einen radikalen Umbruch zu dokumentieren.

Die neuen Eigner setzen wohl neben dem Vorsitzenden Carey nun auf Star-Ingenieur Ross Brawn und den früheren ESPN-Chef Sean Bratches. Brawn soll sich um die sportlichen Belange der Serie kümmern, Marketing-Experte Bratches, geboren in Berlin, soll sich der kommerziellen Seite widmen.

Damit endet eine Ära. Die Formel 1 war seit ihrem rasanten Aufstieg ab den 1970er Jahren stets Bernie Ecclestone , und Bernie Ecclestone war die Formel 1. Der kleine Mann mit den großen Visionen übernahm schleichend immer mehr Kontrolle, sicherte sich die kommerziellen Rechte und wandelte die Serie vom Schraubersport in ein internationales Premiumprodukt. Dabei war der Zampano auch umstritten, tat, was er für richtig hielt und spielte die Teams gegeneinander aus. All das ging lange gut, weil das Geschäft brummte. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Ecclestone steht eben auch für die Krise der Formel 1 in den vergangenen Jahren. Kleine Teams können gerade so existieren oder rutschen in die Insolvenz, immer mehr Traditions-Rennstrecken müssen sich abwenden, weil Ecclestones Antrittsgagen zu hoch sind. Liberty Media wurde daher im Fahrerlager durchaus mit offenen Armen empfangen.

Die Amerikaner haben einiges vor. Die sozialen Netzwerke sollen viel stärker als bisher genutzt werden, zudem sollen höhere Erlöse aus den TV-Rechten gewonnen werden. Auch den Kalender will die neue Führung aufstocken, den amerikanischen Markt endlich erschließen. Dabei werden auch Standorte wie New York, Miami, Los Angeles und Las Vegas in Erwägung gezogen. Jeder einzelne Grand Prix werde in Zukunft ein Großevent sein. Bescheidenes Vorbild: der Super Bowl.

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