"Darauf habe ich 20 Jahre gehofft"

Hostenbach/Peking. Hunderttausende Tonnen Stahl hat Tom Goegebuer in seiner langen Gewichtheber-Karriere schon zur Decke gewuchtet, zahlreiche belgische Meistertitel gesammelt und viele internationale Wettkämpfe gewonnen. Der Gewinn der Silbermedaille bei der Europameisterschaft im April war sein bislang größter Erfolg

 Starker Belgier: Für den KSV Hostenbach ist Tom Goegebuer die große Stütze. Foto: Jenal

Starker Belgier: Für den KSV Hostenbach ist Tom Goegebuer die große Stütze. Foto: Jenal

Hostenbach/Peking. Hunderttausende Tonnen Stahl hat Tom Goegebuer in seiner langen Gewichtheber-Karriere schon zur Decke gewuchtet, zahlreiche belgische Meistertitel gesammelt und viele internationale Wettkämpfe gewonnen. Der Gewinn der Silbermedaille bei der Europameisterschaft im April war sein bislang größter Erfolg.

Medaille wohl nicht realistisch

Seit fünf Jahren tritt der 33-Jährige für den KSV "Deutsche Eiche" Hostenbach in der 2. Bundesliga an, wo er dank beständig guter Leistungen Haupt-Punktesammler seines Teams und meist Top-Favorit der Wettkämpfe ist. Bei den olympischen Spielen in China wird das anders sein. "Eine Medaille ist nicht realistisch. In meiner Gewichtsklasse bis 56 Kilo dominieren die Asiaten. Das Niveau in Peking wird sehr hoch sein", sagt Goegebuer. Ein Platz unter den ersten Acht wäre ein Erfolg. Aber allein schon mit der Teilnahme bei Olympia erfüllt sich für den Belgier ein großer Kindheitstraum. "Seit 20 Jahren hoffe ich darauf. Ein paar Mal war ich nahe dran. Jetzt ist es mir endlich gelungen", freut er sich auf seinen großen Auftritt in der 6000 Zuschauer fassenden Halle der Luft- und Raumfahrtuniversität. Wenn sich das nur 1,65 Meter große Kraftpaket dort am Sonntag mit den besten Gewichthebern der Welt misst, dann werden seine saarländischen Teamkollegen im Geiste bei ihm sein. "Tom ist einer von uns, ein halber Hostenbacher. Wir treffen uns im Vereinshaus vorm Fernseher und drücken ihm fest die Daumen", sagt Oliver Hirtz. Ein Wechselbad der Gefühle - so nennt Goegebuers Vereinstrainer die nervenaufreibenden Wochen, bis der einzige belgische Gewichtheber mit internationalem Niveau sein Olympia-Ticket in der Tasche hatte. Bei der Europameisterschaft in Italien startete Goegebuer in der niedrigeren Gewichtsklasse bis 56 Kilo. Nach einem positiven Dopingbefund des Erstplatzierten gewann er zwar Silber, das Abspecken hatte aber Kraft gekostet und so erfüllte die gezeigte Leistung die hohe nationale Olympia-Norm nicht. Das nationale belgische Olympiakomitee habe ihn danach gebeten, mit der Vorbereitung weiterzumachen und sich bereitzuhalten. Goegebuer erzählt: "Das war eine spannende Zeit für mich."

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Seine Beharrlichkeit sollte sich auszahlen. Nach der Disqualifikation der gesamten bulgarischen Mannschaft wegen Dopings wurden die frei gewordenen Startplätze auf andere Länder verteilt. Auch an Belgien. Goegebuer war am Ziel. Das Vertrauen des Verbandes bestätigte der Vorzeigeathlet später beim Turnier in Heidelberg, wo er in sechs gültigen Versuchen 260 Kilo stemmte und die verlangte nationale Norm quasi nachlieferte. Bis zum Wettkampf am Sonntag will der Hostenbacher Gewichtheber noch leicht abspecken. Seine Form sei aber bestens, versichert er: "Ich habe lange gekämpft für meinen Traum. Ein Platz unter den ersten Acht, vielleicht mit einem belgischen Rekord - dann wären die Spiele erfolgreich für mich."

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