"Chichos" zwei Gesichter

Homburg. Die zwei Gesichter des Nenad Josipovic könnten unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite ist der Trainer des Basketball-Zweitligisten Saar-Pfalz Braves ein nüchterner, zurückhaltender und ruhiger Zeitgenosse. Zu diesem Bild passt seine Wohnungseinrichtung - spartanisch, wenige Möbel, keine Dekoration, geschweige denn Trophäen, Pokale oder Auszeichnungen

Homburg. Die zwei Gesichter des Nenad Josipovic könnten unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite ist der Trainer des Basketball-Zweitligisten Saar-Pfalz Braves ein nüchterner, zurückhaltender und ruhiger Zeitgenosse. Zu diesem Bild passt seine Wohnungseinrichtung - spartanisch, wenige Möbel, keine Dekoration, geschweige denn Trophäen, Pokale oder Auszeichnungen. Auf der anderen Seite gibt es den impulsiven, brüllenden Vulkan, der jedes Wochenende an der Außenlinie des Basketball-Feldes auf und ab tigert, wild gestikuliert und flucht. "Ich komme aus der Region Dalmatien in Kroatien. Wir sind bekannt dafür, temperamentvolle Ausbrüche zu bekommen", erklärt der 46-Jährige schmunzelnd.

Vor zehn Jahren kam Josipovic nach Deutschland. Seine Frau, die in einer Schule arbeitet, und die drei Kinder blieben in der Heimatstadt Split. "Das ist natürlich nicht so einfach, aber wir telefonieren jeden Tag miteinander", sagt der Braves-Trainer wehmütig. Nur in der Sommerpause und über Weihnachten fährt der Familienvater nach Hause.

Josipovic hat sich dem Basketball verschrieben. Seit 32 Jahren steht er als Spieler oder Trainer auf dem Feld. "Es ist wie eine Krankheit, von der ich nicht geheilt werden kann. Sie wird sogar jedes Jahr stärker", beschreibt der Kroate seine Besessenheit mit trockenem Humor. Ausgebrochen ist seine "Krankheit" als er 14 Jahre alt war. Da gewann er mit einer bunt zusammengewürfeltem Mannschaft die jugoslawische Schülermeisterschaft. Ein Erfolg, auf den er stolz ist. "In unserer Mannschaft waren nur zwei Basketballer, sogar unser Trainer kam aus der Leichtathletik. Es war ein unglaublicher Erfolg mit dieser Truppe, den ich immer in Erinnerung behalte", erzählt Josipovic mit strahlenden Augen.

Dieser Tage arbeitet er unter professionelleren Bedingungen. Auf seinem Wohnzimmertisch liegen zwei Handys und ein Festnetztelefon - neben DVDs zur Videoanalyse seine wichtigsten Arbeitsinstrumente. Er ist ein akribischer Arbeiter, der sich bis tief in die Nacht mit dem Basketball auseinandersetzt und nichts dem Zufall überlassen möchte.

Gut vorbereitet werden Josipovic und seine Saar-Pfalz Braves auch heute sein, wenn es ab 20 Uhr im Sportzentrum Homburg-Erbach gegen den ungeschlagenen Tabellenführer BBC Bayreuth geht. Ein echter Gradmesser für die Homburger. "Von der Besetzung sicherlich besser als einige Bundesligisten", glaubt Josipovic. Zu den eigenen Ambitionen gibt sich "Chicho", wie er in Kroatien genannt wird, philosophisch: "Ich bin kein Optimist, kein Pessimist, sondern Realist." Die Spieler können ihrem Trainer gegen Bayreuth jedenfalls beweisen, dass sie schon ganz vorne mitspielen können. "Chicho" wird sich heute aber auf jeden Fall wieder von seiner zweiten, temperamentvollen Seite zeigen - wie jedes Wochenende.

"Es ist wie eine Krankheit, von der ich nicht geheilt werden kann. Sie wird sogar jedes Jahr stärker."

Braves-Trainer

Nenad Josipovic

über Basketball

Auf einen Blick

Neun Spiele, neun Siege - mit weißer Weste thront der BBC Bayreuth an der Spitze der 2. Basketball-Bundesliga und wird seiner Favoritenrolle auf den Aufstieg bisher eindrucksvoll gerecht. Nachdem Bayreuth das Ziel Aufstieg im vergangenen Jahr knapp verpasst hat, wurde nochmals kräftig in die Mannschaft investiert, so dass Trainer Andreas Wagner über eine bundesligareife Mannschaft verfügt. "Wir haben für die neue Saison ein Ziel - den Aufstieg in die BBL", stellte Geschäftsführer Manfred Schöttner vor der Saison klar. Vor allem der breit aufgestellte Kader mit neun gleichwertigen Spielern ist beeindruckend - und gleichzeitig die größte Stärke der Franken. hej

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