"Dafür trainieren und leben wir"Jendrisek schießt sich in eine komfortable Verhandlungssituation

Kaiserslautern. Wenn heute Abend um 20.15 Uhr in Kaiserslautern das Spiel der Spiele in der 2. Fußball-Bundesliga steigt, herrscht auf dem Betzenberg Ausnahmezustand. 44 000 Fans dürften beim Gipfeltreffen zwischen Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern und dem Zweiten FC St. Pauli das Fritz-Walter-Stadion in ein Tollhaus verwandeln. Ein Fieber, das vor den Spielern nicht Halt macht

 Emotionen pur: Wenn heute das Spiel des 1. FC Kaiserslautern gegen St. Pauli angepfiffen wird, steht der Betzenberg Kopf. Foto: dpa

Emotionen pur: Wenn heute das Spiel des 1. FC Kaiserslautern gegen St. Pauli angepfiffen wird, steht der Betzenberg Kopf. Foto: dpa

Kaiserslautern. Wenn heute Abend um 20.15 Uhr in Kaiserslautern das Spiel der Spiele in der 2. Fußball-Bundesliga steigt, herrscht auf dem Betzenberg Ausnahmezustand. 44 000 Fans dürften beim Gipfeltreffen zwischen Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern und dem Zweiten FC St. Pauli das Fritz-Walter-Stadion in ein Tollhaus verwandeln. Ein Fieber, das vor den Spielern nicht Halt macht. "Über 40 000 im eigenen Stadion ist unglaublich. Dafür trainieren und leben wir", sagt Mittelfeld-Dribbler Sidney Sam mit sympathischem Pathos.

Der bis Saisonende vom HSV ausgeliehene Offensivmann, dessen sportliche Zukunft nach wie vor offen ist ("Ich konzentriere mich auf den FCK. Das ist mein Club und meine Mannschaft jetzt"), erwartet gegenüber dem glänzenden 2:1-Auswärtssieg des FCK am Hamburger Millerntor sogar noch eine Steigerung. "St. Pauli hat die beste Offensive, aber wir haben eine sehr gute Defensive, die für uns spricht. Das wird noch geiler als das Hinspiel." Auch FCK-Keeper Tobias Sippel verspricht: "Der Betze wird beben. Wir wollen den Fans ein tolles Spiel bieten. Es geht seit anderthalb Jahren wieder bergauf und man spürt die Euphorie überall. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, vor diesen Fans zu spielen."

Das Topspiel der 2. Liga elektrisiert auch die FCK-Fans. "Die Stimmung ist perfekt. Nach den zwei verlorenen Spielen gab es ein paar Bedenken, aber jetzt sind wir euphorisch", freut sich der erste Vorsitzende des FCK-Fan-Clubs "Betze-Bummler" aus Humes, Uwe Ziegler. Auch Helga Huber vom "FCK-Fan-Club Fairplay" aus Wittlich/Landstuhl hat nach den sportlichen Rückschlägen der Vergangenheit neue Zuversicht. "Man freut sich wieder auf die Spiele. Die Talsohle ist durchschritten."

Die Freude der Fans über den sportlichen Höhenflug wird allerdings durch die wirtschaftlichen Probleme des Vereins gedämpft. "Der Aufstieg ist wirtschaftlich sehr nötig, auch wenn wir dort gegen den Abstieg spielen werden, weil das Geld nicht reicht. Das ist schon frustrierend", sagt Huber. Uwe Ziegler ärgert sich über den zeitlichen Abstand, mit dem die Altlasten zum Vorschein kommen. "Die neue Steuerrückzahlung ist aus den Jahren 2000 bis 2003. Wieso erfährt das der Vorstand erst jetzt? Wir haben so wenig Informationen, warum, wieso, weshalb." Seine Liebe zum FCK kann das aber nicht erschüttern. "Wir müssen jetzt da durch." Mit einem Sieg gegen St. Pauli käme der FCK dem Ziel Erste Liga näher.

Dass für diesen Schritt Nüchternheit vonnöten ist, dass Emotionen hindern können, weiß FCK-Trainer Marco Kurz. "Beide Teams wollen gewinnen. Ich erwarte deshalb eine beiderseits offensive Ausrichtung mit aufmerksamer Abwehr", sagte der 40-jährige Fußball-Lehrer in seiner eigenen Diktion über das Spiel. Es werde darauf ankommen, welche Mannschaft das "schnelle Umschalten von Defensive auf Offensive und umgekehrt perfektioniert", sagt er. Aus einer starken Abwehr heraus will Kurz also ein schnelles Offensivspiel aufziehen und den Gegner damit "hochkonzentriert unter Druck setzen". Gelingt das, wird der Betze sicher noch ein wenig mehr beben.

Kaiserslautern. Der 1. FC Kaiserslautern wird heute im Spitzenspiel gegen den FC St. Pauli zum 23. Mal in Serie in der Abwehr mit der Viererkette Florian Dick, Martin Amedick, Rodnei und Alexander Bugera auflaufen. Zu Recht, schließlich ist die Kette die beste Abwehr der Liga (17 Gegentore). Doch der FCK hat auch im Angriff mittlerweile einiges zu bieten. So präsentierte sich Stürmer Erik Jendrisek (Foto: dpa) mit zuletzt drei Toren in zwei Spielen als Mann der Stunde. Der Slowake, der von FCK-Trainer Marco Kurz zwischenzeitlich auf die Bank beordert wurde, dürfte seinen Startplatz zurückerkämpft haben.

"Ich wollte dem Trainer zeigen, dass ich spielen will. Ich denke, das war von meiner Seite eine gute Antwort. Ich habe gezeigt, dass ich die Qualität habe", gibt der 23-Jährige sichtlich selbstbewusst zu Protokoll.

Jendrisek, der zum WM-Kader der slowakischen Nationalmannschaft gehört und dessen Vertrag in Lautern im Sommer ausläuft, ist in einer komfortablen Situation. Das weiß auch der Spieler, der die Verhandlungen mit dem Verein über eine Verlängerung vorerst auf Eis gelegt hat. "Ich möchte für die Entscheidung kein Datum nennen. Ich denke jetzt nur an Fußball und nicht an den Vertrag. Das bringt mehr, als zu viel nachzudenken", lässt sich Jendrisek nicht in die Karten schauen. "Ich muss mir zuerst klar werden, was der richtige Schritt für mich ist, um meine Karriere weiter zu entwickeln."

An alternativen Angeboten dürfte es dem Mittelstürmer nicht mangeln. Vergangene Saison schoss er in 33 Spielen 14 Tore, dieses Jahr kommt er in 20 Spielen auf neun Tore. Auf 1,6 Millionen Euro wird sein Marktwert taxiert.

Kurz zeigt Verständnis für die Zurückhaltung seines gefährlichsten Angreifers. "Er ist jung, er ist gut drauf und er ist WM-Teilnehmer - was besseres gibt es doch nicht. Ich würde mir auch Zeit lassen", will der Trainer keinen zusätzlichen Druck aufbauen, macht aber deutlich, dass "wir nach wie vor sehr interessiert sind, ihn zu halten". rti

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