Das Duell der Zwillinge

Leverkusen. Der Familiensitz ist im bayerischen Brannenburg bei Rosenheim. Ein idyllischer Landstrich, den Hartmut und Sabine Bender übers Wochenende verlassen werden. Sie besuchen ihre Söhne Lars und Sven. Heute zum Rückrunden-Auftakt der Fußball-Bundesliga, wenn Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund spielt (20

Leverkusen. Der Familiensitz ist im bayerischen Brannenburg bei Rosenheim. Ein idyllischer Landstrich, den Hartmut und Sabine Bender übers Wochenende verlassen werden. Sie besuchen ihre Söhne Lars und Sven. Heute zum Rückrunden-Auftakt der Fußball-Bundesliga, wenn Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund spielt (20.30 Uhr/ARD), werden die geschiedenen Eltern gemeinsam auf der Tribüne der Bay-Arena sitzen. "Ich glaube, sie wären froh, wenn das Spiel unentschieden ausgeht", vermutet Lars Bender, seit 2009 in Leverkusen angestellt. "Ich glaube, meine Mutter drückt einfach uns beide die Daumen", verrät Sven Bender, seit 2009 in Dortmund unter Vertrag.Die Benders stellen das hoffnungsvollste Geschwisterpaar im deutschen Fußball dar. Der eine liegt in Leverkusen in der Wertschätzung vor dem lange verletzten Michael Ballack, der andere in Dortmund vor dem oft maladen Sebastian Kehl.

Unterschiede sind minimal

Ein direktes Bender-Duell beim ersten Topspiel nach der Winterpause ist ein Kampf im zentralen Mittelfeld mit gleichen Waffen. Lars Bender sagt: "Eigentlich unterscheiden wir uns nur um Nuancen. Er ist vielleicht einen Tick defensiver." Sven Bender erklärt: "Wir sind auf jeden Fall ähnliche Spielertypen. Ich finde, die Unterschiede sind minimal. Man sagt, Lars agiert ein bisschen offensiver." In Leverkusen ist Trainer Jupp Heynckes jedenfalls begeistert: "Lars ist ein riesiges Talent mit einem super Charakter. Er gibt Gas, selbst wenn der Tank schon leer ist. Aus solchem Holz sind Nationalspieler geschnitzt."

Sven stellt in Dortmund an der Seite von Nuri Sahin das Herzstück des Tabellenführers. Mit 1,85 Meter und 72 Kilogramm um Nuancen größer und leichter als sein Bruder, besticht auch der "andere" 21-Jährige durch Präsenz. Trainer Jürgen Klopp ruft ihn "Manni" - in Anlehnung an den spindeldürren Ex-Bayern und Ex-Saarbrücken Manfred Bender. Klopp hebt die Stimme, wenn er seinen intelligenten Dienstleister preist: "In vielen Situationen ist es der ,Manni', der sich als allerletzte Instanz vor die Kette schmeißt." Sven alias Manni macht die Drecksarbeit gerne: "Ich bin froh, wenn ich einen Raum zugelaufen oder einen Ball erobert habe."

Die beiden Blonden galten lange als unzertrennlich: Zuerst beim TSV Brannenburg, in der Jugend bei der Spvgg. Unterhaching, bis zu den Profis bei 1860 München und selbst in den Nationalmannschaften - stets trainierten und spielten die Bender-Zwillinge zusammen. Ehe ihr gemeinsamer Berater Manfred Schulte empfahl, eigene Wege zu gehen. Sie telefonieren trotzdem täglich und besuchen sich oft.

"Immer Harmonie pur"

"Außerhalb des Platzes bin ich eine Mischung aus einer ruhigen Seele und einem, der für fast jeden Scherz gut ist", erläutert Sven Bender. Das hätte wiederum Lars nicht besser erklären können. "Es gibt Zwillinge, die sich nicht so gut verstehen, aber wir sind die besten Freunde", erzählt Sven, der in Dortmund lebt. "Das war immer Harmonie pur", ergänzt Lars, der in Köln wohnt. "Er ist einfach ein geiler Typ - ich hoffe, dass sagt er auch von mir", schiebt er nach und lacht.

Lange hieß es, Lars sei der talentiertere. 2006 erhielt er die Fritz-Walter-Medaille als bester deutscher Nachwuchsspieler des Jahres. Sven nicht. Doch die Frage nach dem besseren Bender ist mittlerweile müßig. Sven ist unumstrittener Stammspieler beim BVB. Lars muss sich den Status noch erarbeiten, "aber bei uns in Leverkusen ist die Konkurrenz ein Stück weit stärker", sagt er. Der eine ist bis 2014 an die Werkself gebunden, der andere bis 2016 an die Westfalen. Lars spricht aus, was Sven denkt: "Wenn die Verträge auslaufen, sind wir noch nicht steinalt. Ich würde mir sogar wünschen, dass wir dann noch einmal zusammenspielen." Und nicht gegeneinander wie womöglich nun vor den elterlichen Augen.

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