Darts-WM in London Behält „Gaga“ auch beim WM-Abenteuer die Ruhe?

London · Saarländer Clemens will bei seiner Premiere bei der Darts-WM einen Achtungserfolg feiern. Am Dienstag wartet wieder die Arbeit.

 Gabriel Clemens wird am Sonntag erstmals auf der ganz großen Bühne stehen. Bei der WM schauen 3000 Fans im Londoner „Ally Pally“ zu.

Gabriel Clemens wird am Sonntag erstmals auf der ganz großen Bühne stehen. Bei der WM schauen 3000 Fans im Londoner „Ally Pally“ zu.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Wenn an diesem Sonntag um 13.30 Uhr deutscher Zeit im Londoner Alexandra Palace der Welthit Wonderwall der britischen Popband Oasis ertönt, wird es ernst. Das Saarland startet quasi zum ersten Mal in der Geschichte bei der Darts-Weltmeisterschaft. Gabriel „Gaga“ Clemens aus dem 1500-Seelen-Dorf Honzrath hat sich gleich in seinem ersten Jahr auf der Profitour für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Seine Einlaufmusik Wonderwall hat er bewusst ausgewählt. „Zum einen gefällt mir das Lied. Und zum anderen glaube ich, dass es den Engländern auch gefällt“, sagt der 35-Jährige, der es bei seiner WM-Premiere mit dem 26-jährigen Engländer Aden Kirk zu tun bekommt.

Die Mehrzahl der 3000 Zuschauer im „Ally Pally“, wie der Alexandra Palace genannt wird, werden hinter dem Engländer stehen. Es werden aber auch viele Deutsche und vor allem Saarländer in der Halle sein. „Es ist alles sehr groß hier. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Es ist wahnsinnig spannend“, sagte „Gaga“ am Freitag. Bereits am Donnerstag ist Clemens gemeinsam mit seinem Darts-Kumpel Robert Marijanovic aus Freudenstadt nach London gereist. Clemens und Marijanovic sind zwei von vier Deutschen, die sich in diesem Jahr für die größte Darts-WM aller Zeiten qualifiziert haben.

Martin Schindler schied bereits am Donnerstag mit 2:3 Sätzen gegen den Neuseeländer Cady Harris aus. „Meine Nerven haben nicht mitgespielt“, sagte Schindler nach dem Spiel. Wenn es um die Nerven geht, macht Clemens so schnell keiner etwas vor. Der 1,95 Meter große Saarländer ist die Ruhe selbst. Und das sehen die weltbesten Darts-Profis als ähnlich großes Talent an wie seinen Wurfstil. „Etwas aufgeregt werde ich schon sein, schließlich ist es mein erstes Mal. Aber wenn das Spiel beginnt, versuche ich mich auf meinen Wurf zu konzentrieren“, sagt „Gaga“, der in diesem Jahr die Arbeit mit einem Mentaltrainer angefangen hat.

Der vierte Deutsche ist Max Hopp, die deutsche Nummer eins, der wie Marijanovic bereits an diesem Samstagnachmittag antreten muss. Hopp, Marijanovic und Schindler waren schon öfter bei der WM dabei. Für „Gaga“ dagegen ist alles noch neu. Ende 2018 beschloss der Industriemechaniker des Entsorgungsverbandes Saar seinen Angriff auf die Darts-Profitour. Im Januar setzte er sich gegen 256 Spieler durch und gewann einen Startplatz für die Profitour. Es folgten Siege wie gegen Weltmeister Rob Cross aus England oder den ehemaligen Vizeweltmeister Peter Wright aus Schottland. „Wenn du mit den besten Spielern der Welt zusammenspielst, wirst du automatisch besser. Ich habe in diesem Jahr sehr viel gelernt“, sagt Clemens, der seinen Beruf als Industriemechaniker aber noch nicht aufgegeben, sondern auf 60 Prozent runtergefahren hat.

Er ist einer der ganz wenigen Top-Darter, die noch „normal“ arbeiten gehen. Sollte „Gaga“ am Sonntag gewinnen, geht es am Montag zurück nach Völklingen auf die Schicht und am Donnerstag wieder in den „Ally Pally“ zu seinem Zweitrundenspiel, das am Freitag gegen den gesetzten Schotten John Hernderson wäre. Diese Strapazen würde der 35-Jährige allerdings liebend gerne auf sich nehmen. Schon durch die Teilnahme hat Clemens 8300 Euro sicher. Bei einem Sieg in der ersten Runde wären es schon 16 600 Euro. Der Weltmeister bekommt knapp 560 000 Euro. Doch bereits die Teilnahme an der WM ist für „Gaga“ und das Saarland eine Riesensensation.

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