Das deutsche Fräulein-Wunder ist für 2014 beendet

London · Die Hoffnungen auf ein weiteres deutsches Sommermärchen im Tennis-Königreich Wimbledon endeten im Viertelfinale: Beinahe zeitgleich scheiterten Sabine Lisicki und Angelique Kerber in der Runde der besten Acht.

Als Angelique Kerber am Morgen vor ihrem Viertelfinale in Wimbledon aufwachte, wusste sie, was sie tags zuvor geleistet hatte. Kerber fand keine Stelle an ihrem Körper, die nach dem Marathonmatch gegen Maria Scharapowa nicht schmerzte. Es hätte günstigere Voraussetzungen für ein Kräftemessen mit der Kanadierin Eugenie Bouchard, Vertreterin der neuen Tennis-Generation, geben können - und so kam Kerbers 3:6, 4:6-Niederlage kaum überraschend.

Erstmals seit zwei Jahren überstand die 26 Jahre alte Kielerin wieder das Achtelfinale bei einem der vier Grand Slams, kämpfte dabei Maria Scharapowa in 2:37 Stunden nieder, hatte aber gegen die sechs Jahre jüngere Bouchard schließlich nichts mehr zuzusetzen. "Ich hatte kaum Zeit, mich zu erholen", sagte Kerber, schob allerdings eilig nach: "Das soll jetzt keine Entschuldigung sein." Bundestrainerin Barbara Rittner fand dagegen deutlichere Worte. "Die Ansetzungen waren unfair und nicht durchdacht", sagte Rittner. Durch den Regen im Londoner Südwesten hatte Bouchard am Dienstag frei, während sich Kerber gegen Scharapowa durch "das Spiel ihres Lebens" (Rittner) kämpfte. Kerber rang sich trotzdem ein Lächeln ab. "Ich fliege mit Selbstvertrauen nach Hause", sagte sie, "ich weiß, dass ich da oben hingehöre."

Wenige Minuten zuvor hatte auch Vorjahresfinalistin Sabine Lisicki im All England Club ihre Grenzen aufgezeigt bekommen. Nach dem 4:1 im ersten Durchgang verlor die Rasenspezialistin aus Berlin gegen die French-Open-Finalistin Simona Halep erst den Faden, dann elf Spiele in Folge. Mit 4:6, 0:6 verabschiedete sich Lisicki aus ihrem Lieblingsturnier. Als Lisicki nach nur 57 Minuten und einer Lehrstunde der 22 Jahre jungen Halep den Centre Court verließ, war ihr das Lächeln gründlich vergangen. Zwar funktionierte der Aufschlag wieder - den 20 Doppelfehlern vom Vortag ließ sie nur noch drei weitere Folgen. "Doch am Ende des Tages ist sie die Nummer drei der Weltrangliste, eine der besten Spielerinnen der vergangenen zwölf Monate und hat viel Selbstvertrauen", sagte Lisicki.

Die 24-Jährige, die nach katastrophalen Monaten in Wimbledon zurück in die Spur gefunden und erstmals seit einem Jahr wieder vier Matches nacheinander gewonnen hatte, versuchte das Positive der vergangenen zehn Tage zu sehen. Sie wolle nun ihr Rasenspiel auf den nordamerikanischen Hardcourts fortsetzen.

Bei den Männern kämpfte sich der topgesetzte Serbe Novak Djokovic zum fünften Mal nacheinander ins Halbfinale. Der Schützling des dreimaligen Champions Boris Becker setzte sich gegen den Kroaten Marin Cilic nach 3:18 Stunden 6:1, 3:6, 6:7 (4:7), 6:2, 6:2 durch. Cilic wird ebenfalls von einem früheren Wimbledonsieger trainiert, seinem Landsmann Goran Ivanisevic. Djokovic, der 2011 zum ersten und bislang einzigen Mal im All England Club triumphiert hatte, trifft im Halbfinale am Freitag auf den Bulgaren Grigor Dimitrow, der überraschend Titelverteidiger Andy Murray 6:1, 7:6 (7:4), 6:2 bezwang. Das Schweizer Duell zwischen Roger Federer und Stanislas Wawrinka gewann Altmeister Federer in vier Sätzen mit 3:6, 7:6 (7:5), 6:4, 6:4.

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