Fußball-WM in Russland Dank Fairplay ins Achtelfinale

Samara · Japan kommt trotz des 0:1 gegen Polen weiter, weil der Senegal 0:1 gegen Gruppensieger Kolumbien verliert.

Als seine Mannschaft durch einen historischen Fairplay-Entscheid das Achtelfinale erreicht hatte, fiel dem Zocker Akira Nishino ein Stein vom Herzen. Nach einer waghalsigen Pokerpartie seines Trainers verlor Japan im Glutofen von Wolgograd gegen die bereits ausgeschiedenen Polen 0:1 (0:0), entschied aber das Duell um den zweiten Platz gegen das punkt- und torgleiche Senegal für sich.

Ausschlaggebend war am Ende, dass die von Nishino durchrotierten Japaner im Turnierverlauf drei Gelbe Karten weniger kassiert haben als die Senegalesen und in der Fair-Play-Wertung deshalb besser platziert waren. Die Afrikaner verloren in Samara ebenfalls 0:1 gegen Kolumbien. Auf diese Weise ist in der WM-Geschichte noch nie eine Gruppe entschieden worden. „Natürlich war diese Situation sehr komisch. Wir haben das Achtelfinale erreicht. Deswegen bin ich zufrieden. Wir müssen im Achtelfinale besser spielen gegen Belgien oder England. Wir müssen alle zusammen hart arbeiten“, sagte Japans Kapitän Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt.

Nishino fuhr sich nach dem Abpfiff immer wieder nervös durch die Haare, die Spieler zitterten gemeinsam an der Seitenlinie, und auf der Tribüne starrten Tausende japanische Fans gebannt auf ihre Handys. Als die erlösende Nachricht aus dem 630 Kilometer entfernten Samara kam, fielen sich alle erleichtert in die Arme.

Bayern-Star Robert Lewandowski und seine Polen, die schon vor dem Spiel keine Chance mehr auf den Achtelfinal-Einzug hatten, reisen immerhin mit dem ersten Sieg im Gepäck nach Hause. Der Bundesliga-Torschützenkönig verlässt Russland allerdings ohne Treffer, er blieb wie schon häufiger in dieser Saison in wichtigen Spielen den Beweis seiner angeblichen Weltklasse schuldig. Das Tor in Wolgograd erzielte Jan Bednarek (59.).

Trainer Nishino hatte vor dem Gruppenfinale völlig überraschend seine Erfolgself auseinandergerissen. Er stellte sein Team im Vergleich zum 2:2 gegen den Senegal gleich auf sechs Positionen um, viel Prominenz blieb zunächst draußen. Unter anderem der Dortmunder Shinji Kagawa, der Kölner Yuya Osako und auch Kapitän Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt saßen auf der Bank. Gotoku Sakai, Spielführer des Zweitligisten Hamburger SV, kam dagegen zu seinem ersten WM-Einsatz.

Die quirligen Asiaten rissen vor 42 189 Zuschauern schnell die Spielkontrolle an sich und setzten auch in der Offensive Akzente, ohne allerdings wirklich gefährlich zu werden. Die beste Chance hatten aber die Polen. Ein sehenswerter Kopfball von Kamil Grosicki entschärfte Eiji Kawashima mit einer spektakulären Parade. Die Torlinientechnik zeigte, wie knapp es war: Der Ball hatte schon etwas mehr als zur Hälfte die Torlinie überquert. Wenig später konnte aber auch der Torhüter nichts mehr machen. Nach einem Freistoß von Rafal Kurzawa ließ die japanische Hintermannschaft Bednarek völlig frei stehen. Der Abwehrspieler hatte keine Probleme, sein erstes Länderspieltor zu erzielen. Danach begann das Zittern – mit einem Happy End.

In Samara sanken derweil Senegals Spieler völlig konsterniert auf den Rasen. Sie schieden als letztes afrikanisches Team aus. Davor waren bereits Tunesien, Marokko, Ägypten und Nigeria in der Gruppenphase gescheitert. Die Kolumbianer feierten dagegen mit ihren rund 20 000 lautstarken Fans den 1:0 (0:0)-Sieg. Wermutstropfen: Starspieler James Rodriguez zog sich eine Muskelverletzung zu und musste früh ausgewechselt werden.

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