Cudinovic meistert seinen Spagat

Saarbrücken · Der Ringer des KSV Köllerbach hat bei den U23-Europameisterschaften in Ungarn seine zweite internationale Medaille gewonnen.

 Stolz zeigt Gennadij Cudinovic, Ringer des Bundesligisten KSV Köllerbach, die Bronzemedaille, die er bei der U23-Europameisterschaft in Ungarn gewonnen hat. Foto: Schlichter

Stolz zeigt Gennadij Cudinovic, Ringer des Bundesligisten KSV Köllerbach, die Bronzemedaille, die er bei der U23-Europameisterschaft in Ungarn gewonnen hat. Foto: Schlichter

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Langfinger und andere Gauner sollten sich schon mal nach einem neuen Betätigungsfeld umsehen. Wenn nämlich künftig Kommissar Gennadij Cudinovic zupackt, gibt es kaum ein Entrinnen mehr. Das musste jetzt auch Cudinovics Konkurrenz bei der U23-EM in Szombathely in Ungarn einsehen, wo der Ringer des KSV Köllerbach die Bronzemedaille erkämpfte.

"Ich hatte vor dem Turnier ein paar gesundheitliche Probleme, konnte nicht so trainieren, wie ich mir das vorgestellt hatte", erzählt der 23-Jährige, der in der Gewichtsklasse bis 97 Kilo Freistil antritt: "Dementsprechend verhalten bin ich dann auch gestartet." Gegen den Franzosen Jordan Noblet gab es ein 16:8, im Viertelfinale hatte der Slowake Gabriel Tysz beim 10:0 keine Chance. "Im Halbfinale hat mich der Junioren-Weltmeister aus Russland dann gleich am Anfang erwischt. Da war dann nichts mehr zu machen", sagt Cudinovic über die 0:10-Niederlage gegen Georgii Gogaev. Der Köllerbacher hatte sich die Kräfte aber richtig eingeteilt, legte im Kampf um Platz drei gegen den Ungarn Balasz Juhasz eine Schippe drauf und holte Bronze.

"Das ist natürlich klasse, aber über meinen dritten Platz bei der Junioren-EM 2014 hab ich mich fast noch mehr gefreut", sagt der in Kasachstan geborene Cudinovic, der im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern und dem älteren Bruder Vasilij ins Saarland gekommen ist. "Vasilij hat Sambo gemacht. Das ist eine Mischung aus Ringen und Judo. Er hat mich dann auch zum Ringen gebracht", erinnert sich Cudinovic.

In der Jugend hat der Athlet, der am Olympiastützpunkt in Saarbrücken wohnt und trainiert, in beiden Stilarten gerungen. "Gennadi Korban hat mir geraten, griechisch-römisch zu ringen", erzählt Cudinovic vom Tipp des Olympiasiegers, Ex-Weltmeisters und Köllerbacher Ringerlegende: "Jetzt ist er zu mir gekommen und meinte, die Stilart sei egal, ich hätte einfach Talent."

Jetzt ist aber zunächst die Schulbank angesagt. Seine Diplomarbeit zum Thema "Videoüberwachung im öffentlichen Raum" hat der angehende Polizist abgegeben. Jetzt steht die Vorbereitung auf die Abschlussklausuren an. Cudinovic gehört zwar zur Sportfördergruppe und kann darum öfter trainieren. Doch auch er muss wie alle anderen die Ausbildungsziele in dreieinhalb Jahren erreichen. "Der Spagat ist groß. Ich habe ja etliche Fehlzeiten wegen Lehrgängen und Wettkämpfen. Dann heißt es oft nacharbeiten."

Da kommt ihm entgegen, dass die Auswärtsfahrten in der neuen Ringer-Bundesliga nicht mehr so weit sind. "Es wird viele Derbys geben", sagt Cudinovic angesichts von nun vier saarländischen Vereinen in der höchsten deutschen Klasse: "Ich bin gespannt, wie die Fans das annehmen."

Cudinovic ist ein intelligenter Junge, hinterfragt Dinge kritisch, sucht nach Verbesserungsmöglichkeiten. Im Februar 2018 stehen für den Kommissar-Anwärter die mündlichen Prüfungen an - nach Abschluss der Ausbildung will er sportlich richtig angreifen. "Mein Ziel?", fragt er kurz und antwortet wie aus der (Dienst-)Pistole geschossen: "Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen." Die Gauner haben also Galgenfrist.

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