Chisoras Karriere als Boxer dürfte zu Ende sein

München. Weit über fünf Millionen Klicks innerhalb von 24 Stunden: Dereck Chisora und David Haye haben mit ihrer wüsten Schlägerei in der Nacht zu Sonntag in München beim Internet-Videoportal YouTube für einen Hit gesorgt. Die Faszination des Grauens. Offiziell sind der britische Boxverband, Sportler und Fans weltweit nicht begeistert

München. Weit über fünf Millionen Klicks innerhalb von 24 Stunden: Dereck Chisora und David Haye haben mit ihrer wüsten Schlägerei in der Nacht zu Sonntag in München beim Internet-Videoportal YouTube für einen Hit gesorgt. Die Faszination des Grauens.Offiziell sind der britische Boxverband, Sportler und Fans weltweit nicht begeistert. Wie wüste Pub-Schläger gingen Chisora und Ex-Boxer Haye nach Chisoras Niederlage im WM-Kampf gegen Vitali Klitschko aufeinander los. Blut floss, Flaschen flogen, Chisora kündigte an, Haye zu erschießen. "Ich bin geschockt und zutiefst empört", erklärte Wladimir Klitschko in einem offenen Brief im Internet: "Solch ein Verhalten muss Konsequenzen nach sich ziehen, damit der Boxsport sein Ansehen nicht verliert."

Dass auf Chisora Konsequenzen zukommen, ist unausweichlich. Die Polizei in München ermittelt gegen den Londoner wegen Körperverletzung, Verdacht der gefährlichen Körperverletzung und Bedrohung. Chisora wurde am Sonntag verhört. "Er durfte nach einer Sicherheitsleistung und Nennung einer Zustell-Adresse in Deutschland wieder gehen", sagte Polizeisprecher Wolfgang Wagner. Die Ermittlung gegen David Haye läuft ebenfalls, wie Wagner erklärte: "Ihn wollen wir noch vernehmen."

Der nicht mehr aktive Ex-Weltmeister Haye kann vom Berufsboxverband "British Boxing Board of Control" (BBBC) nicht mehr sanktioniert werden - Chisora hingegen schon. "Das BBBC untersucht das Verhalten des lizenzierten Boxers Dereck Chisora vor, während und nach dem Kampf um die WBC-Weltmeisterschaft gegen Vitali Klitschko", teilte der Verband mit. Generalsekretär Robert Smith schloss eine lebenslange Sperre nicht aus: "Natürlich ist das möglich. Das Board kann bestrafen, sperren und es kann eine Lizenz entziehen."

Der Präsident des britischen Amateurboxverbandes, Richard Carborn, befürchtet "gewaltigen Schaden" für den Sport und forderte harte Konsequenzen: "Das Boxen wurde schwer geschädigt. Das kann immense Folgen für tausende junge Menschen überall auf der Welt haben, die diesen Sport lieben."

Die Karriere von Chisora dürfte also zu Ende sein. "Er hat keinen Stil und ist eine Schande für den Sport", sagte der auf der Insel populäre ehemalige Supermittelgewichts-Champion Carl Froch: "Er hat sich von Anfang bis Ende erbärmlich benommen." Chisoras Promoter Frank Warren war ebenfalls fassungslos: "Ich war angewidert, das hat dem britischen Boxen keinen Gefallen getan. Es war inakzeptabel und dumm." Was nun auch Chisora selbst erkannte. Deutlich kleinlauter als am Sonntag entschuldigte sich der 28-Jährige gestern in einer Mitteilung "von ganzem Herzen" für die Schlägerei: "Egal ob ich provoziert wurde oder nicht: Mein Verhalten war komplett unprofessionell." Allerdings ergänzte er, dass Haye ihn zuerst mit einer Flasche geschlagen habe.

Chisora hatte bereits beim Wiegen am Donnerstag für einen Skandal gesorgt, als er Vitali Klitschko eine Ohrfeige verpasste. Dafür musste er 50 000 britische Pfund Strafe zahlen. Vor dem Kampf, den er nach Punkten verlor, spuckte er Vitalis Bruder Wladimir Klitschko Wasser ins Gesicht. "Wir werden uns nach den schlechten Erfahrungen mit britischen Boxern nun anderen Ländern zuwenden", kündigte Klitschko-Manager Bernd Bönte an.

Die Staatsanwaltschaft in München sucht derweil mit Hilfe der britischen Behörden nach David Haye. "Er hatte Deutschland schon verlassen, als wir ihn befragen wollten", meinte Sprecher Wagner. Haye beteuerte indessen: "Ich werde die Boxverbände bereitwillig bei jeder Untersuchung unterstützen, die sie einleiten." dapd/dpa

"Mein Verhalten war komplett unprofessionell."

Skandal-Boxer

Dereck Chisora

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