Darmstadt setzt auf Ausgemusterte
Darmstadt · Im Abstiegskampf heißt beim Schlusslicht der neue Hoffnungsträger Hamit Altintop.
(dpa) Mit Abstiegskampf oder Hessen-Derbys hatte Hamit Altintop bislang nicht viel im Sinn. Der Karriereverlauf des ehemaligen Spielers von Bayern München, Real Madrid und Galatasaray Istanbul zeigt: Unterhalb der Champions League hat der 34-Jährige nur selten gespielt. Am Mittwoch stand Altintop zum ersten Mal für Schlusslicht Darmstadt 98 auf dem Trainingsplatz. Dass ein Mann mit seiner Vita zu einem Club wechselt, dem kaum jemand mehr die sportliche Rettung in der Fußball-Bundesliga zutraut - das war die wohl größte Überraschung der gerade zu Ende gegangenen Transferzeit.
"Ich habe meine Entscheidungen bislang immer ein bisschen aus dem Bauch heraus getroffen", sagt Altintop nach seinen ersten Arbeitstagen am Böllenfalltor: "Ich bin voller Optimismus und voller Motivation. Und ich bin glücklich, wieder in der Bundesliga zu sein. Das hätte ich vor einem halben Jahr nicht gedacht."
Sein neuer Verein hat sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Sein erstes Spiel wird dazu an diesem Sonntag um 17.30 Uhr auch noch das schwere Derby beim Tabellendritten Eintracht Frankfurt sein. Doch mit der Verpflichtung von Altintop ist in Darmstadt zumindest die Hoffnung auf den Klassenverbleib wieder etwas größer geworden. "Dass die Situation schwierig ist, das ist jedem bewusst. Aber es sind noch 48 Punkte zu holen. Wir werden nochmal angreifen", sagt der prominente Neuzugang. Präsident Rüdiger Fritsch betont nach sechs Zu- und vier Abgängen im Januar: "Die Transfers sollen ein Signal sein, dass wir uns nicht aufgegeben haben."
In Darmstadt sind sie stolz darauf, jetzt auch ein paar große Namen auf dem Platz zu haben. Altintop, der 84-malige türkische Nationalspieler, soll das Spiel aus dem zentralen Mittelfeld lenken. Sidney Sam, 2014 noch in die deutsche Nationalelf berufen, kommt für alle Positionen direkt vor ihm infrage. Trainer Torsten Frings, der 79-fache Nationalspieler, wollte beide unbedingt holen.
"Mein Wechsel nach Darmstadt ging ganz schnell. Ich habe mit dem Trainer gesprochen - und er hat mich überzeugt", sagt Altintop: "Er ist Fußballer durch und durch. Wir haben früher häufig gegeneinander gespielt. Er hat die richtigen Worte gefunden."
Zur Wahrheit gehört aber auch: Viele andere Angebote lagen für Altintop und Sam nicht vor. Sidney Sam spielte in den vergangenen anderthalb Jahren nur 15 Bundesliga-Minuten für Schalke 04. Er war dort zeitweise verletzt, suspendiert oder einfach nicht mehr gewollt. Altintop wurde in dieser Saison bei Galatasaray nur vier Mal eingewechselt. "Es war nicht so, dass ich nicht spielen konnte. Ich durfte nicht spielen. Der Trainer hat anders entschieden", erklärt er: "Durch meine Verletzungen war der Draht zu den Spielern, zum Verein und zu den Fans bei Galatasaray am Ende etwas beschädigt."