Ringer-EM in Russland Cudinovic gilt schon als Geheimfavorit

Saarbrücken · Der Köllerbacher Ringer tritt bei der Europameisterschaft in Russland an – und hofft auf die Unterstützung der heimischen Zuschauer.

 Gennadij Cudinovic ist ein Schrank, eine Maschine. Auf der Matte kennt der Ringer des KSV Köllerbach keine Gnade. Das will er auch bei der Europameisterschaft in Russland unter Beweis stellen.

Gennadij Cudinovic ist ein Schrank, eine Maschine. Auf der Matte kennt der Ringer des KSV Köllerbach keine Gnade. Das will er auch bei der Europameisterschaft in Russland unter Beweis stellen.

Foto: Andreas Schlichter

Er ist das, was man landläufig eine „Maschine“ nennt. 1,90 Meter groß, 101 Kilo schwer. Ein Kraftpaket. Einer, mit dem man auf den ersten Blick keinen Ärger bekommen will. Und doch zeigt sich Gennadij Cudinovic am Ende des Gesprächs mit der Saarbrücker Zeitung von einer ganz anderen Seite: „Vergiss nicht, nächsten Freitag unbedingt die Daumen zu drücken.“

Denn da startet der Freistil-Ringer des KSV Köllerbach erstmals im Männerbereich bei einer Europameisterschaft. „Die russischen Zuschauer sind extrem fanatisch“, blickt der 24-Jährige voraus auf die Wettkämpfe in Kaspijsk am kaspischen Meer: „Vielleicht feuern mich ja auch einige von denen an – wegen meines Familiennamens.“

Cudinovic wurde in Kasachstan geboren, seine Mama ist Halbrussin, der Vater stammt aus der Ukraine. Aus Russland kommen auch viele der Konkurrenten. „Auch für Usbekistan, Mazedonien, Aserbaidschan oder Spanien starten ehemalige Russen“, erzählt Cudinovic: „Während wir in Deutschland vielleicht ein oder zwei Spitzenringer pro Gewichtsklasse haben, sind es in Russland 50. Dort ist Ringen halt Volkssport.“

Die Vorbereitung auf die EM war nicht immer einfach. Im Herbst standen für den Köllerbacher die Abschlussprüfungen der Polizeiausbildung an. die Doppelbelastung von Sport und Studium soll über die Sportfördergruppe zwar abgemildert werden, das gelang aber nicht zu 100 Prozent. Cudinovic musste in die Nachprüfung. „Vorletzte Woche habe ich endlich meinen Stern bekommen“, erzählt der Freistiler über seine Beförderung zum Kommissar: „Natürlich habe ich viel Energie für meine berufliche Zukunft verwenden müssen. Umso mehr will ich jetzt sportlich durchstarten.“

Ein Trainingslager in Polen bildete den Abschluss der EM-Vorbereitung. Bei einem internationalen Turnier erreichte der Saarländer Platz drei. Mit dem Russen Vlacheslav Sugako, der in der kommenden Saison wahrscheinlich für den KV Riegelsberg antreten wird, hatte sich Cudinovic zuvor einen adäquaten Trainingspartner an die Saarbrücker Sportschule eingeladen. Ansonsten arbeitet er viel mit Altmeister Andrij Shyyka. „Der ist Trainer, Mannschaftskamerad, Freund und Helfer auch abseits des Sports“, erzählt Cudinovic: „Wir arbeiten viel an Technik und Taktik. Und laufen kann Andrij wie ein Äthiopier.“

Bei den Junioren und der U23 schaffte Cudinovic jeweils Platz drei in Europa – ein Ergebnis, das für viele Experten auch in Kaspijsk nicht unrealistisch ist. „Es kommt viel auf die Auslosung an. Das Niveau ist hoch“, sagt der Köllerbacher: „Mir ist egal, wer Favorit ist. Ich schaue auf mich. Ein Platz unter den ersten Fünf wäre toll.“

Das große Talent von Gennadij Cudinovic ist bekannt. Auch seine Einstellung, auf der Matte und für die Mannschaft alles zu geben. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet er in der abgelaufenen Saison sich auch stilartfremd in den Dienst des KSV gestellt hat und trotz langwieriger Daumenverletzung einen großen Anteil am Erreichen der Finalkämpfe hatte. „Ich bin da, wenn ich gebraucht werde“, sagt der Blondschopf mit einem Lächeln.

An diesem Mittwoch geht sein Flieger nach Russland. Bis dahin wird noch am Gewicht und an der Explosivität gearbeitet. Und am Freitag heißt es dann für die Ringsportfreunde im Saarland: Daumendrücken für die feinfühlige Maschine aus dem Köllertal, die zu ihrer ersten EM auf die Matte geht.

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